MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
brüllte.
Unfähig, sich zu bewegen, wie gelähmt und fasziniert von dem Schauspiel, das sich ihren Augen bot, starrte Linnet ihn ehrfürchtig an. Jeder Zentimeter seines Körpers strahlte pure Kraft aus. Das Licht der vielen erhobenen Fackeln spiegelte sich auf dem metallenen Gewebe seines Kettenhemds wider, vergoldete seine Muskeln und verwandelte den eng anliegenden Brustpanzer in ein glitzerndes Hemd aus Flammen.
Flammen. Der Atem stockte ihr, und ihr Herz begann wie wild in ihrer Brust zu hämmern.
Beinahe hätte sie den Mann mit den zwei Köpfen vergessen, den sie in den Flammen hatte stehen sehen! Furcht erfasste sie und ließ sie bis ins Mark erschaudern. Die Botschaft musste etwas mit den schrecklichen Vorfällen zu tun haben, die einen solchen Tumult unter den MacKenzies ausgelöst hatten.
Sie musste Duncan warnen, ihm von dem Mann mit den zwei Köpfen erzählen.
Vielleicht würde er einen Sinn darin erkennen.
An allen Gliedern zitternd, zwang Linnet sich, den Schutz der Schatten zu verlassen, in denen sie sich verborgen hatte. Auf Beinen, die ihr zu wacklig schienen, um sie durch die Menge der aufgebrachten Männer zu tragen, die die Halle füllten, tat sie langsam ihre ersten Schritte in den Saal hinein.
Nur mit Mühe gelang es ihr, durch die MacKenzie-Krieger zu Duncan vorzudringen, der auf seinem erhöhten Platz jetzt wieder drohend sein Schwert in die Luft hob und wild nach einem unsichtbaren Feind schlug. »Wir werden nicht eher ruhen, als bis die Leben derer, die uns genommen wurden, gerächt sind«, schwor er, und seine wutentbrannte Stimme drang selbst bis in die fernsten Ecken des riesigen gewölbten Burgsaals vor.
»Morgen, vor dem ersten Licht des Tages«, ließ seine dröhnende Stimme sich vernehmen, »werden wir das Lager dieses Bastards Kenneth überfallen und sie fertig machen, noch bevor sie Zeit haben zu merken, dass der Moment gekommen ist, ihre Plätze in der Hölle einzunehmen!«
Nachdem er sein Schwert wieder in die Scheide gesteckt hatte, stützte er die Hände auf die Hüften und maß seine Clanangehörigen mit einem eindringlichen Blick. »Keine Gnade! Wir werden jeden einzelnen dieser Schurken töten. Alle bis auf Kenneth. Diese Ehre soll allein Sir Marmaduke zukommen.«
Er hielt inne, um Atem zu holen, und sein grimmiger Blick glitt einmal quer durch die große Halle, bevor er weitere Befehle äußerte. »Cuidich’ N’ Righl«, schrie er, die geballte Faust in die Höhe stoßend. »Rettet den Kö ...«
Der Kriegsruf erstarb auf seinen Lippen, als er seine Frau durch die Menge gehen sah, schwankend, mit offenem Haar, das in unordentlichen Wellen bis zur Taille fiel, ihre bernsteinfarbenen Augen aufgerissen vor Entsetzen, und ihr Gesicht so weiß wie Kreide.
Warum zum Teufel war sie aufgestanden? Er hatte doch angeordnet, eine Wache vor ihre Tür zu stellen.
Vor ihre und die des Jungen.
Doch offenbar hatte niemand seine Anweisungen beachtet oder es für nötig gehalten, sie aufzuhalten, und nun kämpfte sie sich durch die dicht besetzte Halle zu ihm vor. Ihm wurde ganz übel, als er das unverhohlene Entsetzen in ihren Augen sah.
Bei Gott und allen Heiligen, er hatte ihr ersparen wollen, die Einzelheiten des Massakers, das an seinen Leuten verübt worden war, zu hören! Er hatte sie wohl behütet in ihrem Zimmer wissen wollen, weit entfernt von dieser Versammlung, deren Zweck darin bestand, die Rachgier seiner Leute zu entfachen.
Herrgott noch mal, er wollte nicht, dass sie mit einem solchen Wahnsinn konfrontiert wurde!
Und der Junge auch nicht, ob er nun sein eigen Fleisch und Blut war oder nicht.
Nicht, dass er eine größere Sorge für den Jungen zugegeben hätte als die, die er für alle Kinder, die unter seinem Schutz standen, empfand.
Sti rn runzelnd strich er mit dem Arm über seine feuchte Stirn und beobachtete, wie Linnet näher kam. Als wären sie sich soeben erst ihrer Anwesenheit bewusst geworden, gaben seine Männer ihr den Weg frei und ließen sie durch ihre Mitte gehen.
Doch leider verschlechterte sich Duncans Stimmung noch mit jedem unsicheren Schritt, den sie in seine Richtung tat. Gott stehe ihm bei, aber als sie näher kam, hörte er auf, sie so zu sehen, wie sie war, gesund und wohlbehalten, und begann sie sich mit wirrem Haar, zerrissenen Gewändern und blutbesudelt vorzustellen.
Geschändet.
Ihre milchweiße Haut schmutzig und blutverkrustet, ihre üppigen Kurven auf solch schändliche Art verstümmelt, wie nach dem Bericht seiner
Weitere Kostenlose Bücher