Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
schlägt. Dieses Risiko können Sie begrenzen, indem Sie darauf achten, dass Ihr Gegenüber sein Gesicht wahren kann. Sie dürfen ihn nicht vor anderen bloßstellen. Und das, was Sie von ihm fordern, darf er nicht als Demütigung empfinden. Es sollte als Ihr berechtigtes Interesse durchgehen können.
Darüber hinaus können erfolglose Drohungen regelrechte Kleinkriege entfachen. Wenn der Drohende nämlich seine Ankündigungen wahr macht, setzt er nicht selten einen Konflikt in Gang, den eigentlich keine Seite will. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma besteht darin, dass eine dritte Instanz als Friedensstifter eingreift. Sie muss den Drohenden von seinen Strafmaßnahmen abbringen. Gleichzeitig hat sie dafür zu sorgen, dass der Bedrohte anerkennt, dass sein Gegenspieler ihn sehr wohl hätte schädigen können, aber gerade noch einmal überredet werden konnte, das zu unterlassen. So wird der Konflikt vermieden, ohne dass jemand sein Gesicht verliert.
Eine weitere Gefahr, die Sie leicht unterschätzen könnten, wenn Sie sich in einer starken Machtposition befinden: Müssen Sie Ihre Drohung wahr machen, dann sind häufig Ihre Kräfte gebunden. Und das macht Sie für andere angreifbar. Ein zweiter, dritter, vierter Gegenspieler könnte auf den Plan treten und sich noch viel schlimmer benehmen als derjenige, den Sie gerade strafen. Weil Sie das nicht unterbinden können, zeigen Sie sich machtlos.
Gegenstrategien
Sie können nahezu an jeder Stelle einhaken, um demjenigen, der Ihnen droht, die Suppe zu versalzen. Hier eine kleine Auswahl:
Sie fügen sich, machen die Drohung aber öffentlich und stilisieren sich als Opfer eines hemmungslosen Machtmenschen.
Sie fügen sich, tun aber nicht das, was von Ihnen verlangt wird, sondern etwas Ähnliches. Sie müssen das ursprüngliche Ziel gerade so weit verfehlen, dass der andere merkt, dass er nicht das bekommen hat, was er wollte. Doch müssen Sie dem Ziel immer noch nahe genug kommen, dass er seine Drohung unmöglich wahr machen kann. Lernen Sie von Ihren Kindern, die nach einer Drohung ihr Zimmer so aufräumen, dass es noch nicht richtig ordentlich, aber auch nicht mehr richtig unordentlich ist. Wollen Sie ihnen trotzdem das Taschengeld streichen, Sie Pedant?
Sie fügen sich, machen sich den Willen Ihres Gegenspielers zu eigen und versuchen, ihn sogar noch zu übertreffen (so genannte "Win-win"- oder Streber-Strategie). Solche Kinder würden nicht nur ihr eigenes Zimmer blitzblank putzen, sondern auch noch die Küche fegen und freudestrahlend verkünden: "Genau das habe ich gewollt."
Sie fügen sich und richten damit den größtmöglichen Schaden an, weil das, was von Ihnen verlangt wurde, ja nicht funktionieren konnte (so genannte "Lose-lose"- oder Angestellten-Strategie). Bei der erzwungenen Aufräumaktion Ihrer Kinder stürzen Regale zusammen oder es geraten familiäre Zeitpläne durcheinander, weil die Kinder bis in den späten Abend mit dem Aufräumen beschäftigt sind.
Sie nennen die Drohung eine Drohung und erklären selbstbewusst, dass Sie sich deshalb nicht darauf einlassen können.
Sie machen einen Gegenvorschlag und versuchen, den Drohenden in Verhandlungen zu verwickeln. Zum Aufräumen verdonnerte Kinder würden etwa äußern: "Wenn ich die Legos in die Kiste packe, kann dann die Ritterburg stehen bleiben?"
Sie äußern sich unbestimmt und versuchen, Zeit zu gewinnen. Die nutzen Sie, um Verbündete aufzutreiben und sich auf die Auseinandersetzung vorzubereiten.
Sie ziehen die Drohung ins Lächerliche und lassen keinen Zweifel daran, dass Sie die Angelegenheit nicht ernst nehmen. Das irritiert Ihren Gegenspieler. Gleichzeitig provoziert es ihn aber auch. Machen Sie so etwas nur, wenn Sie bei der Auseinandersetzung nicht mit fliegenden Fahnen untergehen.
Sie drohen zurück. Auch das ist ein Überraschungscoup, der sich nur anbietet, wenn Sie sich mit dem anderen auf Augenhöhe befinden – oder wenn Sie ihn für einen ängstlichen Menschen halten.
Sie machen die Drohung öffentlich und fordern Ihren Gegenspieler auf, seiner Ankündigung Taten folgen zu lassen. Dabei spekulieren Sie darauf, dass er das in der Öffentlichkeit nicht wagen wird.
Sie schlagen ohne Vorwarnung als Erster zu. Das Ganze erklären Sie zu einem Akt präventiver Selbstverteidigung. Zum Beispiel enthüllen Sie Informationen, die den anderen in keinem guten Licht erscheinen lassen. Zuvor hatte er Ihnen das Gleiche angedroht. Doch Sie sind ihm zuvorgekommen und nun steht er am Pranger. Wenn er
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