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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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geschieht. Wenn wir so etwas beobachten, sind wir schockiert. Wir wollen jemanden an der Macht sehen, der sich um die Schwachen kümmert. Das sichert ihm unsere Sympathien. Und so gibt es auch kaum einen Starken, der nicht irgendeinem Schwachen unter die Arme greift, möglichst auf der Vorderbühne. Schon als Kinder wissen wir: Wer wirklich gut und stark ist, der steht den Schwachen bei.
    Diese nützliche Grundregel weiß jemand, der das Opferspiel spielt, für sich zu nutzen. Er gibt sich schwach und fordert Hilfe heraus. Er lässt erkennen, dass er keine Ahnung hat, und spannt den Experten für sich ein. Er wirkt verlassen und wird deshalb ständig eingeladen. Dabei ist es nicht so, als hätte der vermeintlich Schwache nichts zu bieten: Er gibt dem vermeintlich Starken das gute Gefühl, einem Schwachen zu helfen und damit "wirklich gut und stark" zu sein.
    So weit ist das Opferspielauch gar nicht zu beanstanden. Es ist vielmehr eine nützliche Einrichtung, die unseren Zusammenhalt stärkt und die Macht unter uns ein klein wenig umverteilt. Und sie kann uns hoffen lassen, dass auch uns jemand unterstützt, wenn wir mal am Boden liegen. Dabei dürfen wir jedoch eines nicht vergessen: Es genügt nicht, einfach nur schwach zu sein. Lediglich Schwache werden ignoriert, mit Füßen getreten, bestenfalls bedauert. Wenn Sie das Opferspiel spielen, dann müssen Sie sich Ihren Helfer suchen und Ansprüche stellen. "Nurdas quietschende Rad wird geölt", sagen die Amerikaner. Wenn Sie also "Öl" haben wollen, kommen Sie nicht darum herum zu "quietschen".
Die Mitspieler
    Das Opferspiel ist ein Appell an das Mitgefühl desjenigen, der Ihnen helfen soll. Das heißt einmal: Ihr Mitspieler muss etwas zu bieten haben, Fähigkeiten, Einfluss, Wissen. Das heißt aber auch: Als Mitspieler kommt nur jemand in Frage, der durch Ihren Appell überhaupt noch erreichbar ist. Wer seine weniger erfolgreichen Mitmenschen für Verlierer hält und vollauf damit beschäftigt ist, im Machtkampf die Alpha-Position zu erobern, der ist auf diesem Ohr gewöhnlich stocktaub. Da können Sie "quietschen", so viel Sie wollen.
    Halten Sie sich also an Ihre nicht ganz so stahlharten Mitmenschen. Diejenigen, von denen behauptet wird, dass Sie auf ihrem Karriereweg noch Mensch geblieben sind, das sind Ihre geeigneten Kandidaten. Allerdings sollte noch etwas hinzukommen: Sie müssen von Ihrem Mitspieler in irgendeiner Weise abhängig sein. Und wenn Sie es nicht sind, dann müssen Sie sich von ihm abhängig machen . Das kann Ihr Chef sein, eine hilfsbereite Kollegin, Ihr Partner, ein Freund, Ihre Sekretärin oder ein angebliches Vorbild, das Sie jetzt nicht "enttäuschen" darf. Sie sind auf diese Person angewiesen, Sie brauchen sie, wenn sie Sie hängen lässt, dann gehen Sie unter – genau das soll sie annehmen und unbedingt verhindern wollen. Sonst wird das nichts, mit dem Opferspiel.
Der Spielverlauf
    Das Opferspiel ist ein subtiles Verstrickungsspiel. In der ersten Phase, der Köderphase, geht es darum, die Sympathie Ihres Mitspielers zu gewinnen. Sie sind freundlich, humorvoll und zuvorkommend. Wenn alles gut geht, denkt sich Ihr Mitspieler: "Was für eine ausgesprochen liebenswürdige Person. Von der Sorte müsste es mehr geben." Haben Sie diesen Zustand erreicht, treten Sie allmählich über in Phase zwei, die Mitleidsphase: Sie offenbaren, dass Sie ein armer, schwacher Mensch sind – und die Hilfe Ihres Mitspielers benötigen. Nun ist es Zeit, dass Sie ihn wissen lassen, was er für Sie tun soll. Immerhin geht es ja darum, Macht auszuüben. Beginnen Sie mit kleinen Bitten, die sich unmerklich in etwas größere Anliegen verwandeln können. Haben Sie alles richtig gemacht, wird er Ihnen rein aus Mitgefühl helfen – und Sie sind ihm "unendlich dankbar" dafür. Dabei können Sie es bewenden lassen.
Die harte Version
    Sie können aber auch in die harte Version des Opferspiels einsteigen und den Druck weiter erhöhen. Aus Ihren Bitten werden Ansprüche, und die weist Ihr Mitspieler auch mal ab. Damit ist Phase drei erreicht, die Schuldgefühlphase: Nun müssen Sie Ihrem Mitspieler zu verstehen geben, dass Sie ihn für Ihr Leid verantwortlich machen. Weil er Sie nicht genügend unterstützt, weil er Sie hängen lässt, weil er Ihre Schwäche ausnutzt. Sie müssen ihn ins Unrecht setzen, wo es nur geht. Was er auch tut, Sie unterstellen ihm böse Absichten. Machen Sie ihm etwa Geschenke, mit denen er nichts anfangen kann. Drängen Sie ihm Leistungen auf, um

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