Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)
kann völlig ausreichen, damit zu drohen: "Wenn Sie nicht in der Lage sind, das Konzept umzusetzen, dann müssen wir Ihnen die Zuständigkeit für diesen Bereich entziehen und einen externen Dienstleister damit beauftragen." Der Erfolg dieser Strategie hängt natürlich stark von der Glaubwürdigkeit der Drohung ab (→ Die Kunst der Drohung, Seite 41). Wird die Alternative realisiert, kann das eine durchschlagende Wirkung haben. Den Mitarbeitern wird ihre eigene Machtlosigkeit unmissverständlich vorgeführt. Deutlicher lässt sich nicht zeigen, wer hier das Sagen hat. Doch gibt es auch gravierende Nachteile: Es kann sehr kostspielig sein, Alternativen ins Spiel zu bringen. Und es droht eine demütigende Niederlage im Machtspiel für den Fall, dass die Alternative auch nicht oder noch schlechter funktioniert.
Die dritte Gegenstrategie läuft darauf hinaus, einzelne Mitarbeiter eben doch dafür verantwortlich zu machen, wenn das Vorhaben scheitert. "Sie waren ja schon von Anfang an gegen das Projekt", hält man den Sündenböcken entgegen. In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, wenn der Chef einzelne Mitarbeiter präsentierenkann, die etwas besser mit seinen Anweisungen zurechtgekommen sind. Manche Vorgesetzte verstehen sich sehr gut darauf, ihre Mitarbeiter gegeneinander auszuspielen. Die einen werden belohnt, die anderen bestraft. Die einen sind die "Guten", die anderen die "Bösen". Allerdings ruiniert man mit solchen Manövern das Betriebsklima und es ist fraglich, ob der Vorgesetzte dadurch seine eigene Verantwortung für das Scheitern wirklich reduzieren kann.
Daher besteht die vierte und beste Gegenstrategie darin, es gar nicht so weit kommen zu lassen, dass Mitarbeiter Plane und Projekte "in den Graben fahren". Dazu darf man eben nicht über ihre Köpfe hinweg entscheiden. Man muss sie einbinden und dafür sorgen, dass sie sich immer auch mit verantwortlich fühlen (→ Soft-Power-Spiel "Eigenverantwortung", Seite 198).
Das Jasager-Spiel
Vorgesetzte schätzen es nicht, wenn man ihnen widerspricht oder Kritik an ihnen übt, schon gar nicht in Gegenwart von Dritten. Der legendäre Filmproduzent Samuel Goldwyn Meyer formulierte es so: "Wenn ich Ihre Meinung hören will, dann werde ich sie Ihnen mitteilen." Kritik oder Widerspruch untergräbt die Autorität und muss niedergebügelt werden, in schweren Fällen auch von Vorgesetzten, die sonst auf Kooperation und Konsens setzen (→ Die Niedrigstrom-Provokation, Seite 119). Für Mitarbeiter, die die Autorität ihres Vorgesetzten nicht untergraben wollen, sich aber doch auch nicht ganz an seine Anweisungen halten möchten, gibt es das Jasager-Spiel. Es wird nicht nur gegenüber Vorgesetzen gespielt, sondern findet auch im Umgang mit Kunden Verbreitung.
Der Chef hat immer Recht
Das Jasager-Spiel besteht aus zwei Phasen. In Phase eins nimmt der Mitarbeiter die Anweisungen seines Chefs entgegen. Dabei geht er jeder Konfrontation aus dem Weg. Egal, wie unausgegoren, unrealistisch, ja größenwahnsinnig der Chef seinen Auftrag formuliert, wie überspannt seine Wünsche sind, der Mitarbeiter erhebt keinerlei Einwände. Wer hier rummäkelt, der zieht nur die Aufmerksamkeit des Vorgesetzten auf sich. Schnell erwirbt er den fatalen Ruf, ein Bremser und Bedenkenträger zu sein. In einem dynamischen Umfeld, wie Sie es mittlerweilefast überall antreffen, ist das ungefähr das Schlimmste, was man Ihnen nachsagen kann. "Wenn Sie sich nichts zutrauen, Herr Wimmer", raunzt der Chef, "dann ist es ja auch kein Wunder, dass Sie nichts bewegen!" Und Herr Wimmer steht mitsamt seinen sachlichen Argumenten im Abseits, auch wenn seine Kollegen finden, dass er im Grunde völlig Recht hat.
"Geht nicht, gibt's nicht", heißt die Devise, die alle Jasager-Spieler verinnerlicht haben. Denn sie gilt ja nur für Phase eins. Kritische Einwände haben in dieser Phase nichts zu suchen. Die Mitarbeiter würden ihrem Vorgesetzten damit zu verstehen geben, dass er seine Anweisungen noch nicht gründlich genug durchdacht hat. Anders gesagt, die Mitarbeiter würden ihrem Chef die Kompetenz absprechen. Und das geht nun wirklich zu weit.
Versierte Jasager-Spieler erheben nicht nur keinen Einspruch, sie bestärken ihren Vorgesetzten vielmehr in seinen "Visionen". Denn sie wissen, dass er genau so gesehen werden möchte. Sie finden es "großartig", dass sie sich dieser "spannenden Herausforderung" stellen dürfen und ernten missgünstige Blicke ihrer Kollegen, die ahnen, dass die Jasager wieder
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