MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
Patrouille Kenneth und seine Bande die Frauen seiner Pächter zugerichtet hatten.
Und die armen Pächter selbst.
Und auch ihre unschuldigen Kinder.
Nicht einmal die Ochsen und Milchkühe waren verschont geblieben. Nichts war ihrem Gemetzel entgangen.
Duncan schloss die Augen vor den grauenhaften Bildern, die er sich vorstellte, warf den Kopf zurück und stieß ein markerschütterndes Wutgeheul aus. Als er die Augen wieder öffnete, stand Linnet direkt vor ihm, ihre Hände umklammerten Halt suchend den Rand des Tischs.
»Mylord, ich muss mit Euch reden«, stammelte sie, und ihre Worte zitterten so heftig wie ihr Körper. »Es geht um eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit.«
Sie so nahe zu sehen, so nahe, dass er ihren süßen Duft wahrnehmen konnte, trieb Duncan an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung. Der bloße Gedanke, es könnte ihr etwas zustoßen, ließ sein Blut gefrieren. Die Möglichkeit entsetzte ihn und beraubte ihn der letzten Reste seiner ohnehin schon nachlassenden Disziplin.
Er sprang vom Tisch, landete praktisch direkt vor ihr und umklammerte mit beiden Händen ihre Schultern. »Was fällt dir ein, hierher zu kommen?«, schrie er so laut, dass seine Worte durch die riesige gewölbte Halle schallten. »Kannst du nicht sehen, dass dies kein Ort für Frauen ist?«
Sie zitterte noch heftiger bei seinem Ausbruch, aber sie gab nicht nach. »Sir ... mein Herr und Gebieter ... Ihr hattet mich gebeten, Euch zu warnen, falls ich je Gefahr vorhersehen sollte.«
»Mylady, es war der Gefahr wegen, dass ich eine Wache vor Eurer Tür postieren ließ! Ich will Euch hier nicht haben, wo Ihr herumgeschubst werdet und Geschichten hört, die nichts für die Ohren einer Dame sind!«, donnerte er, seine Stimme bei jedem Wort noch etwas lauter werdend.
»Aber...«
»Kein aber«, schnitt er ihr das Wort ab, denn das Gefühl ihrer seidigen Locken unter seinen Fingern machte ihn fast wahnsinnig, weil er in seiner Fantasie ihr Haar schmutzig, spröde und mit getrocknetem Blut bedeckt sah. »Du kannst mich jetzt vor nichts mehr warnen. Es ist zu spät.«
Linnet schüttelte den Kopf. »Doch, das kann ich. Was ich dir zu sagen habe, hat nichts mit dem zu tun, was dich veranlasst haben mag, ein derartiges Gezeter anzustimmen.« Sie hielt inne, um ihre Lippen zu befeuchten. »Ich muss dich vor zukünftigem Übel warnen, denn ich hatte eine Vision, die du dir unbedingt erzählen lassen musst.«
Duncan schluckte seinen Arger. Er wollte nichts von weiteren möglichen Schicksalsschlägen hören. Er wollte nichts anderes, als sie sicher in ihrem Zimmer zu wissen.
»Linnet, ich weiß nicht, welch schlimmere Dinge noch auf mich zukommen könnten als das, was bereits geschehen ist. Ein volles Dutzend meiner Clanangehörigen und ihrer Familien sind ermordet, nein, abgeschlachtet worden«, vertraute er ihr mit müder, rauer Stimme an. »Einfache Bauern, die Grenzgebiete des MacKenzie-Lands bestellten. Es war Kenneths Tat und ein sogar noch schlimmeres Massaker als bei den Murchinsons. Im Morgengrauen reite ich mit einer Gruppe meiner besten Männer hinaus. So Gott will, finden wir sie, bevor sie uns entkommen können.«
Seine Frau erbleichte, als sie seine Worte hörte, aber sie senkte nicht ihren Blick. Stattdessen schüttelte sie noch einmal den Kopf. »Es war nicht Kenneth, den ich sah«, beharrte sie und bohrte ihre Absätze in die Binsenstreu, als er sie am Arm packte und versuchte, sie aus dem Saal zu ziehen. »Es war ein Fremder, ein Mann mit zwei Köpfen, der umringt von Flammen war.«
Ein Raunen erhob sich unter den Männern, die nahe genug standen, um ihre geflüsterten Worte zu hören, und Duncan bedachte sie mit einem ärgerlichen Blick und bedeutete ihnen streng, zu schweigen.
Es war purer Unsinn, was seine Frau erzählte, und er wollte nicht, dass seine Männer sich mit Gedanken an zweiköpfige Ungeheuer quälten, während Kenneth sich fröhlich seinen Weg durch die MacKenzie-Angehörigen freihackte, die nicht hinter Eilean Creags beschützenden Mauern in Sicherheit waren.
Kurzentschlossen nahm er Linnet auf die Arme und strebte mit ihr auf die Wendeltreppe am Ende der Halle zu. Seine Männer fielen zurück, machten Platz für sie, als er aufgebracht durch ihre Reihen stapfte. »Es gibt keine zweiköpfigen Männer. Ich will nichts mehr hören von so einem Gefasel«, donnerte er, ganz bewusst die Stimme hebend, damit seine Männer ihn verstehen konnten. Ihnen rief er zu: »Schärft eure Klingen, und dann
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