Machtlos
überkommt Felix auch mal Sympathie für Lexia, aber das würde er natürlich nie zugeben… Dann ist er regelrecht zerrissen und ungenießbar. Wenn sie da ist, will er, dass sie verschwindet und wenn sie weg ist, so wie letzte Woche, dann wünscht er sich nichts sehnlicher, als dass sie wiederkommt.“
„Gibt es noch andere, die sich wie er verhalten?“ , fragte Jaromir nachdenklich.
„Nicht, dass es mir aufgefallen wäre“ , gab Lenir zurück. „Bisher hatte Lexia aber auch nur mit unserer Clique Kontakt.“
In diesem Moment rempelte jemand Victoria an. „Oh, sorry!“
Victoria drehte sich um und erkannte einen Mathestudenten, der schon ein paar Semester länger studierte als sie. Sie meinte sich zu erinnern, dass er Jens hieß.
Jens war gut gelaunt und versuchte, vier volle Gläser zu seinem Tisch zu bugsieren. Dann erkannte er Jaromir und rief erstaunt: „Oh, Herr Professor. Sie hier! Was für ein ungewöhnlicher Besuch auf einer Studentenparty. Wollen Sie uns ausspionieren?“
Jaromir schüttelte den Kopf und legte seinen Arm um Victoria: „Ich bin heute nur der Anhang.“
„Aha, dann ist das Gerücht also wahr. Ich wollte es nicht glauben…“
„Sehe ich so schlecht aus?“, fragte Jaromir scherzhaft.
„Das nicht, aber Sie sind immer so…“ Jens merkte, dass er direkt auf ein Fettnäpfchen zusteuerte, bekam aber gerade noch die Kurve. „Also, Sie haben sich aber auch die Schlaueste und Hübscheste von uns ausgesucht!“
Jaromir lachte und strahlte Victoria an: „Das habe ich!“
„Na, denn will ich man lieber nicht länger stören… Haben Sie nächste Woche wieder ganz normal Ihre Sprechstunde?“, erkundigte sich Jens noch. „Ich wollte wegen meiner Diplomarbeit mal bei Ihnen vorbeischauen.“
„Tun Sie das, Herr Kröger. Die Zeiten vom letzten Semester sind geblieben.“
Jens nickte ihnen noch einmal zu und verschwand mit seinen vier Gläsern.
„Siehst du, Kleines, läuft doch ganz gut.“
Victoria lächelte. „Stimmt, Herr Professor.“
Die Musik wechselte.
„Hey Leute! Da kommt doch glatt wieder WM-Fieber bei mir auf“, rief Sabine im Takt mitwippend, als Shakira mit Waka Waka die Tanzfläche zum Kochen brachte. „Na los! Kommt schon, oder seid ihr festgewachsen?“ Sie nickte energisch Richtung Tanzfläche.
Lenir und Kerstin brauchte sie das nicht zwei Mal zu sagen.
Jaromir sah Victoria zweifelnd an, doch die griff entschlossen nach seiner Hand.
Sabine drehte sich um. „Komm du auch mit, du alter Miesepeter“, forderte sie Felix auf und zog ihn von seinem Barhocker.
Die Stimmung war aufgeheizt. Sie tanzten ausgelassen und nun störte sich niemand mehr an Jaromirs Aura. Victoria atmete erleichtert auf. So schlimm waren die Reaktionen bisher gar nicht.
„Cooles Tattoo“, brüllte Falk, als er Kerstins Schulterblatt sah und streckte seinen Daumen hoch.
Kerstin zwinkerte ihm grinsend zu und schrie: „Danke noch mal für deine Hilfe. Das Studio ist echt klasse.“
Lexia war erstaunt, als sie Lenir auf Kerstins Rücken erkannte. „Ist das nicht viel zu offensichtlich?“ , fragte sie sich, aber trotzdem beschlich sie ein merkwürdiges Gefühl von Wehmut, als sie Kerstins Liebesbeweis betrachtete.
„Wo ist denn deins?“, wollte Falk von Victoria wissen.
„Das ist noch rot“, brüllte Victoria über die Musik. „Ich habe die Farbe nicht so gut vertragen.“
Falk machte ein mitleidiges Gesicht und zuckte mit den Schultern.
Ein paar Lieder später tönte ein langsames Lied aus den Boxen und die Tanzfläche leerte sich etwas.
Falk ergriff seine Chance. Er sah Lexia lächelnd in die Augen und fasste sie bei den Händen. Dann legte er einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Auf den ersten Blick sah es etwas merkwürdig aus, da Lexia größer als er war. Aber Falk störte das nicht im Geringsten. Schließlich hielt er den Hauptgewinn in seinem Arm. Geschickt bewegte er sich zur Musik und ließ seine Partnerin anmutig über die Tanzfläche schweben. Lexia strahlte ihn an.
Erstaunt stellte Victoria fest, dass die Goldene vorhatte, sich auf dieses Spiel einzulassen.
Jaromir grinste. „Sie hat sich mit Lenir unterhalten. Ich nehme also an, dass sie gewisse Pläne mit Falk hat.“
„Na, dann ist für den Guten in diesem Jahr wohl schon zwei Monate früher Weihnachten“ , antwortete Victoria amüsiert.
Jaromir lachte und zog seine Gefährtin verliebt an sich.
Sie tanzten eng umschlugen – nur Augen für einander. Endlich mussten sie sich nicht
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