Machtlos
den letzten Wochen bitter nötig.“
Jaromir nickte und war Victoria beim Absteigen behilflich. Auch Kerstin kletterte von Lenirs Rücken und bestaunte die großartige Aussicht, während sich die Drachen in ihre Menschengestalt verwandelten.
„Wo sind wir hier eigentlich?“, wollte sie wissen.
„In der Schweiz“, antwortete Jaromir. „Das hier ist einer meiner Lieblingsplätze.“ Er streckte seinen Arm aus und deutete zum Horizont. „In dieser Richtung liegt Kiel.“
Alle vier blickten nach Norden und genossen die Aussicht. Eine tiefe Ruhe breitete sich in ihnen aus.
Lenir war von hinten an Kerstin herangetreten und umarmte sie glücklich. Er war unendlich erleichtert. „Na siehst du, Kerstin, du BIST eine Gefährtin. Meine Gefährtin. Furchtlos und unerschrocken liebst du das Fliegen genauso wie ich und nicht einmal die Nebel machen dir etwas aus. Für mich wirst du von heute an Kerstin Aer sein.“
„Aer? Was bedeutet das?“ , fragte Kerstin.
„Aer heißt in meiner Muttersprache so viel wie Luft oder auch Nebel. Aer ist unser Element.“
Dann drehte er sie behutsam um und wollte sie küssen, doch Kerstins Sonnenbrille war im Weg.
Leise lachend nahm er ihr die Brille ab und steckte sie in seine Hemdtasche. Zärtlich nahm er ihr Gesicht in seine Hände und sah ihr verliebt in die Augen.
Victoria wollte nicht lauschen. Wie immer konnte sie sich den Gedanken der anderen nicht entziehen. „Komm, Jaro, lassen wir den beiden ihre Privatsphäre“ , meinte sie lächelnd, nahm seine Hand und zog ihn Richtung See.
Da lachte Lenir laut. „Ich fasse es nicht! Du hast durstige Augen. Du hast gezaubert, Kerstin!“ Er griff sich an seine Hemdtasche und fluchte dann: „Verflixt. Ich habe kein HotSpice dabei… Jaro, hast du noch Zimtkaugummi?“
„Jep!“, gab der lässig zurück, holte ein Päckchen hervor und warf es seinem Freund zu.
Victoria war verwundert und sah zu Kerstin. „Gezaubert? Das habe ich gar nicht mitbekommen! Was hast du denn gemacht?“
Kerstin zuckte mit den Schultern: „Keinen Schimmer… Ich habe mich nur darauf konzentriert, oben zu bleiben.“
Jetzt wurde Victoria alles klar. „Dann lag das gar nicht nur daran, dass du so gut reiten kannst. Du hast dich mit Magie festgehalten!“
„Hab ich das? Aber ich kann doch gar nicht zaubern, das weißt du doch!“, antwortete Kerstin.
Victoria sah ihre Freundin prüfend an. Schließlich nickte sie und forderte: „Mach die Augen zu und erinnere dich an den Flug.“
Kerstin sagte nichts, schloss aber gehorsam ihre Augen.
Victoria konnte deutlich ihre Aufregung und das Hochgefühl spüren, als die ersten Bilder in ihr aufstiegen. Sonst bemerkte sie nichts. „Das kann doch gar nicht sein! Ich habe ihre Augen gesehen. Sie hat definitiv Magie gewirkt!“
Jaromir teilte ihre Wahrnehmung. Ruhig bemerkte er: „Sieh dir das an, Vici. Bemerkst du die Flussveränderung im astralen Feld?“
„Ja… du hast Recht. Aber wie macht sie das? Und was bewirkt das?“
Jaromir lachte leise. „Ich habe keine Ahnung, aber ich weiß, dass ihr beiden euch sicher ausführlich darüber unterhalten werdet – Kerstin «Aer» und du.“
Später sprangen die vier zurück nach Kiel. Jaromir setzte Victoria im Turmzimmer ab und sprang gleich weiter auf die Waldlichtung in der Nähe von Hohenlockstedt, um sein Auto abzuholen. Lenir hatte sich zwar angeboten, den Aston Martin selbst wieder nach Kiel zu bringen, doch Jaromir war sein Auto heilig. Dazu kam, dass Jaromir nicht vergessen hatte, was mit der Harley Davidson passiert war, die Lenir vor anderthalb Monaten von ihm geliehen hatte. Er wusste, dass sein Freund nichts dafür konnte, dass die Maschine in der Ostsee zerschellt war, aber Jaromir wusste eben auch, wie sehr Lenir Geschwindigkeit liebte und sicher war sicher.
Victoria, Kerstin und Lenir statteten Hoggi in der Zwischenzeit einen Besuch ab. Victoria wollte unbedingt wissen, was Kerstin gemacht hatte.
Hoggi war begeistert, aber auch ratlos. Genau wie Jaromir fiel ihm bei Kerstins Erinnerung auf, dass sich der Fluss des astralen Feldes verändert hatte, er konnte aber sonst nichts feststellen.
Er runzelte die Stirn. „Ein Mirakel. Sie hat unstrittig Magie gewirkt… nur wie? … Das ist ja hochinteressant…“ Dann strich er sich mit dem Zeigefinger über seinen gepflegten Bart und ging vor sich hin murmelnd um Kerstin herum.
Schließlich stellte er sich kopfschüttelnd vor die junge Frau und sagte: „Ihr Gefährtinnen zaubert
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