MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
Unschuldigen Gewissenbisse einzuflößen.
Aber, gestand Duncan sich schließlich verdrossen ein, er war nicht unschuldig.
Er war ein Schuft.
Schlimmer noch, er war ein Lügner.
Der verabscheuungswürdigste Lügner in den Highlands.
Linnet erwachte von einem dumpfen Schmerz zwischen ihren Schenkeln. Ihre Knie anziehend, rollte sie sich zu einem Ball zusammen, schloss die Augen und versuchte, den pochenden Schmerz durch pure Willenskraft zu verdrängen.
Aber er blieb, und der Schlaf wollte sich nicht wieder einstellen.
Und sie vermochte auch nicht die schwachen Streifen Sonnenlicht zu ignorieren, die durch die Ritzen in den Fensterläden fielen. Es war Morgen ... der Morgen, nachdem sie ihre Jungfräulichkeit verloren hatte, ihr Herz und alle Hoffnung, je die Zuneigung ihres Ehemannes zu gewinnen.
Um nicht dem Bedürfnis nachzugeben, die Decke über ihren Kopf zu ziehen und den neuen Tag zu ignorieren, blickte sie sich rasch im Zimmer um, um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich nicht da war und nicht in irgendeiner dunklen Ecke lauerte und darauf wartete, dass sie erwachte, um seinen Unterricht in den Freuden körperlicher Lust fortsetzen zu können.
Aber der Raum war leer, sie war allein.
Linnet erschauderte und fühlte sich ganz und gar benutzt und hintergangen.
Und sie war auch wütend, denn trotz allem konnte sie nicht bestreiten, dass sie für einen Moment enttäuscht gewesen war, als sie gemerkt hatte, dass er den Raum bereits verlassen hatte.
Mit steifen Gliedern, denn jeder Knochen und Muskel in ihrem Körper schien zu schmerzen, stieg sie aus dem Bett und zog sich an, so schnell sie konnte. Mit etwas Glück konnte sie unbemerkt durch die Halle schlüpfen und den Tag in ihrem Kräutergarten verbringen.
Oder vielleicht sollte sie versuchen, an den Wachen am Tor vorbeizukommen, um ungestört am Seeufer spazieren gehen zu können?
Nichts würde sie mehr erfreuen als ein geruhsamer Spaziergang am Kiesstrand von Loch Duich entlang, wo die hoch aufragenden Burgmauern sie vor neugierigen Augen und lästernden Klatschmäulern verbergen würden.
Aber all ihre Pläne, einen Tag in seligem Alleinsein zu verbringen, lösten sich in Nichts auf, als sie die Schlafzimmertür öffnete, auf den Gang hinaustrat und mit ihm zusammenstieß.
»Herrgott noch mal, Frau!«, rief er, ein großes hölzernes Tablett mit Essen in seinen Händen balancierend. »Kannst du nicht aufpassen, wohin du gehst?«
Linnet schrak zurück, als sie seine finstere Miene sah. »Ich konnte doch nicht ahnen, dass du vor der Tür stehst.«
Er ging an ihr vorbei ins Zimmer und stellte das schwere Tablett auf einen kleinen Tisch neben dem Kamin. »Ich habe dir etwas zum Frühstück heraufgebracht. Hafermehlkuchen und eine Kanne frische Buttermilch.« Dann verschränkte er seine Arme vor der Brust und runzelte die Stirn, als sie an der Tür stehen blieb. »Bist du nicht hungrig?«
»Doch«, gab sie zu und fühlte sich sehr unbehaglich unter seinem Blick. »Aber ich hätte auch unten in der Halle essen können. Es war nicht nötig, mir mein Frühstück zu bringen.«
Er gab einen schroffen Ton von sich, dann zog er einen Stuhl für sie heran. »Das Essen unten in der Halle hätte nicht einmal als Almosen gedient«, erklärte er, während er offensichtlich darauf wartete, dass sie sich setzte. »Außerdem dachte ich ... na ja, du würdest heute Morgen vielleicht lieber allein essen.«
Nicht sicher, was der Anlass für diese zuvorkommende Geste war, ging Linnet durch den Raum. Vielleicht wollte er sie von der Halle fern halten? Sie verstecken, so wie er es mit Robbie tat?
Befürchtete er, seine Männer könnten ihren Ausdruck richtig deuten und erkennen, dass zwischen ihnen etwas nicht in Ordnung war?
Oder, was noch bestürzender wäre, konnte er sehen, was sie heute Morgen bedrückte?
Stand es ihr ins Gesicht geschrieben, dass er ihr das Herz gebrochen hatte? Dass er sie zu den Schwindel erregenden Höhen ihrer Hoffnungen und Träume hinaufgeführt hatte, nur um sie dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkrachen zu lassen, ihre geheimsten Sehnsüchte um sie herum verstreut wie Scherben zerbrochenen Tongeschirrs?
Sie vermied es, ihn anzusehen, als sie sich setzte und sich vorsichtig einen Becher Buttermilch einschenkte. »Danke«, sagte sie leise und hielt den Kopf gesenkt, um seinen strengen Blicken zu entgehen. »Das war sehr aufmerksam von dir.«
»Nein«, sagte er, und dann trat er vor und streckte seine Hand nach
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