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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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heftig. „Es muss sich doch jemand um ihn kümmern und das nicht nur mit diesen … Maschinen und irgendwelchen Spezialisten!“
    „Sein Onkel Horst Günter ist auch hier“, versuchte Lenir Victorias Mutter zu besänftigen. „Und er gibt sich die größte…“
    Doch Giesela ließ ihn nicht ausreden. „Ein Onkel ersetzt keine Mutter und ich werde es auch nicht können, aber ich werde es versuchen. Der arme Mann hat in seinem Leben schon genug allein durchmachen müssen. Ich möchte nicht, dass er glaubt, wir würden ihm die Schuld an diesem Unfall geben. Er konnte doch nichts dafür, oder?“
    „Nein, das konnte er ganz sicher nicht!“, bestätigte Lenir entschieden.
    „Also dann. Wo ist er?“
    „Hier bin ich“, flüsterte Jaromir und zog den Vorhang beiseite.
    Victorias Eltern zuckten zurück, als sie ihn erblickten. Jaromirs Haut war leichenblass, sein Gesicht eingefallen und die Augen seltsam abwesend und erfüllt von unsagbarem Schmerz.
    „Um Himmels Willen, Jaromir!“, flüsterte Giesela entsetzt.
    Und dann tat sie etwas, das Jaromir niemals für möglich gehalten hätte. Sie umarmte ihn und drückte ihn an ihr Herz. „Es ist soooo schrecklich! Unsere arme Victoria…. Aber du kannst nichts dafür. Hörst du Jaromir? Du kannst nichts dafür. Mach dich nicht dafür verantwortlich!“ Und dann begann sie zu schluchzen.
    Jaromir spürte ihren Schmerz. Ihre tiefe Sorge um Victoria. Aber da war noch etwas. Giesela trauerte nicht nur um ihre Tochter, sondern … auch um ihn? Um ihn! Sie hatte die Verzweiflung in seinen Augen nicht übersehen.
    Das war zu viel für Jaromir. Plötzlich liefen Tränen über seine Wangen und er würgte hervor: „Aber ich TRAGE hierfür die Verantwortung, denn ich habe Victoria in mein Leben gelassen. Nur deswegen muss sie jetzt hier liegen!“ Dann brach er völlig entkräftet zusammen und verlor sein Bewusstsein.
    Am späten Nachmittag kam Abrexar ins Haus Brookstedt und informierte sich über den Zustand der Gefährten. Zwei Stunden später würde es die zweite Sondersitzung vor dem Großen Rat geben. Das Auftauchen von Nachtmaaren in dieser Welt hatte bei allen Drachen für Angst, Wut und Entsetzen gesorgt. Die Umstände, die dazu geführt hatten, mussten restlos aufgeklärt werden.
    Abrexar betrat leise das Krankenzimmer der Gefährten und betrachtete die zwei besorgt. Jaromir und Victoria lagen blass und regungslos im Bett und atmeten flach. „Wie geht es ihnen?“, fragte er leise.
    Hoggi saß müde auf einem der Stühle. Er war der einzige Besucher. „Victorias Zustand verschlechtert sich zunehmend. Zwar nur langsam, aber trotzdem stetig. Wir müssen ihr mittlerweile alle halbe Stunde neue astrale Energie übertragen. Jaromir sagt, dass sie aufgegeben hat. Aber er lässt sie nicht gehen. … Ich weiß nicht, wie lange er das noch aushält. Er lässt seinen Geist immer häufiger gefährlich weit in die Dunkelheit zu ihr treiben.“ Hoggi schloss für einen Moment resigniert seine Augen. Als er sie wieder aufschlug, lächelte er schwach. „Immerhin verstehe ich jetzt, wie Victoria das schaffen konnte.“
    Abrexar sah ihn fragend an.
    Hoggi blickte aus dem Fenster. „Tujana hat ganze Arbeit geleistet und mir bei der Diagnose geholfen. Seit wir wieder hier in Kiel sind, hat sie etliche Stunden bei ihrer Freundin am Bett gesessen und verzweifelt versucht, ihr zu helfen. Sie ist wirklich eine sehr intelligente und emphatische Grüne. Wie bedauerlich, dass sie keine Ausbildung als Heilerin hat… Nun ja“, er sah Abrexar erschöpft an, „jedenfalls wissen wir seit ein paar Minuten, wie es Victoria gelingen konnte, ihren Hilferuf um die halbe Welt zu schicken.“
    „Verrätst du mir das Geheimnis, alter Meister?“
    Der Weiße nickte. „Du weißt, dass ihr Schwarzen als einzige Drachenrasse über große Distanzen senden könnt, denn nur ihr seid wegen eurer besonderen Physiologie in der Lage, die Barrieren der Meridiane weit genug zu öffnen, um entsprechend große Magiemengen durch euren Geist zu pumpen. Das ist unerlässlich, um den Druck zum Senden für große Distanzen aufzubauen.“
    Abrexar nickte. „Ich bin immer davon ausgegangen, dass so etwas für Menschen rein anatomisch unmöglich ist. Victoria hätte es gar nicht können dürfen.“
    Hoggi nickte ernst. „Sie konnte es auch nicht.“
    Abrexar sah ihn verständnislos an.
    „Du hast mich schon richtig verstanden“, entgegnete der Weiße. „Sie konnte nicht weit genug senden. Und dann hat sie es mit

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