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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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mit Lobhudeleien im Kampf um die Karriere zu unterstützen. In solche Lobkartelle darf nicht jeder eindringen. Wer unbefugt mitlobt, wird einfach ignoriert und damit draußen gehalten. Auf der anderen Seite müssen die Aktivitäten des Lobkartells auch immer ein wenig diffus bleiben. Sonst nützt das Lob gar nichts, es kann dem Betreffenden sogar schaden. Denn es liegt der Verdacht allzu nahe, dass es sich um eine reine Gefälligkeit handelt. Ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit muss also immer gewahrt bleiben.
    Die Stärke eines Lobkartells zeigt sich darin, dass die Worte seiner Mitglieder Gewicht haben und dass es sein Lob an strategisch entscheidender Stelle anbringt. Insoweit funktionieren Lobkartelle dort am besten, wo es darum geht, vorhandene Macht zu zementieren. Allerdings darf man den Einfluss eines Lobkartells nicht überschätzen. Es ist ohnehin ein sehr fragiles Gebilde, auf das sich niemand verlassen kann. Wer nichts Lobenswertes leistet, den werden auch seine Verbündeten nicht leichtfertig loben. Denn ihr Lob könnte auf sie selbst zurückfallen und ihre Glaubwürdigkeit beschädigen. Und so scheiden diejenigen, die nicht recht vorankommen, auf nahezu natürliche Weise aus einem Lobkartell aus. Weil ihr Lobnicht viel wert ist, können sie den anderen nicht viel bieten. Und weil die sie nicht mehr loben, fallen sie noch weiter zurück.
    Schließlich sollte man auch noch bedenken, dass manche Lobkartelle nichts weiter sind als ein böses Gerücht, mit dem ein Lob, das einem Konkurrenten gespendet wird, kaputt gemacht werden soll: Ich präsentiere mich als hilfloses Opfer eines solchen Lobkartells und spekuliere auf die Unterstützung all derer, die ihm nicht angehören.
Lobet eure Feinde
    In der Politik ist es ein weit verbreitetes Verfahren: Man lobt einen Vertreter aus dem gegnerischen Lager, am besten, wenn er eine Position vertritt, die leicht von der Parteilinie abweicht. Und wenn es gar keine Parteilinie gibt, dann ist es noch besser. Man greift sich jemanden heraus, dessen Position den eigenen Vorstellungen am nächsten kommt und äußert sich anerkennend über ihn. Mit diesem Lob von der falschen Seite verfolgt man zwei Absichten: Man will einen Keil in das gegnerische Lager treiben und man möchte, dass der Gelobte in seinen eigenen Reihen Ärger bekommt.
    Das ist besonders dann zu erwarten, wenn die beiden Lager ernsthaft zerstritten, ja verfeindet sind (was in der Politik gar nicht immer gegeben ist). Aber verfeindete Gruppen gibt es ja auch in anderen Bereichen. Sogar innerhalb einer Organisation werden manchmal grimmige Feindschaften gepflegt, zwischen verschiedenen Abteilungen, unterschiedlichen Traditionen oder Seilschaften. Da kann ein Lob von der falschen Seite oft noch mehr Verwirrung stiften und Schaden anrichten als in formalisierten Gegnerschaften wie in der Politik, wo mit solchen Manövern fest gerechnet wird.
    Das Tückische dabei ist: Gegen Lob von der falschen Seite lässt sich wenig ausrichten. Man kann es sich nicht verbitten und es hilft auch nichts, Erklärungen abzugeben, dass man es "so" gar nicht gemeint habe, wie es der Lobende verstanden hat. Die einzige Chance besteht darin, das Spielchen zu benennen und das Lob einfach zu ignorieren: "Ich weiß, warum Sie von meinem Vorschlag so angetan sind. Aber es wird Ihnen nicht gelingen, mit Ihrem Lob einen Keil in unser Team zu treiben." Manchmal versucht dennoch ein Konkurrent aus den eigenen Reihen, das feindliche Lob gegen Sie zu verwenden. In solchen Fällen hilft er Hinweis, dass er das Spiel mitspielt, das sich die Gegenseite ausgedacht hat, um Ihren Gruppenzusammenhalt zu schwächen.
Gefahren
    Lob ist ein äußerst nützliches Machtmittel. Allerdings kann es entwertet werden und damit seine Wirkung verlieren. Vor allem zwei Gründe spielen hier eine Rolle: Sie loben zu oft. Wenn Sie in jeder Teambesprechung betonen, wie hervorragend alle wieder gearbeitet haben, dann wird Ihr Lob schnell stumpf. Auch das "Durchloben" aller Mitarbeiter nach ihren "besonderen Fähigkeiten" entwertet das Lob und kann sogar peinlich werden. Wenn Sie nämlich etwas hervorheben, was eigentlich selbstverständlich ist, sagen Sie damit: Es gibt sonst nichts zu loben.
    Der zweite Grund ist jedoch noch wichtiger: Ein Lob ist nichts mehr wert, wenn sich herausstellt, dass der Lobende eigentlich keine Ahnung hat. Die Leistung kann er gar nicht angemessen beurteilen. Entweder fehlt ihm die Zeit oder das Wissen oder er urteilt nur nach Sympathie.

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