Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
einmal gepunktet haben. Es gibt Vorgesetzte, die nach solchen Vorbesprechungen euphorisch unter der Decke schweben, auch wenn sie unbestimmt ahnen, dass es das ein oder andere Problem bei der so genannten "Umsetzung" geben könnte.
Die Umsetzungsphase
Sollen nun die mehr oder weniger hochfliegenden Pläne in die Tat umgesetzt werden, schlägt die Stunde der Pragmatiker, sprich der Mitarbeiter. Jetzt können die Jasager ihren eigentlichen Einfluss geltend machen. Sie tun das, was sie für richtig halten, auch wenn sie dabei mitunter sehr stark von dem abweichen, was sie mit ihrem Vorgesetzten besprochen hatten. Es geht nun mal nicht anders. Das können sie ihrem Vorgesetzten gegenüber schlüssig begründen. Oder aber sie können darauf vertrauen, dass ihr Vorgesetzter ihre Abweichungen ohnehin nicht bemerkt, weil er mittlerweile ganz andere Sorgen hat. Vielleicht bemerkt er sie auch, aber er nimmt sie einfach hin, weil die Sache im Großen und Ganzen noch immer in Ordnung geht.
Die Fähigkeiten, die in dieser zweiten Phase gefragt sind, unterscheiden sich deutlich von denen in Phase eins. Nun spielen die Mitarbeiter ihre Macht aus, handeln nach ihrem Willen und müssen doch in der Lage sein, ihr Handeln zu rechtfertigen.Warum haben sie sich so verhalten, obwohl doch etwas anderes besprochen war? Versierte Jasager können eine ganze Palette stichhaltiger Gründe herunterbeten: Der Kunde hat sich umentschieden, es gab Lieferschwierigkeiten, Softwareprobleme, ein Mitarbeiter ist erkrankt, ein Experte hat gelogen. Zur Not muss man eben auch mal einen Fehler einräumen – selbstverständlich im Bemühen, das ehrgeizige Ziel zu erreichen, das vereinbart worden war.
Das eigene Handeln abschirmen
Eine ganz wichtige Voraussetzung, damit das Spiel gelingt: Die Jasager müssen ihr eigenmächtiges Handeln zumindest zeitweise abschirmen können. Es ist völlig undenkbar, dass sie vor den Augen ihres Chefs einfach das tun, was sie für richtig halten. Dann bekommen sie natürlich sofort Ärger. Allerdings haben die Mitarbeiter sehr oft die Möglichkeit, ihre Tätigkeit gegenüber ihrem Vorgesetzten zu vernebeln. Der hat ja nun auch andere Dinge zu tun und überlässt das Feld seinen Mitarbeitern, zumal wenn er davon ausgeht, dass alle mitziehen und keine miesepetrigen "Bedenkenträger" die ehrgeizigen Pläne durchkreuzen. Und auch wenn er gelegentlich einmal hereinschaut, um zu fragen, wie es läuft, haben versierte Jasager wenig Schwierigkeiten mit dem Abschirmen und Vernebeln. Sie wissen, was ihr Chef hören will, auf welche Worte er anspringt, welche Namen fallen müssen. Und genau das bekommt ihr Chef auch zu hören.
Vorgaben verfehlt?
Natürlich ist es ungünstig, wenn das Ziel, das der Vorgesetzte vorgegeben hat, nicht erreicht wird. Dennoch ist es psychologisch interessant, dass der Vorgesetzte oft erstaunlich milde urteilt, wenn es darum geht, die Leistung zu bewerten, vielleicht weil der Mitarbeiter seinen Willen so bedingungslos zu unterstützen schien. Es ist ein bisschen so, als wäre der Vorgesetzte selbst gescheitert. Und für das eigene Scheitern lassen sich bekanntlich immer die einleuchtendsten Gründe finden.
Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass der Mitarbeiter mit einem wesentlich kritischeren Urteil rechnen müsste, wenn er in Phase eins seine Bedenken vorgetragen hätte, die ja nur allzu berechtigt sein mochten. "Sie haben von vornherein nicht an den Erfolg geglaubt", tadelt der Vorgesetzte. "Da müsste die Sache ja schief gehen."
Erfolg durch Abweichung
Doch natürlich kann die Sache auch gelingen – mehr oder weniger eindrucksvoll. Dann steht der Erfolg im Vordergrund und die Mitarbeiter können mit einem positivem Urteil rechnen, auch wenn sie ein wenig von den Vorgaben abgewichen sind. Das zählt jetzt kaum noch, wenn es überhaupt jemandem auffällt. Entscheidend ist nur, dass sich die Mitarbeiter nicht gerade über einen Punkt hinweggesetzt haben, auf den ihr Chef besonderen Wert legt. Doch wenn sie ihren Chef kennen, sollte ihnen solch ein Anfängerfehler nicht unterlaufen. Ambitionierte Jasager entwickeln auch ein beachtliches Geschick darin, Wünsche, die sie bis dahin souverän ignoriert hatten, kurz vor Torschluss doch noch "irgendwie" zu erfüllen, als Arabeske, die mit ihrer eigentlichen Arbeit nichts zu tun hat, aber mit der sie ihrem Chef das Gefühl geben, wirklich an alles gedacht zu haben.
Gefahren
Manche Vorgesetzte haben eine ausgesprochene Abneigung gegen Jasager, die dann
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