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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Kerstin wissen. Sie sah sich demonstrativ um. Die Aussichtsplattform war vielleicht fünf mal zehn Meter groß und über der Brüstung mit massiven Stahlgittern bis in vier Metern Höhe eingezäunt. „Wo sollen wir denn hin?“, schrie Kerstin und deutete auf die Zäune. Sie war den Tränen nahe. „Hast du dein Handy mit? Wir müssen die Polizei rufen!“
    Victoria schüttelte ihren Kopf und würgte hervor: „Vergessen.“
    Aber selbst wenn sie es mitgehabt hätte, war sie sich sicher, dass es viel zu lange dauern würde, bis die Polizei mit ausreichend vielen Leuten hier wäre. So lange konnte sie den Schild nie im Leben aufrechterhalten. „Ich muss Hilfe rufen! Aber ich kann nicht weit genug senden.“
    Langsam bekam sie wieder mehr Luft. Sie sah ihre Freundin ernst an und sagte noch immer heftig atmend: „Ich habe eine Idee, aber ich muss nachdenken!“
    Kerstin schwieg.
    Dann rüttelte jemand an der Tür.
    Ungläubig stellte Kerstin fest, dass die Tür sich nicht öffnete.
    Nun polterte es, doch die Tür blieb zu.
    Aufgebrachte Stimmen.
    Dann ein Schuss.
    Victoria spürte, wie die Kugel ihren Schild durchbrach und knapp an ihrer Hüfte vorbei zischte.
    Sie fluchte und zog Kerstin mit sich aus der Schusslinie.
    „VICTORIA!“ , meldete sich Jaromir drängend. „Du musst den Schild anpassen. Kugeln sind verdammt klein und verhalten sich anders als magisches Feuer! Mach es so!“ Er zeigte ihr kurz, was sie tun sollte. Dann musste er sich wieder auf Lenir konzentrieren.
    Victoria passte den Schild an und verdoppelte ihre Kraft zusätzlich.
    Wieder ein Schuss und gleich darauf Schmerzensschreie.
    „Na, der ging wohl nach hinten los“, bemerkte Victoria noch immer schnaufend und mit wachsender Wut im Bauch.
    Kerstin sah Victoria an, als würde sie sie zum ersten Mal in ihrem Leben sehen. Aber sie stellte keine Fragen.
    Von der Tür kam noch ein Schuss und wieder ein Fluch.
    Dann hämmerte jemand dagegen. „Ihr verdammten Weiber könnt da oben nicht weg! Das ist euch ja wohl klar, oder? Hoffentlich macht‘s Spaß im Regen zu stehen, bis wir die Tür aufkriegen! Und die kriegen wir auf – das ist mal sicher!“
    Victoria sagte nichts. Sie hielt den Schild konzentriert hoch.
    Wildes Bollern.
    Eine gepestete Männerstimme: „Wie kann diese beschissene, abgewrackte, verfickte Holztür das aushalten?! Verdammte SCHEISSE!!!“
    Weitere Verwünschungen und Gehämmere an der Tür.
    Victoria blendete die Typen und ihren Krach aus. Sie schickte einen Teil ihres Geistes zu ihrem Gefährten.
    Jaromir steckte noch immer im Fahrstuhl und brauchte all seine Kraft, um Lenir gemeinsam mit Hoggi im Zaum zu halten. Sie suchte nach Lennis Geist und fand ihn schließlich: aufgebracht, außer sich vor Angst um Kerstin, verwirrt und doch merkwürdig ruhig.
    Dann wandte sie sich an Jaromir: „Wenn du merkst, dass Lenir für einen kleinen Augenblick ruhiger wird, ruf Abrexar und schick ihn zu uns!“
    „Was hast du vor?“ , wollte er wissen.
    Doch Victoria hatte keine Ahnung, wie lange die Tür gegen die stetig zunehmende Gewalt der Motorradtypen standhalten würde und antwortete: „Tu‘s einfach, ja?!“
    Dann sah sie Kerstin ernst an. „Denk an Lennard und wie sehr du ihn liebst! Sag ihm in Gedanken, dass er im Fahrstuhl an der Uni bleiben muss.“
    Kerstin sah sie fragend an und wollte etwas entgegen, doch Victoria sagte eindringlich: „Frag nicht. Tu es!“
    Verwirrt schloss ihre Freundin die Augen. Nach ein paar Sekunden tauchte Lennard Langlo in ihrem Geist auf. Und dann auch die unbestimmte Bitte, im Fahrstuhl zu bleiben.
    „Nicht bitten, Kerstin. Befiehl es ihm!“
    Ihre Freundin schluckte die Verwirrung hinunter und dachte schließlich: „Bleib im Fahrstuhl, Lennard!“
    „Schärfer“, forderte Victoria.
    „BLEIB IM FAHRSTUHL, LENNARD!“
    „Besser“, kommentierte Victoria.
    Sie nahm Kerstins Gedanken, hangelte sich über die Geistesverbindung von Jaromir zu Lenir und platzierte den Befehl in Lenirs Geist. Über diese Distanz war das ein unglaublicher Kraftakt. „Angst versetzt Berge“ , dachte sie bitter und war sich sicher, dass sie das nicht geschafft hätte, wenn Jaromir nicht direkt neben Lenir gestanden hätte.
    Dumpf spürte sie, wie Lenirs Kampf kurz nachließ.
    Jaromir nahm sofort über eine große Distanz Kontakt zu seinem Mentor auf.
    Die Umgebung um Victoria herum verschwamm. Es wurde dunkler. Sie konzentrierte sich jetzt nur noch auf ihren Schutzschild.
    Es wurde wieder geschossen. Der Knall

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