MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
eisig, seine tiefe Stimme ruhig und ohne jede Spur des wilden Zorns, der ihn beherrschte. Auch von dem nahezu unerträglichen Schmerz, den jede Bewegung, jedes Wort ihn kostete, war ihm nicht das Geringste anzumerken. »Lügt nicht, wenn Euch Euer Leben lieb ist.«
Murdo schwieg.
»Also gut«, sagte Duncan schließlich mit leiser, angespannter Stimme. »Ihr macht mich langsam ungeduldig. Gebt endlich zu, dass Ihr gelogen habt.«
Murdo spuckte nur auf den Boden.
Zorn wallte wieder in Duncan auf. »Ihr seid ein tapferer Mann«, sagte er nur und nickte Malcolm zu, der diesem verdammten Bauemtölpel noch immer seine eigene Waffe an die Kehle hielt.
Der hoch gewachsene Clanangehörige gehorchte und ritzte Murdos Kehle mit der scharfen Spitze seines eigenen Dolches an. Ein Tropfen Blut erschien, gefolgt von einem weiteren, bis schließlich ein stetiges Rinnsal roten Blutes über Murdos Kehle floss.
Duncan nickte wieder, und Malcolm presste Murdos Klinge noch ein wenig fester an seine Kehle.
Murdos Augen traten ihm fast aus dem Kopf, und nervös befeuchtete er seine Lippen.
»Wohin hat Kenneth meine Frau und meinen Sohn gebracht?«, fragte Duncan kalt.
Murdo zögerte, doch als Duncans Blick wieder zu Malcolm glitt, verlor der Lump die Nerven. »Ich wollte Euch nichts Böses«, versuchte er sich zu verteidigen. »Ich führte nur Befehle aus, versteht Ihr?«
»Ich verstehe mehr, als Ihr vielleicht glaubt. Wohin hat mein Bruder meine Frau gebracht?«
»Nach... nach Süden«, stammelte Murdo und versuchte, der scharfen Klinge zu entkommen. »Nach Süden.«
Duncan gab sich überrascht. »Sagtet Ihr nicht, sie wären >auf einer Galeere in Richtung Norden«
Schweißperlen glitzerten auf Murdos Stirn. »Das war nur eine List, wie Ihr schon sagtet. Ich sollte Euch nach Norden begleiten, und einige Eurer Männer sollten zu MacLeod eilen. Und während Eure Männer sich woanders aufhielten, wollte Kenneth in Richtung Süden reiten, ohne Euch auf seiner Spur zu haben.«
»Und meine Frau? Und der Junge? Wird er Lösegeld für sie verlangen?«
Murdo schluckte, sein Gesicht erblasste.
»Sprich oder stirb.«
»Ich weiß es nicht«, stieß der Mann hervor. »Ich schwöre Euch bei meinem Leben, dass ich nicht weiß, was er mit ihnen vorhat.«
»Dein Leben ist sowieso verwirkt, aber es ist nicht hier, wo du es verlieren wirst«, sagte Duncan mit ausdrucksloser Stimme. »Nimm den Beutel«, wandte er sich an den Sassenach und zeigte auf den Lederbeutel, der an Murdos Gürtel hing.
Marmaduke gab Duncan den Beutel, und er warf einen Blick hinein. John MacLeods Brosche blinkte darin, der rote Edelstein in ihrer Mitte fing das Licht von einer nahen Fackel auf.
»Diese Brosche wurde John MacLeod gestohlen«, sagte er, den Beutel schließend, und warf ihn Alec zu. »Du wirst sie ihm zurückbringen«, wandte er sich an Murdo. »Alec und Malcolm werden dich begleiten. Was John MacLeod mit dir tut, ist nicht meine Sache. Doch falls er dich nicht tötet, betrachte dich als gewarnt: Solltest du je wieder einen Fuß auf MacKenzie-Land setzen, werde ich nicht zögern, dich zu töten.«
Zu Alec und Malcolm sagte er: »Schafft ihn fort, er hat die Luft in meiner Halle lange genug verpestet.«
Duncan blieb kerzengerade stehen, bis sie außer Sicht waren, dann lehnte er sich an den nächsten Tisch und schloss gequält die Augen. Sein linker Arm pochte und brannte, und er brauchte ihn nicht einmal anzusehen, um zu wissen, dass die Wunde wieder zu bluten begonnen hatte.
Aber das Feuer in seinem Arm war nichts im Vergleich zu dem Zorn, der tief in seinem Inneren loderte.
Empörung über die Entführung seiner Lieben und Angst um ihr Leben erfüllten ihn mit solch kolossaler Wut, dass der Schmerz von seinen Wunden im Vergleich dazu belanglos schien.
»Ich wette, dieser Hurensohn war der Mann mit den zwei Köpfen, von dem Eure Gemahlin sprach«, bemerkte Sir Marmaduke, als er sein Schwert in seine Scheide zurücksteckte. »Der Mann in den Flammen.«
Duncan zwang sich, die Augen zu öffnen, und warf dem Sassenach einen Blick zu. »Aye, und ausnahmsweise einmal brauchte ich nicht dich, um das zu erkennen.«
Einer der Mundwinkel Sir Marmadukes verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Das ist mir nicht entgangen, mein Freund. Möglicherweise besteht ja doch noch Hoffnung für dich.«
Duncans Brauen zogen sich zusammen. »Ich bin kein Vollidiot. Mir ging ein Licht auf, als dieser Mistkerl Kenneth meinen >Bruder< nannte. Kein Freund oder
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