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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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von jedem von uns einen Bericht.“ Sie verzog ihr Gesicht.
    „Ob ich auch Teil dieses Berichts sein werde?“ , fragte leise eine wissende Stimme in Lexia, als sie Victoria verabschiedete.
    Zum Essen im weißen Salon hatten sich heute Mandolan, Narex, Hoggi, die vier Gefährten und natürlich Abrexar eingefunden. Der Tisch, den Jaromir im Mai extra für Victoria besorgt hatte, war fast voll besetzt.
    In der Mitte hatte Albert die leuchtend orangefarbenen Früchte der Lampionblume mit Kastanien, Bucheckern und ein paar Herbstblättern in kräftigen Farben dekoriert. Die herrlich duftende Kürbiscremesuppe, die er gerade servierte, passte schon rein optisch hervorragend auf diesen Tisch.
    Victoria lächelte, als sie den ersten Löffel probierte. „Albert kocht immer großartig, aber wenn Abrexar kommt, legt er noch mal eine Schippe drauf.“
    „Vielleicht sollten wir ihn öfter zum Essen einladen“ , witzelte Jaromir.
    „Ich weiß nicht… meistens haben wir nach einem Treffen mit Abrexar weniger Freizeit.“
    „Ach Vici, er meint es doch nur gut mit uns.“
    „Ich weiß…“
    Abrexar blickte lächelnd in die große Runde. Er fühlte sich wohl unter seinen Vertrauten und war stolz auf seine ehemaligen Schüler. Er genoss die Suppe und bedauerte, dass er dieses wunderbare Essen mit seinen schlechten Nachrichten verderben musste. Er beschloss, damit bis nach der Vorspeise zu warten. Schließlich wischte er seinen Teller mit einer Scheibe frischem Baguette aus und seufzte.
    Victoria sah ihn misstrauisch an. Sie hatte seine trübsinnigen Gedanken schon bemerkt.
    „Also gut“, sagte er ernst, „es gibt Nachrichten, die ich euch nicht länger vorenthalten möchte.“ Alle sahen ihn aufmerksam an und so fuhr er fort: „Ich hatte vor dem Essen eine Besprechung mit Mandolan und Narex. Die Examination der Tore hat etwas Unerfreuliches ergeben. Die Integrität der Membranspannung ist nach aktuellem Stand noch an zehn weiteren Toren herabgesetzt. Es handelt sich durchweg um kleine, unbedeutende Tore und bei neun von ihnen ist die Abweichung zum Normalwert kaum messbar. Beim zehnten Tor ist die Integrität aber um fünfzig Prozent stärker herabgesetzt als hier in Kiel.“
    Bei diesen Worten konnte Victoria mehrere schwach lila schimmernde Netze in seinen Gedanken erkennen, die sich dreidimensional durch den Raum spannten. Eines davon erkannte sie als das Tor in Kiel.
    Sie schluckte betroffen. Das hörte sich nicht gut an. Ihr gegenüber saß Kerstin. Der war vor Angst ganz schlecht geworden. Lenir hatte ihr ausführlich von den Toren erzählt und nun befürchtete sie, dass in Kürze Dämonen an der Uni durch die Versiegelung brechen würden.
    „So schlimm ist es noch lange nicht, Kess“, sagte Lenir und drückte ihre Hand. Dann sah er zu Abrexar. „Kannst du uns das mal in Zahlen ausdrücken?“
    Der alte Schwarze nickte. „Erst wenn die Integrität unter 20 Prozent fällt, besteht die Gefahr, dass ein Tor geöffnet werden kann. Hier in Kiel liegt die Integrität derzeit bei 98 und bei dem besagten Tor in der Nähe von La Paz immerhin noch bei 97 Prozent. Du siehst also, die Dämonen haben vorerst keine Chance durchzubrechen, Kerstin.“
    „Vorerst?“, fragte Kerstin mit unsicherer Stimme.
    Mandolan nickte ernst. „Beim ersten Scan vor etwas mehr als sechs Wochen lag die Integrität hier in Kiel noch bei 99 Prozent. Wir sind uns noch nicht sicher, ob der Wert linear oder exponentiell sinkt.“
    „Und was kann man dagegen tun?“, wollte Victoria wissen.
    Keiner antwortete.
    Schließlich ergriff Narex das Wort: „Eigentlich kann man nichts tun. Das einzige, was ginge, wäre das Tor zu öffnen und es dann neu zu versiegeln. Aber bei einem frisch versiegelten Tor liegt die Integrität der Membranspannung meist nur bei achtzig Prozent, so dass das zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt keinen Sinn macht.“ Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Wir können nur abwarten…“
    Hoggi grinste plötzlich. „Sag mal Mando, gibt es bei dem Tor in der Nähe von La Paz eigentlich Menschen?“
    Mandolan lächelte. „Den Gedanken hatte ich auch schon, alter Meister. Aber ich muss dich enttäuschen – es hat sich dort kein Gefährtenpaar gefunden. Zwar gibt es eine kleine Gruppe Menschen dort, aber keiner hat sich mit Rastex verbunden.“
    Narex grinste. „Der Gute hat aber auch schon etliche Jahrhunderte auf seinem Puckel… Sag, Hoggi, wie ist das mit den Bindungen – werden die nicht vor allem zwischen

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