Machtlos
alles zu bedeuten hat.“
Sein Gesicht wurde ernst. „Lexia hat uns eine unfassbare Wahrheit enthüllt: Die Goldenen können mit geöffnetem Geist lügen! Was ist jetzt wahr von dem, was wir in den letzten Jahrhunderten vom Großen Rat gezeigt bekommen haben? Wie können wir Wahrheit von Lüge unterscheiden, wenn wir keiner Goldenen mehr trauen können?“
Sein Blick schweifte über die Versammlung der Drachen. Wohin er auch blickte: Überall spiegelte sich in den Gesichtern der Drachen Ratlosigkeit oder das schale Gefühl, betrogen worden zu sein.
Dann fiel sein Blick auf Victoria.
Die Gefährtin duckte sich hinter Jaromirs Hals und dachte mit aufkeimender Panik: „NEIN! Ich will keine Fragen mehr beantworten. Ich will nicht wieder in die Mitte gezerrt werden!“
Doch Grimmarr tat ihr diesen Gefallen nicht. Nachdenklich fragte er: „Woher wusstest du, dass Jalinas Bilder nicht der Wahrheit entsprechen, Victoria?“
Als sie nicht antwortete, wurde seine Gedankenstimme überraschend sanft: „Nur keine Angst, kleiner Mensch. Ich bürge mit meinem Ehrenwort dafür, dass dir nichts geschehen wird. Bitte versteck dich nicht vor mir.“
So viel Einfühlungsvermögen hätte Victoria dem sonst so schnoddrigen Grimmarr nicht zugetraut. Sie riskierte einen Blick in die Gedanken des roten Königs. Tatsächlich würde er sie mit seinem Leben schützen, was auch immer auf dieser Sitzung noch geschah.
„Er wird euch nichts tun. Er wird euch schützen, genau wie meine Leute“ , versicherte nun auch Abrexar auf der geheimen Frequenz. „Bitte Victoria, beantworte seine Fragen – wir Drachen brauchen deine Bilder von der Wahrheit!“
Victoria holte noch einmal tief Luft und gab sich einen Ruck. „Also gut… aber ich bleibe auf Jaromirs Rücken.“
„Selbstverständlich bleibst du auf meinem Rücken!“ , zischte Jaromir grimmig. „Als wenn ich dich hier noch einmal runter lassen würde!“ Dann stieß er trotzig seinen Kopf nach oben und trat ein paar Schritte vor – gerade so weit, dass sie beide von jeder Himmelsechse in der großen Halle gesehen werden konnten.
Mandolan und Narex flankierten ihn eine halbe Drachenlänge versetzt.
„Vielen Dank ihr Gefährten!“ , sagte Grimmarr respektvoll und deutete eine Verbeugung an. „Also Victoria, verrätst du uns, wie du darauf gekommen bist, dass Jalina gelogen hat?“
Victoria sah unsicher zu Abrexar zurück und der sendete lächelnd auf der geheimen Frequenz: „Keine Scharade mehr. Sag die Wahrheit, was deine Fähigkeiten betrifft… naja, das mit dem Gedankeneinpflanzen solltest du wohl doch besser verschweigen...“
Victoria nickte und sendete: „Ich erkenne es, wenn jemand mich anlügt. Ich sehe die Wahrheit hinter der Lüge, Grimmarr.“
Ein Raunen ging durch die Menge. Diese Menschenfrau sendete klar und deutlich und das, was sie zu sagen hatte, war mehr als bemerkenswert.
„Und welche Wahrheit hast du bei Jalina gesehen?“ , fragte der Rote.
„Ich zeige es euch“ , antwortete Victoria und öffnete ihren Geist. Dann dachte sie an Tarins hinterhältigen Anschlag.
Voller Entsetzen keuchten die Drachen auf.
Abgrundtiefer Hass schlug Victoria entgegen. Die Gefährtin wusste, auch ohne in Jalinas Richtung zu sehen, dass dieser nur von der goldenen Königin stammen konnte.
Jetzt war Jalina klar, dass sie verloren hatte. Auf ganzer Linie. Nie wieder würde auch nur irgendein Drache ihr glauben, geschweige denn einen ihrer Befehle ausführen. Von diesem Moment an hatte sie all ihre Macht eingebüßt.
Dieser Gedanke war der Goldenen so unerträglich, dass ihr Verstand aussetzte. „Dieser verdammte Hautsack hat alles zerstört!“ , keifte sie in Gedanken. „Die kleine, verlogene Hexe hat MIR meine eigene Adeptin abspenstig gemacht und sie dazu gebracht, ihre eigene Rasse zu verraten – MICH zu verraten! HEUCHELEI! VERRAT! Victoria und Lexia haben MEIN Leben zerstört! Das werde ich ihnen nicht durchgehen lassen!“
Jalinas Geist verfing sich in irrer Raserei und bevor Victoria ahnte, was die Königin vorhatte, zuckten zwei Lichtblitze quer durch die Halle.
Für einen Schild war es zu spät.
Ohnmächtig sah Victoria das tödliche Geschoss auf sich zurasen, schrie „NEINNNNNNNNNNNNNNN!“ im Moment des Aufschlags und schloss reflexartig die Augen.
Victoria wartete auf den Schmerz.
Doch er kam nicht.
Nach ein paar Atemzügen wagte sie es, die Augen zu öffnen. Um sie herum sirrte ein bläulich schimmernder Schutzschild und rote Soldaten
Weitere Kostenlose Bücher