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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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nahmen sie in die Mitte und schirmten sie mit ihren Körpern ab.
    „Unfassbar! Seit Grimmarrs Feststellung sind nur wenige Sekunden vergangen und doch versinken wir schon im Chaos…“ Das waren Abrexars Gedanken. Er blickte ungläubig auf die entfesselte Menge.
    Plötzlich erfüllte ein ohrenbetäubendes Trompeten die Luft, ließ die massiven Felswände erzittern und ging jedem Wesen in dieser Halle unweigerlich durch Mark und Bein.
    „AUFHÖREN!!!“ , donnerte ein mächtiger Befehl und ließ keinen Raum für Widerspruch.
    Tatsächlich geschah das Wunder, dass die Drachen für einen Augenaufschlag lang inne hielten.
    „HALTET EIN! ALLE SOLDATEN ZURÜCK INS GLIED!“ , erscholl die durchdringe Stimme noch einmal und erreichte nun auch die letzten Himmelsechsen in der großen Halle.
    Reflexartig folgte jeder Rote dem strengen Befehl und brüllte „HORRAXX!!!“ , den Schlachtruf der Roten.
    Aber nicht nur die Roten, sondern auch alle anderen Drachen stoppten abrupt, wo auch immer sie gerade in der Halle waren. Die Drachen drehten ihre Köpfe und reckten die Hälse. Wer hatte gesprochen und die Raserei beendet? Schließlich blieben die suchenden Blicke am roten König hängen.
    „Ich bin kein Freund von Lynchjustiz“ , erklärte Grimmarr gelassen. „Die Goldenen werden einen Prozess bekommen, so wie unsere Ahnen es in den Statuten festgeschrieben haben. Wenn einer von euch damit ein Problem hat, soll er es nur sagen…“
    Er ließ seinen Blick lässig über seine Leibgarde, die Elitetruppen und die einfachen Soldaten schweifen, die nun alle wieder unbewegt aber zu allem bereit in perfekter Formation um ihn herum Stellung bezogen hatten. Sein Blick ließ keinen Zweifel, dass seine Soldaten jeden töten würden, der sich seinem Befehl widersetzte.
    Die aufgeheizte Stimmung kühlte sich langsam ab und angespannte Ruhe trat ein. Unschlüssig standen die Drachen in der Halle.
    „So ist es schon besser, meine Freunde“ , meinte der rote König lächelnd. „Und jetzt zurück auf eure Plätze – und zwar ruhig und besonnen. Wir wollen doch nicht, dass jemand zu Schaden kommt.“
    Victoria sah, dass er unter seiner lockeren Miene hochkonzentriert und zum Zerreißen angespannt war. Neben den riesigen Soldaten seiner Leibgarde war der rote König klein, doch seine Autorität überragte alle Himmelsechsen in dieser Halle.
    Die ersten Drachen setzen sich in Bewegung und marschierten überraschend brav auf ihre Plätze zurück. Keiner wollte sich mit den Roten anlegen.
    „Wenn wir eben nicht beinahe überrannt worden wären, dann wäre das hier fast schon lustig“ , bemerkte Jaromir mit beißendem Sarkasmus.
    „Lustig?“ , fragte Victoria entgeistert. „Ich bin vor Angst fast umgekommen!“
    Jaromir nickte verständnisvoll. „Noch einmal möchte ich das auch ganz sicher nicht erleben. … Was meinst du? Kannst du deine Gefühle wieder ertragen? Soll ich den Zauber lockern?“
    „Warte bitte noch einen Augenblick. Falls der Irrsinn hier doch wieder losgeht, brauche ich meinen Verstand“ , meinte Victoria trocken.
    Die Gefährten hatten abgeschirmt von Abrexars Getreuen den Platz der schwarzen Fraktion erreicht und drehten sich um. Die letzten Drachen, die noch immer unschlüssig in der Mitte der Halle standen, begaben sich nun auch zu ihren Leuten.
    Lexia stand als Letzte einsam in der Mitte. Sie konnte nicht mehr zu den Goldenen zurück und gehörte auch sonst nirgendwo hin. Hilflos sah sie sich um.
    „Ich würde mich geehrt fühlen, Lexia, wenn du dich unseren Reihen anschließen würdest“ , rief Abrexar mit einer leichten Verbeugung.
    Lexia nickte ernst und stellte sich unsicher zu den Schwarzen.
    Grimmarr hatte es geschafft. Er hatte die Situation in den Griff bekommen. Prüfend sah er zum Lager der Goldenen. Jalina stand allein auf ihrem Podest und es schien, als wären die Mitglieder des Großen Rates ein ganzes Stück von ihr abgerückt. Die Königin bedachte Grimmarr mit einem vernichtenden Blick, verhielt sich aber sonst ruhig. Ganz sicher hatte sie nicht aufgegeben, sondern sondierte die Lage.
    Die roten Soldaten, die sich vor der Fraktion der Goldenen postiert hatten, senkten langsam ihre Schutzschilde und behielten beide Seiten gleichermaßen im Auge.
    Victoria ließ Jaromir den Distanzzauber lösen und atmete tief durch.
    „Sehr schön, meine Lieben“ , bemerkte Grimmarr mit einem saloppen Grinsen. Seine Anspannung ließ geringfügig nach. „Dann lasst uns jetzt darüber sprechen, was das

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