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MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt

MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt

Titel: MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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Knabe.
    Ein Jüngling, der Duncan erst wenige Tage zuvor stolz den ersten feinen Flaum an seinem Kinn gezeigt hatte.
    Und nun war er tot.
    Duncan warf den Kopf zurück und brüllte seine Wut heraus.
    Als er sich wieder seiner Frau zuwandte, sah er sie auf Händen und Füßen zu dem Jungen kriechen. »Herrgott noch mal, Frau, bleib, wo ich dich hingesetzt habe! Ich will dich nicht auch noch sterben sehen.«
    »Aber du willst mich offenbar noch heute Nacht zur Witwe machen«, widersprach sie und kroch vorsichtig zu dem gefallenen Knappen weiter. »Wenn du deine eigenen Wunden nicht versorgen lassen willst, werde ich eben anderen meine Heilkunst zur Verfügung stellen.« Trotzig blickte sie sich über die Schulter nach ihm um. »Und du wirst mich daran nicht hindern.«
    »Du kannst dem Jungen nicht mehr helfen. Er ist tot.«
    Linnet erstarrte und blickte den reglosen Jüngling auf dem Boden vor ihr an. Ihr Gesicht erblasste, als bemerkte sie gerade erst seine merkwürdig verbogene Haltung und den Pfeil, der mit Sicherheit eine Lunge durchbohrt hatte, möglicherweise sogar das Herz des Jungen.
    Sie öffnete den Mund, vielleicht, um zu schreien, aber es kam kein Ton heraus. Ihr drehte sich fast der Magen um, und einen Augenblick lang konnte sie nichts anderes tun, als den gefallenen Knappen anzusehen.
    O Gott, es war der Junge, der sie so sehr an Jamie, ihren Lieblingsbruder, erinnert hatte!
    An Jamie, wie er früher ausgesehen hatte.
    Sie hatte den jungen Knappen gern gemocht; er war ein fröhlicher junger Mann gewesen, der ihr oft ein strahlendes Lächeln geschenkt hatte und heftig errötet war, wenn sie zurückgelächelt hatte.
    »Nein!« Sie konnte es nicht glauben, dass der Junge tot war. Blind und taub für das Chaos um sie herum, kroch Linnet rasch die letzten Meter zu der Stelle, wo der Junge reglos lag.
    »Er ist nicht tot«, beharrte sie, während sie ihn auf die Seite drehte. »Er ist es nicht.«
    Aber sein hängender Kopf und der leere Blick besagten etwas anderes.
    Entsetzen durchflutete sie, kälter und schneidender noch als der kühle Seewind, der an ihren Haaren zerrte und den dünnen Wollstoff ihres arisaid bewegte.
    Ihr Blick glitt von dem toten Knappen zu ihrem Ehemann. Er hatte seine Armbrust inzwischen wieder aufgehoben, lehnte an einer der mächtigen steinernen Zinnen und versuchte, einen Pfeil durch die Öffnung zwischen ihnen abzuschießen.
    Seine Konzentration war an dem angespannten Zug um sein Kinn zu erkennen, seine nachlassende Kraft am Zittern, das seine mächtige Gestalt durchlief, als er mit dem Fuß den Bogen spannte, zielte und die tödliche Waffe abdrückte.
    Ein lauter Schmerzensschrei von unten bewies, dass er sein Ziel getroffen hatte. Duncan sackte in sich zusammen und ließ die unhandliche Armbrust aus seinen blutbefleckten Fingern gleiten. »So Gott will«, murmelte er, und seine sonst so durchdringende Stimme klang rau und müde. »So Gott will war das der Schuft, der den jungen Ewan umgebracht hat.«
    Linnet schluckte, ihr Herz schmerzte von der Qual, die sie in seinen Augen sah. Qual, die, wie sie wusste, nicht von seinen eigenen Wunden herrührte, sondern von dem Schmerz, den verfrühten Tod seines Knappen mit ansehen zu müssen.
    Tränen des Zorns und der Angst brannten hinter ihren
    Lidern, aber sie weigerte sich, sie zu vergießen. Sie konnte später weinen, jetzt musste sie ihren Mann in Sicherheit bringen und nach seinen Wunden sehen. Bevor er merkte, was sie vorhatte, richtete sie sich auf, lief zu ihm und packte ihn an seinem unverletzten Arm.
    »Hör auf, den Tapferen zu spielen und komm mit mir hinein«, bat sie und versuchte vergeblich, ihn mit sich zur Tür zu ziehen. Trotz seiner schweren Verwundungen schien er so unerschütterlich wie die Mauern seiner Burg. »Ich flehe dich an, Duncan.«
    Mit grimmig angespannter Miene schüttelte er sie ab wie eine lästige Fliege. Ohne ihre flehentlichen Bitten zu beachten, bückte er sich, um seine Armbrust aufzuheben, und keuchte vor Schmerz, als er sich langsam wieder aufrichtete. Die Zähne zusammenbeißend, schaffte er es, die Waffe nachzuladen, doch Sir Marmaduke entriss sie ihm.
    Mit einer Geschicklichkeit, die Linnets Atem stocken ließ, machte der Sassenach die Waffe zum nächsten Schuss bereit, spannte ihren Bogen, zog, zielte und ließ den Lederpfeil davonzischen, bevor Linnet den angehaltenen Atem wieder auslassen konnte.
    Dann lehnte er die Armbrust an die Mauer und stellte sich kühn zwischen die Waffe und Duncan.

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