MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
ist meine Aufgabe, die Verletzten zu versorgen.« Sie hielt inne, und ihre nächsten Worte waren an Elspeth gerichtet »Dein Verlobter steckt wahrscheinlich auch mitten im Kampfgetümmel. Möchtest du nicht, dass ich zur Stelle bin, um mich um ihn zu kümmern, falls er verwundet werden sollte?«
»Ich bin nur eine einfache Bedienstete«, erwiderte Elspeth, und die bescheidenen Worte wollten so gar nicht zu ihrem gewohnten selbstsicheren Auftreten passen. »Es ziemt sich nicht für mich, die Entscheidungen unseres Burgherrn anzuzweifeln.«
Der Verzweiflung nahe und angespo rn t durch eine Reihe dumpfer Einschläge, als Pfeile sich in die geschlossenen Fensterläden bohrten, hastete Linnet durch den Raum und holte ihre Kräutertasche.
Den Tränen nahe, hielt sie sie den sturen Wachen vor die Nasen. »In dieser Tasche ist alles, was benötigt würde, falls meinem Gemahl oder einem seiner Männer etwas zustoßen sollte.« Sie hielt inne und blinzelte, um ihre Tränen zu verdrängen. »Und ihr würdet mich daran hindern, ihnen beizustehen.«
Die Männer schwiegen, und obgleich sie ihr durch ein Nicken zu verstehen gaben, dass sie sie verstanden hatten, rührten sie sich nicht.
»Kümmert es euch nicht, ob einer eurer Kameraden stirbt, nur weil er nicht richtig versorgt wird?«, beharrte sie, die Kräutertasche fest an ihre Brust gedrückt.
Der Blick, den sie wechselten, verriet ihr mehr als Worte.
»Wer?«, fragte sie scharf, ließ die Kräutertasche fallen und griff mit zitternden Händen nach der Kotte des Mannes, der sich Malcolm nannte. »Wer ist...« Sie brach ab, als Panik sie zu erfassen drohte. »Doch nicht etwa mein Mann?«
Malcolm schluckte und sah Alex von der Seite an.
»Ihr werdet es mir sagen!«, schrie sie, an Malcolms Hemd zerrend. »Ich befehle es euch!«
»Sir Duncan ist nichts geschehen, Mylady«, sagte Alec schließlich. »Es war Iain. Ein Pfeil hat ihn in den Hals getroffen. Nichts hätte ihn mehr retten können.«
»Es wird noch andere Verletzte geben, und es ist ihr gutes Recht, dass ich mich um sie kümmere«, sagte Linnet und ließ den Krieger los. Sie trat zurück und straffte ihre Schultern, in ihrer Entschlossenheit bestärkt durch diese schlechten Neuigkeiten. »Vielleicht sogar mein Mann.«
»Um den Herrn braucht Ihr Euch nicht zu sorgen«, versuchte Alec, der gesprächigere der beiden, sie zu beruhigen. »Einen tüchtigeren Kämpfer hat es nie gegeben. Ich habe ihn mit einem einzigen Streich seines Breitschwerts einen Mann in der Mitte spalten sehen.«
»Und wenn er es nicht führen kann? Wenn er durch einen Pfeil verletzt wird?«
»Würde er weiterkämpfen. Euer Gatte ist ein bravouröser Gegner, Mylady«, sagte Malcolm, sein Schweigen brechend. »Er fürchtet nichts und niemanden und würde den Teufel selbst zum Kampf herausfordern, wenn es nötig wäre.«
»Ich kann auch kämpfen«, ließ Robbie sich vernehmen, der plötzlich wach geworden war. Er befreite sich aus Elspeths Armen und schwenkte stolz sein hölzernes Spielzeugschwert. »Ich werde Onkel Kenneth bis zum Tod bekämpfen.«
»Das wirst du, ganz bestimmt«, versicherte ihm Elspeth und erhob sich schwerfällig aus ihrem Sessel, um Robbie, samt Spielzeugschwert und allem anderen, in ihre stämmigen Arme zu schließen. »Du wirst eines Tages ein großartiger und edler Krieger sein. Eines Tages«, bekräftigte sie und nahm den Jungen auf den Schoß, als sie wieder ihren Platz in dem bequemen Sessel einnahm. »Aber zuerst musst du noch ein bisschen erwachsener werden.«
»Nun, ich bin erwachsen«, erklärte Linnet kühl. »Und ich kann auch kämpfen. Meine Brüder haben es mich gelehrt.«
Während Elspeth schockiert nach Luft schnappte, zog
Linnet trotzig ihre Röcke hoch, um den Männern den eindrucksvollen Dolch zu zeigen, der in ihrem Stiefel steckte. »Er hat eine scharfe Klinge, und ich verstehe sehr gut damit umzugehen.« Sie hielt inne und funkelte Alec und Malcolm böse an, als sie den Rocksaum wieder fallen ließ. »Zwingt mich also nicht dazu, es euch zu zeigen.«
»Du gehst zu weit, Linnet«, sagte Elspeth tadelnd. »Hast du schon vergessen, was man sich über Sir Duncans Tapferkeit erzählt? Er braucht deine Hilfe nicht, um seine Feinde in die Flucht zu schlagen. Und was die Verwundeten betrifft, falls es überhaupt welche geben sollte, wird Fergus schon dafür gesorgt haben, dass sich jemand um sie kümmert.«
Linnet warf ihrer einstigen Amme einen aufgebrachten Blick zu und nahm ihre unruhige
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