Machtlos
gefährden.
Victoria bemerkte, dass ihr Gefährte etwas zurück hielt, doch im Moment war sie zufrieden damit, einfach nur in seinem Arm zu liegen und ihren Blick über das Schlafzimmer schweifen zu lassen.
Sie grinste schief. „Der siebte? Mann, dann habe ich ja den Nikolaus verpasst.“
Jaromir lachte leise: „Hast du etwa schon in deinen Schuhen nachgesehen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nö. Ich bin in den letzten Tagen wohl etwas antriebslos gewesen… aber ich habe wenig Hoffnung.“
„Warum?“
„Na, sieh dich doch mal um. Wir haben den siebten Dezember und hier gibt es keine Spur von Weihnachtsdeko – als wenn der Nikolaus in so ein Haus kommen würde…“
Jaromir lachte. „Da hast du recht. Ich sollte mich bei Albert beschweren.“ Dann holte er ein kleines Päckchen hervor. Es war in cremefarbenes Papier eingeschlagen und trug eine durchscheinende, weiße Schleife.
„Was ist das?“
„Ein Verlobungsgeschenk von deinen Eltern.“
„Sie waren hier?“, fragte sie verwundert.
Jaromir nickte ernst. „Ja. Jeden Tag. Und heute werden sie wieder am Nachmittag kommen und ganz sicher nicht gehen, bis sie mit dir geredet haben.“
Victoria sah ihn unsicher an. „Wenn Jaro jeden Tag meine Mutter ertragen hat, muss es wirklich schlimm um mich…“ Sie dachte den Gedanken nicht zu Ende. Sie war noch nicht bereit, sich dem zu stellen und fragte stattdessen: „Was ist drin?“
Jaromir zuckte mit den Schultern. „Ich wollte es zusammen mit dir auspacken.“
„Na dann…“, sagte sie lächelnd und zog an der Schleife.
Unter dem edlen Papier kamen zwei kleine Schmuckschatullen zum Vorschein. Victoria öffnete eine der beiden und war sprachlos. In dem kleinen Kasten steckten in dunkelgrauem Samt zwei Manschettenknöpfe, die ihr sehr vertraut waren. Sie bestanden aus Silber. Drei kleine Diamanten waren in einem vor schon langer Zeit aus der Mode gekommenen Ornament eingebettet. Der Schmuck musste vor kurzem poliert und aufgearbeitet worden sein, denn er lag perfekt glänzend und funkelnd in der kleinen Schachtel. In ihrer Erinnerung war er leicht angelaufen und in dem einen Knopf fehlte ein Stein.
Jaromir hatte die zweite Schatulle geöffnet. Sie enthielt das dazu passende Collier und ein paar Ohrringe.
Diesen Schmuck hatten ihre Eltern zu besonderen Anlässen getragen: auf Hochzeiten oder in die Oper. Ihre Mutter hatte ihr als kleines Mädchen bei jedem Mal lächelnd erzählt, dass sie diesen Schmuck von ihrer Mutter bekommen hatte. Und die wiederum hatte ihn von ihrer Mutter. Ob die ihn auch geerbt hatte, wusste Giesela nicht mehr.
Victoria schluckte. Ihre Mutter liebte diesen Schmuck. Sie konnte nicht glauben, dass Giesela sich schon jetzt von ihm trennte. Mit zitternden Händen gab sie Jaromir das Kästchen mit den Manschettenknöpfen. „Wie schlimm stand es um mich?“
Ungewollt überrollen Jaromir Erinnerungen an die Tage nach dem Angriff. Er schloss die Augen und versuchte seine Gefühle in den Griff zu bekommen und die abgrundtiefe Verzweiflung in den Hintergrund zu drängen.
„So schlimm?“ , fragte sie.
Er nickte und atmete tief durch. Als er die Augen wieder öffnete, lächelte er sie unsicher an und reichte ihr das Kästchen mit dem Collier.
Dabei fiel eine kleine Karte aus weißem Büttenpapier auf die Bettdecke. Darauf stand in Gieselas säuberlicher Handschrift: „Man soll bei der Hochzeit auch etwas Altes tragen. Wir wünschen Euch von Herzen Glück für Eure Ehe. Giesela und Hartmut.“ Ihr Vater hatte eigenhändig unterschrieben.
Victoria war tief gerührt. „Und sie waren jeden Tag hier?“
„Jeden Tag. Für mehrere Stunden. Max war auch einmal mit.“
Sie nickte. Was genau das bedeutete, wollte sie jetzt nicht wissen. „Wer war noch da?“
Jaromir lächelte schief. „Alle.“
„Alle?“
„Ja, deine Freunde waren gestern hier. Erinnerst du dich daran?“
Das Bild von einem zerschrotteten Aston Martin huschte durch ihren Geist. „Hatten wir einen Autounfall?“
„Offiziell, ja“, antwortete Jaromir vorsichtig, „aber mit der M-Klasse. Lenni hat verhindert, dass sie den Aston Martin nehmen konnten…“
Er bemerkte, dass ihr das zu viel wurde und fragte: „Möchtest du etwas essen? Albert hat extra eine leichte Brühe für dich gekocht.“
Victoria nickte dankbar.
Er grinste. „Prima, dann kann ich Lenni hochscheuchen.“
Undeutliche Erinnerungen stiegen in ihr auf. „Geht es ihm und Kerstin gut?“, fragte sie ängstlich.
„Ja, den beiden
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