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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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keine Antwort gefunden. Aber langfristig wollen und müssen wir wieder mit den Goldenen zusammenarbeiten. Ihre Fähigkeiten sind wichtig für uns – gerade im Hinblick darauf, was sich an den Toren tut…“
    „Warum lasst ihr nicht die Grünen über die Goldenen richten?“, schlug Victoria vor. „Sie haben von allen am Stärksten unter ihren Lügen und Intrigen gelitten. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es auch nur eine unter den Grünen gibt, die bei der Strafe übers Ziel hinausschießen würde.“
    Abrexar sah sie nachdenklich an. „Die Idee ist gar nicht mal so schlecht…“ In seinem Geist sah Victoria ein Gremium von fünfzig Grünen erscheinen, welches, unterstützt durch einen Beraterstab der anderen Rassen, über die Verbrechen der Goldenen beriet. „… wirklich, Victoria, die Idee ist gut!“
    Victoria grinste schief und fragte: „Hast du Sharrah eigentlich schon über die Wahrheit informiert, was dieses angeblich dämonische Fieber angeht?“
    Der Schwarze nickte ernst. „Das habe ich sofort getan, nachdem sich die größte Aufregung gelegt hatte. Sharrah war unglaublich erleichtert und lässt dir ihren aufrichtigen Dank ausrichten. Sie wollte sich am liebsten sofort persönlich bei dir für die Wahrheit bedanken und für ihr neues – nun sorgenfreies – Leben und das ihrer ungeschlüpften Kinder.“
    Victoria wurde verlegen und nippte an ihrer heißen Schokolade. Auch Ranja hatte ihr schon gedankt und das in einer Art, die Victoria auf einen Sockel hob. Das wollte sie nicht. Was sie getan hatte, war nichts Besonderes. Jeder hätte das getan.
    „Aber nur du konntest es tun, weil nur du die Wahrheit in dem Kopf der Königin gesehen hast“ , gab Jaromir stumm zu bedenken. „Stoße die anderen nicht vor den Kopf, indem du ihren Dank zurückweist.“
    Auch Abrexar deutete ihren Gesichtsausdruck richtig und meinte stolz: „Du bist unsere Heldin, Victoria. Du hast dich getraut, die Wahrheit zu sagen, auch wenn du dafür beinahe mit dem Leben bezahlt hättest.“
    „Aber darüber habe ich doch gar nicht nachgedacht!“, rief Victoria hilflos.
    „Und genau das ist der Grund, warum wir Drachen dich verehren. Du hast dich von deinem Gefühl für Gerechtigkeit leiten lassen, ohne an die Folgen zu denken“, erklärte Abrexar lächelnd.
    „Ja, das war ganz schön blöd, wenn ich jetzt so darüber nachdenke“, meinte Victoria trocken.
    „Nein, das war ehrlich und authentisch“, widersprach Abrexar.
    Victoria wollte von dem Heldengerede nichts hören. „Wo du gerade von Ehrlichkeit sprichst: Ich hatte schon ‘nen Riesenschiss, als ich auch nur einen Fuß in die Halle der Goldenen gesetzt hatte. Wenn du den Distanzierungszauber nicht gewirkt hättest, wäre ich hysterisch heulend zusammengebrochen, als Jalina mich aufgefordert hatte, allein in die Mitte zu treten. Über das, was ohne den Zauber nach ihrem Todesurteil mit mir passiert wäre, will ich gar nicht erst nachdenken. Eines ist sicher: Ich bin garantiert kein Held.“
    Abrexar erkannte, dass sein Lob bei Victoria auf taube Ohren stieß. Vorerst ließ er das Thema ruhen und sprach etwas anderes an: „Jedenfalls werden wir jetzt die Vergangenheit aufarbeiten müssen. Jedes wichtige Ereignis, jede bedeutende Entscheidung des Großen Rats wird hinterfragt. Sofern es keine Augenzeugen aus den Reihen der anderen Rassen gibt, werden wir auf die Erinnerungen der Goldenen angewiesen sein. Allerdings haben wir hier das Problem, dass wir Wahrheit nicht von Lüge unterscheiden können.“
    Dann deutete Abrexar eine Verbeugung an und sagte förmlich: „Grimmarr, König der Roten, bittet höflich um deine Mithilfe, Gefährtin Victoria. Würdest du uns die Ehre erweisen, die wichtigsten Aussagen der Goldenen für uns zu prüfen?“
    Victoria starrte Abrexar an. Seine Frage war ernst gemeint! „Die Drachen übertragen die Entscheidung zwischen Wahrheit und Lüge tatsächlich mir? Einem Menschen!“
    „Sie haben keinen Grund, dir zu misstrauen“ , stellte Jaromir ruhig fest.
    „Warum fragt ihr nicht Lexia?“, wollte Victoria voller Unbehagen wissen. „Sie hat doch bewiesen, dass sie auf eurer Seite steht.“
    „Lexia kennt zwar einige, aber eben nicht alle Geheimnisse der Goldenen“, gab Abrexar ruhig zurück. Er beugte sich leicht vor und sah Victoria ernst an. „Victoria, wir Drachen brauchen Klarheit, was unsere Vergangenheit angeht. Wir müssen einfach WISSEN, was Wahrheit und was Lüge ist. Allein die Massenermordung der

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