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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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anstellen, werden wir nach einiger Zeit ein paar wesentliche Schaltstellen des Konzerns besetzen und … und den Rest könnt ihr euch wohl ganz gut selbst ausmalen!‹ Während die Sache anfangs noch nach einem halb scherzhaften Vorschlag zur Bildung eines harmlosen Karriere-Netzwerkes geklungen hat, wird jetzt allen der Ernst und das gigantische Potential der Idee schlagartig klar. Man könnte gemeinsam eine gesamte Firma, sogar einen Konzern, unter Kontrolle bekommen, wenn es klappte. Dann wäre alles möglich! Die sechs jungen Leute fallen in eine Art Machtrausch. Doch dann schüttelt die zierliche Blonde energisch den Kopf und wirft enttäuscht ein:
    ›Vergesst es! Das klappt nicht, denn wenn der erste von uns erst einmal Partner bei St. Servatius geworden ist, wird er von einem Pakt plötzlich nichts mehr wissen und die Ernte alleine einfahren wollen. Und das wird passieren, lange bevor die Saat aufgegangen ist. Sorry, ich weiß, dass ich vermutlich nie mehr in einem so guten Team arbeiten werde, aber dieser Pakt wird zu schnell zerbrechen. Er wird an unseren Einzelegoismen scheitern !‹
    ›Nicht, wenn jeder von uns ab sofort deutliche Vorteile hätte !‹ , entgegnet jemand.
    ›Trotzdem ist die Gefahr viel zu groß, dass jemand einfach aussteigt, wenn er persönlich genug erreicht hat oder ihm das Risiko zu groß wird.‹
    Die Diskussion geht noch eine ganze Weile weiter, bis schließlich das jüngste Teammitglied, eine groß gewachsene Schwarzhaarige, die bisher geschwiegen hat, leise sagt:
    ›Die Idee ist viel zu gut, um sie fallen zu lassen. Ich habe noch viel vor in meinem Leben, und dafür bin ich auch zu vielem, fast allem, bereit! Eine solche Chance bietet sich vielleicht nie wieder. Ich bin für den Pakt! Wir müssen heute Fakten schaffen, so dass keiner von uns mehr einen Rückzieher machen kann. Wir gehen deshalb jetzt auf mein Zimmer und nehmen noch eine Flasche Cognac zur Entspannung mit. Ich packe oben meine Spiegelreflexkamera aus, und wir machen ein paar Fotos von unserer Gruppe … Hübsche Fotos, die zeigen, wie sehr wir uns alle mögen und wie gut wir uns kennen – Fotos, die keiner von uns je in fremden Händen sehen will … Kommt mit!‹ Die hübsche Dunkle steht entschlossen auf, greift sich vom Spirituosenwagen eine matte, dunkelgrüne Flasche und verlässt den Raum in Richtung der Fahrstühle. Alle haben verstanden, und alle folgen ihr .«

     
    Renates Zigarette war längst heruntergebrannt, aber sie hielt den Filter noch immer in der Hand und blickte mit abwesendem Gesichtsausdruck an die Decke. Ihr Liebhaber brauchte erst einmal ein paar Sekunden, um das Gesagte einzuordnen. Konnte es sein, dass dieser Verein sich die Schuegraf AG ausgesucht hatte? Dass es diesen Pakt nach mehr als zwanzig Jahren immer noch gab, und er etwas mit den Vorgängen zu tun hatte, die ihn derzeit so beunruhigten? Zuerst musste er jedoch etwas anderes klären.
    »Du warst die ›hübsche Dunkle‹ , stimmt’s ?« , fragte Glock gespannt, der mit dem Kopf in Höhe ihrer Brust lag und dessen rechte Hand die Haut zwischen ihren Oberschenkeln streichelte.
    »Ja«, entgegnete sie leise.
    »Und weiter, habt ihr euch noch öfter getroffen? Was ist aus diesem Pakt geworden und was hat er, um Himmels willen, mit den Dingen zu tun, die im Konzern vor sich gehen? !«
    »Frag nicht so viel und genieß den Abend !« , flüsterte Renate und schob seinen Kopf zwischen ihre weit geöffneten Beine, was ihn erstmal zum Schweigen brachte. Er genoss durchaus, was jetzt passierte, ließ danach aber erneut nicht locker, bis Renate schließlich seufzte und in Gedanken versunken weitererzählte. Glock nahm noch einen Schluck Cognac aus der Flasche und schloss wieder die Augen, um sich die beschriebene Szene besser vorstellen zu können.

     
    »Die sechs teuer aber dezent gekleideten Frauen und Männer haben, unabhängig voneinander, das Glas- und Glitzerhotel, das Kempinski Hotel am Münchner Airport, durch unterschiedliche Eingänge betreten und sich erst in einem der kleineren Konferenzräume im Erdgeschoss wie alte Freunde begrüßt. Sie treffen sich in dieser Konstellation jedes Jahr seit der Begründung ihres Paktes 1982. Alle haben sie unterschiedliche, falsche Termine für diesen Abend in ihren Terminkalendern stehen, damit keinerlei Zusammenhang zwischen ihnen herstellbar ist. Ihre Sekretariate und Assistenten werden so gezielt in die Irre geführt. Im Hintergrund des Raumes ist ein kleines Buffet aufgebaut. Rot-

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