Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
Für Vorgesetzte hat das einschneidende Folgen: Ihre Mitarbeiter bauen glänzende Fassaden auf, hinter denen sich das nackte Nichts verbirgt, um das Lob einzustreichen. Und wer sich ihrer Sympathie allzu sicher ist, der wird eines am allerwenigsten tun: sich anstrengen, um das Lob auch zu verdienen.
Gegenstrategien
Im Spiel des Lobens sind ausgefeilte Gegenstrategien nicht unbedingt am Platz. Werden Sie gelobt, ohne dass Sie das wollen, dann können Sie das nur hinnehmen, allenfalls mit süßsaurem Lächeln. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Fall, dass Sie nicht gelobt werden. Es ist sicher ratsam zu verfolgen, wer wofür von wem gelobt wird. Daraus lassen sich Rückschlüsse ziehen, welches Verhalten erwünscht ist und wie sich die Sympathien verteilen. Zugleich aber sollten Sie Lob mit einer gesunden Skepsis betrachten. Denn es ist nicht zuletzt deshalb so begehrt, weil es hemmungslos überschätzt wird. Es ist ein Machtmittel, um Ihr Verhalten zu beeinflussen. In vielen Fällen ist ein Lob nicht der Vorbote einer Belohnung, sondern ihr Ersatz. Und für manche Beförderung ist es gar nicht hilfreich, allzu oft gelobt worden zu sein, weil Sie dann nämlich als Kandidat dessen gehandelt werden, der Sie da so unermüdlich gelobt hat (→ "Durch Lob verbrennen", Seite 81).
Schuld schieben
Einen der wichtigsten Grundsätze im Spiel um die Macht haben wir schon im ersten Kapitel angesprochen: "Wer Macht sucht, muss Verantwortung loswerden." Getreu diesem Motto geht es beim "Schuld schieben" darum, die Verantwortung für all das, was sich nicht so erfreulich entwickelt, einem ändern aufzuladen. Dabei muss es sich keineswegs um einen eigens dafür abgestellten "Verantwortungsnehmer" (vgl. Seite 20) handeln, der hier in die Pflicht genommen wird. Als Schuldige kommen ebenso in Frage: Konkurrenten, unfähige Kollegen, gemeinsame Feinde, unfähige Mitarbeiter, unfähige Vorgänger, Eltern, Vorgesetzte, staatliche Organe, insbesondere Aufsichtsbehörden, Testosteron, die Globalisierung, der Ölpreis, die Bürokratie, der Klimawandel, die Arbeitslosigkeit oder auch völlig Unbeteiligte.
Ziel des Spiels
Beim "Schuld schieben" geht es nicht so sehr ums Gewinnen, sondern vielmehr darum, nicht zu verlieren: die Macht nämlich. "Schuld schieben" ist das klassische Spiel für den Machterhalt. Spitzenspieler schaffen es allerdings, mit dem "Schuld schieben" ihre Macht sogar noch auszubauen. Weil alle überzeugt sind, dass es nur einen gibt, der den bestehenden Missständen abhelfen kann: den Schuldschieber.
Für wen geeignet?
Jeder, der für irgendetwas zuständig ist und bemerkt, dass es nicht gut läuft, kann mitmachen, also im Grunde wir alle. Ob Sie ein Unternehmen führen, als Anlageberater tätig sind oder ob Sie sich bei der Auswahl Ihres Urlaubsziels ein wenig verschätzt haben, das spielt keine Rolle. Schon Kinder können gar nicht früh genug damit anfangen, sich mit den Grundzügen des Schuldschiebens vertraut zu machen ("Der dahat angefangen!").
Spielverlauf
Bei diesem Spiel gibt es drei Parteien: Den Schuldschieber, die Machtgeber und den wahren Schuldigen. Die Aufgabe des Schuldschiebers gegenüber den Machtgebern besteht darin, ihnen den wahren Schuldigen dafür zu nennen, dass es im eigenen Zuständigkeitsbereich Probleme gibt: wenn Aktienkurse absacken, sichProdukte nicht verkaufen, Geräte nicht funktionieren, Bücher voller Fehler stekken oder es im Urlaub dauernd regnet.
Wichtig: Für den Verlauf des Spiels ist es völlig unerheblich, ob sich der Schuldschieber insgeheim selbst für den wahren Schuldigen hält oder nicht. Auch steht nicht zur Debatte, was "in Wahrheit" die Probleme verursacht hat. Meist sind die Zusammenhänge so kompliziert, dass sie niemand mehr durchschaut, am wenigsten der Schuldschieber, der tief im morastigen Alltagsgeschäft feststeckt und obendrein noch von der Kontrollillusion (→ Seite 22) geblendet wird. Kurzum, die Zusammenhänge müssen vereinfacht werden, um noch irgendwie handlungsfähig zu bleiben. Und eben das versucht der Schuldschieber, indem er den Machtgebern den wahren Schuldigen präsentiert. Seine einzige Einschränkung: Er darf sich nicht selbst die Schuld zuschieben, muss aber versprechen, sich um die Sache zu kümmern und den Missstand in Kürze abzustellen.
Ein Wort noch zu den Machtgebern: Es handelt sich um diejenigen, die dem Schuldschieber die Macht (und Verantwortung) übertragen haben. Das können seine Mitarbeiter, Gefolgsleute,
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