Machtlos
ist?“
„Nein“, antwortete Lenir grinsend, „Albert ist ein Mensch. Aber er kennt unser Geheimnis und steht schon viele Jahre treu an unserer Seite.“ Bei diesen Worten nickte er Albert anerkennend zu.
Kerstin seufzte. Sie war verwirrt. Ihr wurde der Raum langsam zu eng.
Lenir lächelte seine Gefährtin zärtlich an. „Ich denke, wir beiden verkrümeln uns jetzt erst mal… Was hältst du von einem langen Spaziergang?“
„Frische Luft! Ja, bitte.“
„Und wenn du willst, dann kann ich dir auch das eine oder andere erklären.“ Lenir nahm Kerstins Hand und stand auf.
„Mal sehen… Lass uns erst mal raus hier“ , gab seine Gefährtin abwartend zurück und stand ebenfalls auf.
„Also dann bis später!“, rief Lenir fröhlich in die Runde.
Die anderen verabschiedeten das Paar und Lenir verließ mit Kerstin den weißen Salon.
Abrexar blickte fragend in die Runde. „War das jetzt schon zu viel für Kerstin?“
„Ja, es scheint so“ , gab Victoria vorsichtig zurück.
Der alte Schwarze sah ihr prüfend in die Augen.
Und so ergänzte sie: „Sie ist verwirrt und sich nicht sicher, ob sie das alles glauben kann. Aber sie weiß es ja auch erst seit gestern Abend“ , nahm Victoria ihre Freundin in Schutz.
Abrexar seufzte. „Naja. Lenir ist bei ihr. Das wird sich schon finden…“
Dann wurde sein Blick geschäftsmäßig. „Wir sollten auch für Kerstin Unterricht einplanen. Sie muss so schnell wie möglich mit unserer Kultur vertraut werden und lernen, sich abzuschirmen. Ganz zu schweigen von all den anderen Zaubern.“ Er legte seinen Zeigefinger nachdenklich an die Schläfe und stellte fest: „Sie braucht einen Mentor. Nur wen?“
Jaromir lächelte. „Manchmal ist weniger mehr, alter Meister. Ich weiß, dass du sehr viel Wert auf eine solide Ausbildung legst, aber ich denke, wir sollten das in den nächsten Wochen einfach Lenir überlassen.“
Abrexar zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Lenir war nicht gerade sein begnadetster oder gar fleißigster Schüler gewesen.
„Jaromir hat recht“, stimmte Victoria zu. „Die beiden müssen sich erst mal zusammenraufen. Und sooo schlecht kann Lenni nicht sein, denn schließlich hast DU ihn ja ausgebildet“, fügte sie zwinkernd hinzu.
Abrexar grinste. „Na gut. Wir lassen es erst mal so.“
Dann nahm er sich ein Brötchen und sagte: „Während ich frühstücke, kann ich euch von der Sitzung gestern berichten… Ihr könnt euch denken, dass Jalina alles andere als begeistert ist. Am besten zeige ich es euch. Beginnen wir mit meinem Besuch bei Jalina am Mittwoch. Kurz nachdem ich euch gestern verlassen hatte, erreichte mich eine Botschaft von Jalina mit der Bitte um Konsultation.“
Während er sein Brötchen mit Himbeermarmelade bestrich und zu kauen begann, teilte er seine Erinnerungen. Victoria sah in Abrexars Geist eine große Halle, deren goldene Wände im Licht von zahllosen Kronleuchtern funkelten und glitzerten. An einer Wand war ein großes Podest aufgebaut, das ebenfalls funkelte. Erstaunt erkannte sie, dass es über und über mit zum Teil faustgroßen, kunstvoll geschliffenen Edelsteinen besetzt war. Hierauf thronte Jalina. Rechts und links neben dem Podest hatten sich zwei weitere goldene Drachen niedergelassen und blickten Abrexar hoheitsvoll entgegen.
Die goldene Drachenkönigin war strahlend schön und majestätisch. Etliche ihrer Schuppen waren mit Edelsteinen besetzt und sie trug funkelndes Geschmeide. Ihr anmutiges Haupt war mit einer kleinen, stilvollen Krone geschmückt. Sie lächelte Abrexar warm an und empfing ihn ausgesucht höflich und formvollendet: „Willkommen Abrexar, Truchsess der Schwarzen. Es ist mir eine große Freude, dich hier begrüßen zu dürfen. Ich freue mich sehr, dass du meiner Bitte um Konsultation nachgekommen bist.“ Jalinas Lächeln wurde dankbar.
Die Königin sprach Latein, doch Jaromir übersetzte simultan für Victoria, so dass sie alles verstand.
Abrexar verneigte sich. „Sei gegrüßt, Jalina, Königin der Golden. Vielen Dank, dass du und deine Beraterinnen mir die Ehre erweisen, hier sprechen zu dürfen. In welcher Angelegenheit kann ich dir mit meinem Wissen dienen?“
Jalinas Gesicht zeigte ehrliche Betroffenheit. Mitfühlend erklärte sie: „Mir wurde zugetragen, dass Victoria gejagt wurde und ihren Verfolgern nur knapp entkommen konnte. Auch wenn uns die Menschenangelegenheiten nichts angehen, so bin ich natürlich um unsere Gefährtin besorgt und muss wissen, wie es ihr
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