Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
Vom Netzwerk:
die Orientierung und Eiseskälte kroch in ihre Knochen. Ihr Magen spielte verrückt.
    Dieser unvorbereitete Sprung war schlimm und erinnerte sie an ihren ersten Sprung. Mit wachsendem Entsetzen dachte Victoria: „Wieso nimmt das kein Ende? Warum kommen wir nicht an?“
    „Ruhig Kleines, gleich ist es vorbei“ , hörte sie Jaromirs Stimme.
    Dann war endlich wieder strahlender Sonnenschein und blauer Himmel über Victoria.
    Ihr war speiübel. Sie musste würgen und kämpfte dagegen an, sich übergeben zu müssen.
    „Es tut mir leid, Kleines, aber wir mussten springen. Der Pilot hatte Kerstin und dich schon gesehen und glaubte zu träumen.“
    Victoria atmete tief durch und stöhnte.
    Dann erkannte sie, dass Jaromir zu ihrem Hochplateau im Gebirge gesprungen war. Ein paar Meter entfernt landete Lenir gerade mit Kerstin auf der felsigen Fläche.
    Langsam ließ ihre Übelkeit etwas nach. Sie atmete noch einmal tief durch. „Warum kam mir dieser Sprung so unendlich lang vor? Wir waren doch schon häufiger hier und so schlimm wie heute war die Reise noch nie.“
    „Ein Sprung durch die Nebel hängt weniger von der eigentlichen Entfernung des Ziels ab, als vielmehr von deiner Verfassung und davon, wie gut du vorbereitet bist“ , erklärte Jaromir. Dann fügte er zerknirscht hinzu: „Und ich hätte einfach nicht so viel auf Lenirs Kunststücke achten dürfen, sondern vielmehr auf die Umgebung. Das Waldstück liegt in der Nähe des Sportflughafens «Hungriger Wolf» und wir sind durch Lenirs wilde Manöver viel zu nah an das Flugfeld geraten. Darum habe ich den verflixten Segler auch erst so spät gesehen. Es tut mir wirklich leid, Victoria. Das war unverantwortlich von mir – gerade auch wegen Kerstin.“
    Victoria blickte besorgt zu ihren Freunden hinüber.
    Den beiden schien nichts zu fehlen. Ganz im Gegenteil: Es ging ihnen blendend.
    „Das war eben ja wohl der Hammer!“, rief Kerstin begeistert. „Waren das die Nebel?“
    Lenir bestätigte es ihr.
    „Wahnsinn!!! Das ist ja voll cool! Komm, Lenir, lass uns das noch mal machen!“, drängte Kerstin.
    „Ist sie wirklich durch die Nebel gesprungen?“ , fragte sich Victoria verwirrt. „Das kann doch gar nicht sein.“ Sie sah sich um und erwartete halb, irgendwo eine offene Tür zu sehen, durch die die zwei spaziert waren.
    Auch Jaromir war verwundert.
    „Ist dir denn gar nicht schlecht geworden?“, fragte Victoria.
    „Schlecht? Wieso?“ Kerstin verstand gar nicht, worauf Victoria hinauswollte.
    „Also für mich fühlt sich eine Reise durch die Nebel so an…“, antwortete Victoria und schickte Kerstin ihre Erinnerungen an den letzten Sprung.
    Entsetzt riss Kerstin ihre Augen auf. „Echt! Uaahä! Das ist so schlimm für dich? Das ist ja voll heftig!“
    Victoria nickte. Ihr war immer noch ein bisschen übel.
    Kerstin schüttelte den Kopf. „Nein. So war das nicht für mich.“ Sie dachte an den kurzen Augenblick in der Sphäre und Victoria stellte fest, dass Kerstin merkwürdigerweise nicht vollständig die Orientierung verlor. Es gab auch für sie kein Oben und Unten, aber sie fand irgendwo eine Art Bezugspunkt, der ihr Halt gab.
    „Das ist ja wirklich…“ Victoria fehlten die Worte.
    „Das ist mein Mädchen!“ , rief Lenir voller Stolz. „Habt ihr gesehen, wie wir geflogen sind?“ Er war noch immer ganz aufgekratzt und strahlte Kerstin glücklich an.
    „Ja, haben wir Lenni“ , sendete Jaromir trocken an die anderen drei. „Wir hatten nur Augen für Kerstin und dich und wären fast mit einem Segelflugzeug kollidiert.“
    Kerstin riss bei diesem Gedanken überrascht die Augen auf. Das hatte sie gar nicht bemerkt!
    „Ach, Scheiß auf das Flugzeug, alter Spielverderber! Meine Gefährtin und ich sind geflogen! Kerstin war so sicher auf meinem Rücken – als wäre sie angewachsen… Mein Mädchen!“
    Kerstin musste bei den Worten ihres Gefährten grinsen.
    Lenir war so begeistert, dass Jaromir ihm nicht böse sein konnte. Er war einfach nur froh, dass sein Freund seine alte Unbeschwertheit wieder hatte. Blöd war nur, dass Victoria und Kerstin gesehen wurden.
    „Ach, der Pilot glaubt doch eh, dass er eine Sinnestäuschung hatte, oder etwa nicht?“ , meinte Victoria zu Jaromir.
    „Das stimmt. Der Segler muss gerade erst gestartet sein. Er hat euch höchstens zwei Sekunden gesehen, dann waren wir schon weg.“
    „Na, siehst du. Wir können Lenni später noch ins Gewissen reden – lassen wir ihm jetzt erst mal seinen Triumph. Den hat er nach

Weitere Kostenlose Bücher