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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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Sie belastet, wirkt das wie ein Ablenkungsmanöver.

Das Spiel des Lobens
    Während Drohungen allgemein verabscheut werden, erfreut sich das Loben großer Wertschätzung. "Haben Sie Ihr Kind heute schon gelobt?", fragte in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein pädagogisch korrekter Autoaufkleber. Lob tut gut, Lob motiviert, wir alle wollen gelobt werden. Da ist natürlich etwas dran. Auf der anderen Seite darf nicht in Vergessenheit geraten, dass Loben eben auch ein großes Machtspiel ist. Und dass ein Lob nicht weniger abgefeimt sein kann als eine Drohung.
Die innere Mechanik des Lobes
    Wer lobt, hebt etwas positiv hervor und drückt seine Anerkennung aus. Um das überhaupt tun zu können, braucht er einen Wertmaßstab. Dieser kann sehr persönlich sein und darf nicht verwechselt werden mit den offiziellen Kriterien zur Leistungsbeurteilung. "Eine gute Note ist kein Lob", bemerkt der Soziologe Rainer Paris. Auch die schlichte Erwähnung, dass Sie umsatzstärkster Verkäufer (Zahl), beliebteste Kundenberaterin (Wahl) oder gesündeste Lehrkraft (Zahl der Fehltage) sind, ist noch kein Lob. Erst wenn es sich mit einer Extraportion Anerkennung verbindet, die Sie über alle anderen heraushebt, wird ein Lob daraus.
    Dabei kann der Wertmaßstab, der sich da ausdrückt, vom offiziellen Kurs sehr stark abweichen. Ja, Sie können in der offiziellen Leistungshierarchie ganz unten stehen und dennoch von Ihrem Chef gelobt werden: weil Sie immer so gut gelaunt sind, weil Sie so geschmackvolle Hemden tragen oder sich mit Geländewagen auskennen. Der Punkt ist: Was lobenswert ist, darüber entscheidet allein derjenige, der das Lob ausspricht.
    Und damit wird das Lob zu einem subtilen, doch mitunter sehr wirksamen Steuerungsmittel. Wer das Lob austeilt, der besteigt den Richterstuhl und teilt den Mitmenschen mit, was im wahrsten Sinne des Wortes hervorragend ist. Darin liegt eine gewisse Anmaßung und deshalb ist es der Regelfall, dass der Ranghöhere den Rangniederen lobt. Mit seinem Lob gibt er gewissermaßen die Richtung vor: Wenn jemand dieses und jenes leistet, bekommt er meine Anerkennung. Zugleich heftet er sein Lob an eine bestimmte Person, die von allen anderen abgehoben wird. Je nach Konstellation kann das sehr positive, aber auch sehr negative Folgen (→ Boss-Spiel "Durch Lob verbrennen", Seite 81) haben. Drei Aspekte sind noch wichtig:
Lob kostet nichts. Und es verpflichtet auch zu nichts. Mit Lob können Sie jemanden dafür entschädigen, dass er auf handfeste Vorteile verzichten muss.
Zugleich aber verbindet sich mit dem Lob aber die Verheißung, dass sich irgendwann doch handfeste Vorteile ergeben: eine höhere Bezahlung, weitere Aufträge, Beförderung, was auch immer.
Niemand hat Anspruch auf ein Lob. Seine Leistungen können noch so hervorragend sein. Das verschafft dem Lobenden ein erhebliches Maß an Freiheit, nach seinem Willen Akzente zu setzen.
Lenken durch Lob
    Wer sein Lob geschickt platziert, kann einen gewaltigen Einfluss ausüben. Nicht nur, aber vor allem als Vorgesetzter. Er kann bei seinen Mitarbeitern Erwartungen schüren: Wenn ich ein bestimmtes Verhalten zeige oder eine bestimmte Leistung erbringe, dann werde ich mit einem Lob belohnt. Und daraus ergeben sich vielleicht noch weitere Vorteile … Jeder, der sich ein Lob verdienen will, muss den Wertmaßstab desjenigen übernehmen, der das Lob verteilt – des Vorgesetzten also, der auf diese Weise ganz bestimmte Fähigkeiten und Talente fördern, andere aber auch zurückstutzen kann. Findet Fleiß die meiste Anerkennung, lohnt es sich, fleißig zu sein. Wird hingegen die kreative Chaotin oder der ewige Optimist immer wieder herausgehoben, verschieben sich die Maßstäbe entsprechend.
    Lob kann auch vorenthalten werden, um jemanden in eine bestimmte Richtung zu lenken. Wer nicht gelobt wird, muss das hinnehmen, und wenn er sich noch so sehr abstrampelt. Nun darf der Betreffende natürlich nicht resignieren. Vielmehr geht es darum, ihm zu verstehen zu geben, wie er sich das ersehnte Lob verdienen kann. Zum Beispiel durch noch bessere Leistung ("Bei Ihnen ist einfach mehr drin, Herr Koppers.") oder indem er sich an denen orientiert, die das Lob einheimsen ("Frau Gärtner ist eine echte Teamplayerin." – Untertext: Wenn Sie sich nicht mehr so stark in den Vordergrund drängen, bekommen auch Sie Ihr Lob).
    Überhaupt darf nicht vergessen werden, dass sich das Lob nicht nur an den richtet, der da hervorgehoben wird, sondern an die vielen, die

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