Machtlos
schirmten die Schwarze Fraktion mit ihren Leibern vor weiteren Angriffen ab. Ansonsten war es totenstill.
„Wir leben!“ , flüsterte sie ungläubig.
Jaromir nickte zustimmend. „Das kann man aber nicht mehr von jedem hier behaupten: Jalina ist soeben tot umgefallen.“
„Sie ist tot?“
„Mausetot“ , stellte Jaromir mit grimmiger Genugtuung fest.
Dann ließ er die letzten Sekunden in seinem Geist noch einmal für Victoria Revue passieren.
Den Lichtblitz bemerkte Jaromir erst, als dieser nur noch wenige Meter von ihm entfernt war. Im Moment des erwarteten Aufpralls verschwand das Geschoss. Einfach so. Es war urplötzlich WEG!
Als Jaromirs Blick instinktiv der Flugbahn des Geschosses zu seinem Ursprung folgte, sah er direkt in Jalinas Augen. Schadenfreude wurde erst von Ungläubigkeit und gleich darauf von Entsetzen abgelöst.
Jalina riss die Augen panisch auf. Gnadenloser Schmerz spiegelte sich in ihnen. Die Königin begriff in diesem Moment, dass die Gefährten den Anschlag überleben würden. Dieses Wissen war für die Goldene schlimmer als die bestialischen Qualen, gegen die sie sich verbissen wehrte. Verzweifelt klammerte Jalina sich an diesen Schmerz, denn er allein war das einzige, das sie jetzt noch im Leben hielt.
Doch schließlich wurden auch die Qualen unerbittlich ausgelöscht. Die goldene Königin brach tot auf ihrem edelsteinbesetzten Podest zusammen. Ihr Gesicht war eine schmerzverzerrte Fratze. Dunkles Blut tropfte aus ihren Augen.
Begeistertes Flügelklatschen riss Jaromir und Victoria wieder in die Gegenwart zurück. Ein junger Weißer rief ganz aus dem Häuschen: „Hoggis Versprechen hat funktioniert! Haha! Es hat funktioniert!“
„Natürlich hat es das, du einfältiger Schlüpfling!“ , antwortete eine barsche Gedankenstimme aus dem Lager der Weißen in die angespannte Stille hinein. „Er ist schließlich Hoggi.“
Victoria blickte erstaunt auf den starken Schild. „Dann hat uns der Schild gar nicht gerettet…“
„Nein. Gerettet hat uns dein Mentor“ , antwortete Jaromir.
Plötzlich stöhnte Lexia ein paar Meter weiter auf. Verwirrt betrachtete sie ihren linken Vorderlauf. Alle Schuppen ihres Körpers waren schlagartig aschfahl geworden. Ungläubig blickte sie auf und brach dann geräuschlos zusammen.
Victoria begriff sofort, dass Jalina auf zwei Ziele gefeuert hatte. Und eines davon hatte sie getroffen. „LINEA!!! SCHNELL!“ , sendete Victoria aus Leibeskräften.
Jaromir sprang sofort an Lexias Seite und ließ Victoria absteigen. „Sie stirbt!“ , dachte er entsetzt.
Die umstehenden Schwarzen waren vor Schock erstarrt – keiner hatte mitbekommen, dass die Goldene durch Jalinas Geschoss getroffen worden war und abrupt all ihre astrale Energie verloren hatte. Niemand verhinderte, dass Lexia ihr Leben aushauchte.
„NEIN! Das lassen wir nicht zu!“ , dachte Victoria entschieden.
„Aber ich kann ihr unmöglich schnell genug so viel Energie übertragen, wie sie bräuchte!“ , stöhnte Jaromir hilflos.
„Aber ich kann das!“
Victoria berührte Lexias warme Schuppen, sammelte Energie aus der Umgebung und ließ sie so behutsam wie möglich in Lexias Meridiane fließen. Die astrale Energie knisterte brutal unter ihren Fingern und schlug beißende Funken, als sie viel zu schnell durch die Barrieren der Goldenen gepresst wurde. Doch es gab keine Alternative.
Schon spürte Victoria, dass sie die Kontrolle über ihre eigenen Barrieren verlor und die astrale Kraft immer schneller durch ihre Meridiane zu rauschen begann. Als die ersten Flammen aus ihren Handflächen leckten, stand Linea endlich neben ihr und sagte sanft: „Du kannst aufhören, Victoria. Ich übernehme!“
Victoria wollte den magischen Strom abreißen lassen, doch es gelang ihr nicht. „Ich kann nicht!“, stöhnte sie gepresst.
Sofort rief Jaromir drängend: „HOGGI! MANDO! NAREX! Helft uns!“
Jäh erlosch das Brennen in Victorias Innerem und sie fiel keuchend auf die Knie. Als sie ihre Handflächen nach oben drehte, sah sie, dass die Haut krebsrot und mit Brandblasen überzogen war.
Neben sich hörte Victoria Linea verwundert murmeln: „Noch nie hat jemand diesen Zauber überlebt… aber Lexia kann es schaffen...“ Mit diesen Worten hüllte sie die Goldene in ein sanftes, grün schimmerndes Licht.
Bewegungsunfähig beobachtete Victoria Lineas Zauber.
Dann bemerkte sie, dass es unter ihrer Kappe unangenehm heiß war. „Meine Haare! Bestimmt sind die auch schon wieder verbrannt – die
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