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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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dass der Aston Martin eigentlich dein Lieblingsauto ist…“
    Jaromir spürte, dass Victoria dieser Stimmungswechsel überhaupt nicht gefiel. Er holte tief Luft. „Ach, Albert hatte mich gebeten bei einem Laden in Schleswig ein paar Kartons mit Adventsdeko abzuholen. Er war in diesem Jahr spät dran und hatte die Sachen telefonisch geordert. Da wir ohnehin in die Stadt wollten…“ Hilflos zuckte er mit den Schultern.
    „Dann hat Albert euch quasi das Leben gerettet“, bemerkte Felix leise und jeder wusste, dass das nicht als Witz gemeint war.
    Eben war es gerade noch so schön gewesen. Gelächter und Leichtigkeit. Und jetzt? Dumpfes Entsetzen. Davon hatte sie genug – genug für alle Ewigkeit. Die sollten wieder fröhlich sein, denn Freude strahlte heller als das Licht, das sie von weit hinten immer noch lockte. Sie wollte weg davon. Aber nun waren alle erschüttert.
    Warum eigentlich?
    Sie versuchte näher zu kommen.
    Und erkannte ein vertrautes Gedankenmuster. Diese Gedanken hatten sie nie allein gelassen. Sie hatten sie in Liebe eingewoben und dort gehalten, wo sie keinen Halt finden konnte. Sie hatten den Schmerz mit ihr geteilt. Sie waren immer da gewesen. Immer.
    Aber da war noch ein anderes Muster. Neugierig sah sie genauer hin.
    Dieses Gedankenmuster kannte sie auch.
    Doch der Mensch war traurig. Er hatte Angst. Um sie.
    Und um das Auto.
    Um das Auto?!
    „Ja… der Aston Martin wäre nach so einem Zusammenstoß nur noch ein zusammengepresster Haufen Blech gewesen. Da wäre keiner mehr lebend rausgekommen“, hörte sie gerade die bedrückte Stimme von dem sagen, der ihr bester Freund war.
    Vielleicht – wenn ich einen Witz mache – vielleicht sind sie dann ja wieder lustig…
    Überraschend leicht fand sie den Bezug zu ihrem Körper wieder und versuchte, die Kontrolle zu übernehmen.
    „Er hätte den Aston Martin noch vor uns beerdigt“ , wollte sie sagen, doch ihre Stimmbänder spielten nicht mit.
    „WAS?“, fragte Jaromir fassungslos und griff aufgeregt nach ihrer Hand.
    Sie hustete schwach und probierte es noch einmal mit heiserer Stimme: „J hätte den Aston Martin noch vor uns beiden beerdigt…“
    Stille.
    „Warum lacht niemand? Das war doch lustig…“ Sie öffnete ihre Augen einen winzigen Spalt und erblickte die Gesichter ihrer erstarrten Freunde.
    Plötzlich löste sich die Starre und alle begannen zu jubeln und zu klatschen. Da war die Freude wieder! Und sie strahlte heller als je zuvor.
    Aber sie machte sie auch müde. So müde.
    Sie spürte noch einen Kuss auf ihrer Stirn und Jaromirs zärtliche Gedanken: „Ja, Kleines. Das war wirklich lustig – der beste Witz, den ich in meinem ganzen Leben gehört habe!“
    Umhüllt in einer Woge aus Liebe, Dankbarkeit und unendlicher Erleichterung trieb sie wieder davon.
    An diesem Montag erwachte Victoria noch zwei Mal. Jaromir war überglücklich und hielt sie zärtlich im Arm. Die Gefährten sprachen wenig. Sie genossen in den kurzen Momenten einfach nur die Anwesenheit des Anderen. Jaromir konnte gar nicht genug davon bekommen, in ihre wachen Augen zu sehen und ihre Gedanken in seinem Geist zu spüren, auch wenn sie nach nur wenigen Minuten wieder wegdämmerte.
    „Du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe, Victoria“, flüsterte er und streichelte behutsam ihr Gesicht. „Du machst mich zum glücklichsten Wesen auf Erden…“
    Sie teilte seine tiefe Freude und lächelte ihn erschöpft an. „Ich möchte so gern länger wach bleiben…“
    „Das wirst du, Kleines, ganz sicher. Morgen sieht es bestimmt schon ganz anders aus! Und gleich kommt Linea. Sie wird begeistert sein.“
    „Linea? … Wer ist das?“ , fragte sie kraftlos und schlief ein, bevor er antworten konnte.
    Als sie das nächste Mal erwachte, war es dunkel und draußen fiel Schnee in dicken Flocken. Jaromir lag neben ihr im Bett und lächelte sie an. „Hey, Kleines.“
    Sie sah in seine warmen braunen Augen und ihr Bauch füllte sich mit wunderbar kribbelndem Glück. Sie war sich sicher, dass sie diesmal länger wachbleiben würde. „Wie spät ist es?“
    „Vier Uhr morgens“, antwortete Jaromir leise und machte Licht.
    Victoria reckte sich vorsichtig. „Welcher Tag?“
    „Heute ist Dienstag, der siebte Dezember.“
    Sie sah ihn mit großen Augen an. „War nicht gestern noch der 26. November?“
    Jaromir nickte. Linea hatte geraten, es langsam anzugehen und Victoria vorerst nur das zu erzählen, was sie wissen wollte. Alles andere konnte die Genesung

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