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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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während sie leise auf Victoria einredete und ihr versprach, dass alles wieder gut werden würde. Ihre Stimme war ein beruhigender, heller Singsang, während sie ihrer Tochter Belanglosigkeiten erzählte. Über das Wetter. Über das missglückte Tortenrezept der Nachbarin oder die neusten Gerüchte, die sie beim Schlachter erfahren hatte. Was sie sagte war unwichtig, aber im Klang ihrer Stimme schwang verzweifelte Liebe mit.
    Nach zehn Minuten wandte sich Hartmut Kerstin zu, die sich in einiger Entfernung auf einen Stuhl gesetzt hatte und erschöpft aus dem Fenster sah.
    „Wie ist das eigentlich passiert, Kerstin? Giesela sagte etwas von einem Autounfall.“
    Kerstin stand auf und nickte. Sie ging zu Hartmut rüber und begann leise zu erzählen: „Ja. Jaromir und Victoria waren am Freitag in Schleswig. Auf der Rücktour wurden sie von einem schweren Sattelschlepper erfasst. Jaromir fuhr auf der Vorfahrtstraße. Der Fahrer des Lasters wollte diese Straße überqueren und muss den Mercedes übersehen haben. Jedenfalls ist er voll in die Beifahrerseite geknallt. Ein Glück nur, dass er so langsam war.“
    Kerstin schwieg und versuchte sich an die Details der Geschichte zu erinnern, die Abrexar inszeniert hatte.
    Hartmut drückte ihre Hand und sah sie aufmerksam an, so dass sie weitersprach: „Die Fahrzeuge haben sich ineinander verkeilt. Victoria war eingeklemmt. Jaromir hat versucht sie herauszubekommen, aber er hat es einfach nicht geschafft. Dann begann auch noch das Führerhaus des Lasters zu brennen und das Feuer sprang auf den Mercedes über. Jaromir hat getan, was er konnte, aber er konnte sie einfach nicht aus dem Auto kriegen. Der Lasterfahrer hatte einen Feuerlöscher dabei und dann kam auch irgendwann die Feuerwehr und ein Notarzt.“ Kerstin zuckte hilflos mit den Schultern. „Victoria ist nicht wieder aufgewacht.“
    Hartmut nickte. Nach einer Weile fragte er: „Warum ist sie nicht in einem Krankenhaus? Ich meine, müsste sie da nicht besser aufgehoben sein?“
    Kerstin zuckte wieder mit den Schultern. „Jaromirs Cousin, Abrexar Custos Portae, hat sich um alles gekümmert, als er von dem Unfall hörte. Er hat hier sofort ein Krankenzimmer einrichten und ein Spezialistenteam einfliegen lassen. In Kiel ist kein Krankenhaus auf solche Fälle spezialisiert und Victoria konnte nicht mehr weit transportiert werden. Dafür war sie nicht stabil genug… Wenn ihr wollt, könnt ihr mit dem Arzt reden. Soll ich ihn rufen?“, fragte sie und ging auf den Klingelknopf zu.
    Hartmut nickte.
    Wenig später betrat Professor Doktor Custos Lacus das Krankenzimmer und erläuterte Hartmut den ernsten Zustand seiner Tochter. Dass sie zwar die Verbrennungen mit einer ganz neuen Methode würden heilen können, aber dass Victoria ein schlimmes Trauma erlitten hätte und es ungewiss sei, ob sie jemals wieder erwachen würde. Er versicherte, dass sein Team alles in seiner Macht stehende tat, um Victoria ins Leben zurückzuholen.
    Hartmut dankte dem Arzt und setzte sich niedergeschlagen auf einen Stuhl. Nach einer Weile murmelte er vor sich hin: „Der Unfall war Freitag, heute ist Dienstag…“ Er blickte Kerstin fragend an.
    Die junge Frau holte tief Luft. Vor dieser Frage hatte sie sich am meisten gefürchtet, denn sie konnte nicht erklären, warum die Eltern erst drei Tage nach dem Unfall informiert worden waren. Sie versuchte es trotzdem: „Sie waren erst im Krankenhaus. Jaromir hat einen schweren Schock. Irgendwann wurde Jaromirs Onkel informiert, aber der war selbst überfordert und hat den Cousin angerufen. Ich habe auch erst am Montag davon erfahren, als ich Victoria nicht erreichen konnte und bei Albert nachgefragt habe. Horst Günter hatte eure Telefonnummer nicht.“
    Hartmut sah Kerstin stumm an. Leise Zweifel regten sich in ihm.
    „Und Jaromir? Wo ist er eigentlich?“, fragte Giesela plötzlich unvermittelt. „Wie geht es ihm denn?“
    „Er ist rein äußerlich unverletzt“, antwortete Lenir leise, „aber es geht ihm nicht gut. Wie Kerstin schon sagte, hat er einen schweren Schock. Victorias Zustand nimmt ihn sehr mit.“
    „Übertreibe es nicht, Lenir“ , zischte Jaromir gepresst hinter dem Vorhang.
    „Alter, dann schau mal in den Spiegel!“ , gab Lenir hilflos und wütend zurück. „Du bist mehr tot als lebendig!“
    „Ich will ihn sehen“, sagte Giesela bestimmt.
    „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Er…“, hob Kerstin an.
    „Er hat doch keine Mutter mehr!“, unterbrach Giesela sie

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