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Machtrausch

Machtrausch

Titel: Machtrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer C. Koppitz
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Restaurant erklären. Zehn Minuten Fußweg. Er hinterließ eine Nachricht für den Fall, dass wider Erwarten Barbara im Hotel aufkreuzte und eilte in die tropische Nacht hi-naus. Im Hintergrund funkelte die goldene Kuppel der prächtigen Moschee im Mondlicht. Sie hatten Barbara, dachte er immer und immer wieder. Und sie wussten (woher eigentlich?), dass er auf den Malediven war und belastende Unterlagen hatte. Er hoffte inständig, dass sie nichts von seinen Sendungen nach München wussten. Panikschweiß mischte sich mit dem Schweiß, den ihm die tropische Abendhitze aus allen Poren trieb.

     
    Das Yasmin lag im Hinterhof eines niedrigen weißen Gebäudes. Draußen hing eine Speisenkarte. Es gab alle nur denkbaren asiatischen Spezialitäten. Aus Indien, Sri Lanka, Thailand, China. Und maledivisches Fischcurry. Barbara liebte solche Currys und plötzlich fand er es nicht einmal unwahrscheinlich, sie friedlich essend im Yasmin vorzufinden. Er trat durch die hölzerne Tür in einen dezent beleuchteten und üppig bewachsenen Innenhof. Auf den mindestens zwanzig festlich gedeckten Tischen flackerten Windlichter. Das Lokal war bereits zu einem Drittel voll. Es schien auch einen klimatisierten Raum innen zu geben. Ein Kellner in schwarzer Hose und weißem Hemd kam auf ihn zu und fragte auf Englisch, ob er vorbestellt habe. Hatte er nicht. Trotzdem bat er um einen Tisch in der Nähe des Ausgangs. Draußen im Hof. Er setzte sich so hin, dass er das Eingangstor gleichermaßen wie die restlichen Tische im Hof beobachten konnte. Die meisten Gäste waren keine Europäer. Nur zwei Pärchen schienen zum Vergnügen hier zu sein. An den anderen Tischen schien es sich um geschäftliche Treffen zu handeln. Kaum ein Urlauber verirrte sich in die unattraktive Hauptstadt der Malediven. Auf die Frage des Kellners bestellte er sich einen Mangosaft, alkoholische Getränke gab es leider auch hier nicht. Mit dem Essen wollte er noch warten. Nach zehn Minuten ereignislosen Mangosaftschlürfens bestellte er eine Zitronengrassuppe. Angst schien ihn hungrig zu machen. Eine durchaus neue Beobachtung, da er sich nicht erinnern konnte, wann er jemals in seinem Leben derartige Angst gehabt hatte. Dann stand er auf, griff sich seinen Aktenkoffer und ging quer über den Hof in den klimatisierten Innenraum, wo er die Toilette vermutete. Es schadete nichts, einen kleinen Blick auf die Gäste innen zu werfen. Beiläufig verschaffte er sich auf dem Weg zu dem Toilettenraum einen Überblick. Nur wenige Leute saßen innen, ausnahmslos männliche Geschäftsleute, die meisten stark beleibt und schon älter. Keiner schenkte ihm die geringste Beachtung. Er kehrte an seinen Platz zurück, wo die trotz der Hitze dampfende Suppe bereits auf ihn wartete. Als Glock die Serviette auseinanderfaltete, fiel ein kleiner Zettel heraus. Darauf stand: › Leave your bag here and go back to your hotel in 15 minutes. We have her !‹ Hatte er eine Wahl? Jetzt hatte er es schriftlich. Er schlürfte vier Löffel der köstlichen Suppe und zwang sich, eine Viertelstunde sitzen zu bleiben. Mit zitternden Händen bezahlte Anton die Rechnung. Unauffällig ließ er die Tasche mit dem gesamten Inhalt neben seinem Stuhl stehen und ging. Alle Informationen, die er hatte, waren ohnehin auf dem Weg nach München. Der Pakt würde auffliegen, egal was jetzt noch passieren würde. Glock wäre allerdings gerne dabei gewesen. Er wollte mit seiner Frau auf die Vernichtung des Paktes anstoßen, verdammt noch mal! Er lief zurück zum Harbour Hotel und hatte die ganze Zeit über den Eindruck, hinter sich hastige Schritte zu hören. Mehrmals drehte er sich um, konnte aber niemanden sehen. Er war heilfroh, als er wieder an der gut beleuchteten Hafenpromenade ankam. Auf den letzten Metern verlangsamte er seine Schritte, um besser nachdenken zu können. Woher zum Kuckuck wussten die überhaupt, dass er in Male war? Diese Frage ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Er ging noch einmal alle Leute durch, die von seiner Reise in den Indischen Ozean wussten. Er war sich hundertprozentig sicher, niemandem sonst zu Hause etwas gesagt zu haben. Und Ahmed, der jetzt einen Großteil des Inhaltes seines Geldkoffers sein eigen nannte, würde seine früheren Auftraggeber bestimmt nicht auf den gerade begangenen Verrat hinweisen. Genau in dem Moment, als er das Hotel vor sich sah, fuhr ihm ein eisiger Blitz ins Rückenmark und er stolperte beinahe über seine eigenen Füße: Es hatte laut und deutlich klick gemacht

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