Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
Vom Netzwerk:
werden einfach NIE wieder lang“ , dachte sie völlig fertig und brach in Tränen aus. „Jaromir, ich will hier weg. Bring mich nach Hause!“ , schluchzte sie und konnte gar nicht mehr damit aufhören.
    „Alles wird gut, Kleines!“ , versuchte ihr Gefährte sie zu beruhigen. Es gelang ihm nicht.
    Er verwandelte sich in seine Menschengestalt und zog sie schützend in seinen Arm. Leise flüsterte er in ihr Ohr: „Komm, Kleines, wir suchen uns jetzt eine Heilerin und sobald die dich verarztet hat, fliegen wir beide direkt nach Kiel.“
    Victoria nickte hilflos, doch sie schluchzte weiter.
    Dann stand unvermittelt Tujana neben den Gefährten, in Menschengestalt und mit einem grünen Drachen hinter sich.
    „Victoria“, sagte sie einfühlsam und allein der Klang ihrer Stimme ließ in Victorias Geist das Bild von einem angenehm kühlen Gebirgsbach entstehen. Ruhe kehrte in ihrer Seele ein und das Schluchzen wurde weniger.
    „Ich freue mich so unendlich, dich wiederzusehen“, sagte Tujana mit warmer Stimme und legte sanft ihre Hand auf den Arm der Gefährtin.
    Victoria blickte auf und sah in das glückliche Gesicht ihrer Freundin.
    Tujana strahlte sie an. „Ich würde dir gern Ranja vorstellen, unsere Spezialistin für Brandverletzungen auf der Seuchenstation. Wenn du willst, sieht sie sich deine Hände an…“
     

55. Vakuum
    Als Victoria am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich innerlich wackelig, so als würde sie barfuß auf rohen Eiern laufen. Ranja hatte die Verbrennungen an ihren Händen und der Kopfhaut noch in der Halle der Goldenen mit einem Zauber versorgt. Die Verletzungen waren danach kaum noch zu sehen oder spüren gewesen. Die Magie der grünen Heilerin war faszinierend gewesen, doch Victoria hatte sich weder darauf konzentrieren können noch wollen. Immer wieder waren ihr die Bilder der Sitzung im Kopf herum gegangen und hatten ihr stumme Tränen über die Wangen laufen lassen.
    Schließlich hatte Ranja lächelnd gesendet: „Du hast es überstanden, Victoria.“
    Die Gefährtin war nicht sicher gewesen, ob die Heilerin damit ihre Behandlung gemeint hatte, doch Ranja hatte behutsam ihre linke Hand ergriffen und ihr eindringlich in die Augen gesehen. „Wusstest du eigentlich, dass «Victoria» Siegerin bedeutet? Du bist die Siegerin, Victoria. Sie kann dir nichts mehr tun und auch niemandem sonst. Dafür wird mein Volk dir auf ewig dankbar sein.“
    Dann hatte die Grüne gelächelt. „Tujana hat mir erzählt, was du für sie getan hast. Du hast ihr ihr Talent vor Augen geführt und damit Lebensfreude geschenkt. Das bedeutete eine ganz neue Zukunft für sie, aber auch für uns anderen. Denk nur, was wir noch alles tun könnten! Danke, Victoria.“
    Dann hatte Tujana Ranja mit ihrem fröhlichen Lachen unterbrochen: „Genug der bedeutungsvollen Worte, ehrwürdige Meisterin. Ich begleite meine liebe Freundin jetzt nach Hause und sorge dafür, dass sie sich gründlich ausruhen kann. Ganz sicher werdet ihr zwei euch wieder treffen – dann wird Zeit für alles andere sein.“
    Ranja hatte lächelnd genickt. Erst da hatte Victoria bemerkt, wie erschöpft sie war. Der Zauber der Heilerin hatte sie entspannt und nun konnte sie kaum noch ihre Augen offenhalten. Es war einfach alles zu viel gewesen.
    Eine Eskorte aus schwarzen und roten Drachen hatte sie umringt. Wie sie dann wieder in das Haus Brookstedt gelangt waren, konnte Victoria nicht mehr genau sagen – dabei war es in Kiel erst Mittagszeit gewesen. Sie erinnerte sich nur noch dunkel daran, dass Tujana ihr einen ungewöhnlichen Tee gebracht hatte, als sie schon im Bett lag. Kaum hatte sie den Becher geleert, war sie in einen traumlosen Schlaf gefallen.
    „Guten Morgen, Kleines“ , sendete Jaromir sanft.
    Sie öffnete ihre Augen und sah in sein lächelndes Gesicht. Seine warmen, braunen Augen ließen leises Glück in sie hineinrieseln und seine Hand streichelte liebevoll über ihren Rücken. Die Erinnerungen an gestern verblassten. Sie lächelte zurück und kuschelte sich an ihn. „Ist es wirklich schon morgen?“ , fragte sie verschlafen.
    Er lachte leise. „«Schon» ist gut… Du hast zwanzig Stunden geschlafen!“
    „Zwanzig?“, gähnte sie noch immer müde und blickte nach draußen, wo graues Zwielicht einen neuen Morgen ankündigte. „Was hat mir Tujana gestern bloß für einen Tee gegeben?“
    „Die Grünen nennen ihn «Sorgenfrei». Er löst beim Patienten eine tiefe Entspannung aus, so dass er zur Ruhe kommen und neue Kraft

Weitere Kostenlose Bücher