MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
schlimmes Feuer«, behauptete Murdo und schaukelte sich auf seinen Absätzen. »Ihr werdet vorher jedoch einen Suchtrupp nach Eurer Gemahlin aussenden wollen, vermute ich. Mein Herr wird es Euch nicht übel nehmen, wenn Ihr Euch zuerst um Eure Lieben kümmert, bevor Ihr Hilfe sendet.«
Ein ungutes Gefühl, das kalt war und erschreckend, beschlich Duncan, während der Mann sprach, aber sein Denkvermögen war noch zu sehr vom Schmerz benebelt, um zu bestimmen, was genau ihn störte.
»Und du wirst uns zeigen, wo wir suchen sollen?«, warf Alexander, ein Verwandter Duncans, ein. Duncan warf ihm einen raschen Blick zu. Alexander runzelte die Stirn, rieb sich das Kinn und beäugte misstrauisch den hünenhaften Mann, der sich Murdo nannte.
»Aye, das kann ich. Wie ich hörte, will Herr MacKenzies Bruder mit einer Galeere zu einer der nördlichen Inseln übersetzen.« Murdos mächtiger Brustkorb schwoll an, so sehr war er von seiner eigenen Wichtigkeit überzeugt. »Wenn ich sowieso schon einmal hier bin, kann ich auch mit Euch nach Norden reiten. Ich habe Verwandte an der Küste und kann Euch sicherlich ein Boot beschaffen.«
Trotz seiner Schmerzen richtete Duncan sich auf und stützte sich auf seine Ellbogen. »Ich denke nicht«, keuchte er. »Meine Männer werden sich auf die Suche machen, falls meine Frau und das Kind entführt wurden, aber du wirst sie ganz sicher nicht begleiten. Du und Johns Brosche, ihr bleibt hier. In meiner sicheren Obhut, wenn du es so nennen willst.«
Murdos Gesicht lief dunkelrot an. »Ihr könnt mich nicht hier gefangen halten!«
Duncan zog nur eine Augenbraue hoch.
»Das ist ein Verstoß gegen die Gastfreundschaft!«, stammelte Murdo. »Mein Herr ist ein treuer Verbündeter von ...«
»Wenn John Euer Herr ist, wird er Verstand ...«, fiel Duncan dem Mann ins Wort, brach dann aber selbst ab, weil er das dumpfe Pochen schneller Schritte hörte. Er wandte sich noch gerade rechtzeitig zur Quelle des Geräusches um, um Sir Marmaduke von der Turm treppe hereinstürmen zu sehen.
Der Sassenach bahnte sich einen Weg durch die herumstehenden Männer und hielt nicht eher inne, bis er Duncan erreicht hatte. »Die heilige Jungfrau stehe uns bei«, keuchte er. »Lady Linnet und Robbie sind weg!«
Ein lautes Dröhnen ertönte in Duneans Ohren und nahm an Lautstärke zu, bis er kaum noch etwas anderes hören konnte. »Nein! Das kann nicht sein.« Seine Worte waren fast nicht zu verstehen in dem Lärm, den er jetzt als das Rauschen seines eigenen aufgeregten Bluts erkannte, das durch seine Adern jagte.
Das Geräusch seiner Welt, die krachend über ihm zusammenbrach.
»Das kann nicht sein«, wiederholte er. »Thomas hätte seinen Posten nie verlassen.«
»Das hat er auch nicht. Die Tür war von innen verriegelt, wir mussten sie aufbrechen«, sagte Sir Marmaduke und zerstörte damit Duneans letzte Hoffnung. »Sie sind in aller Heimlichkeit entführt worden.« Sein Blick glitt flüchtig über Murdo. »Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte, aber sie sind fort.«
Duncan setzte sich auf, schwang die Beine vom Tisch und stützte sich mit beiden Händen auf die Kante. Er wusste nicht, was ihn schwindeliger machte, die unerträgliche Angst, die ihn erfasste, oder die Halle, die sich zu drehen schien. Und gleichzeitig hörte er immer wieder die furchtbaren Worte seines Schwagers.
Sie sind weg. Sie sind weg...
Und Duncan wusste, wie sie entführt worden waren.
O ja, er wusste, wie.
Er war ein verdammter Narr gewesen. Er hätte es wissen müssen. Kenneth war gerissen. Er musste gewusst haben, dass er Eilean Creag nie einnehmen könnte, dass die Mauern unüberwindbar waren...
Sein Angriff war nur eine List gewesen.
Eine raffinierte Strategie, damit seine Männer indessen die Felsen wegräumen konnten, die den Eingang zu der Höhle am Meer blockierten. Irgendwie hatte der Bastard das Geheimnis entdeckt, von dem Duncan geglaubt hatte, es ganz allein zu kennen. Und sobald sie sich Zugang zu dem geheimen Gang verschafft hatten, hatten sie sich seine Frau und Robbie geholt.
Dunkelheit bedrängte ihn in Schwindel erregenden Wellen, überflutete ihn und zerrte von außen an ihm, während sein Inneres sich in unsagbarer Qual verdrehte.
Wie aus großer Feme hörte er das schrille Jammern einer Frau, dann Fergus, der ihm schroff befahl, sich wieder hinzulegen. Andere Stimmen, Schreie und Gemurmel, vermischten sich mit ihren, bis sein schmerzender Kopf mit nichts anderem mehr erfüllt war als
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