MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
mir aus, Duncan. Vielleicht solltest du dich einmal fragen, was du ihr getan hast, dass sie es vorzieht, heute Morgen nicht ihr Zimmer zu verlassen.«
»Was ich ihr getan habe?« Duncan machte ein verdrießliches Gesicht. »Gar nichts habe ich ihr getan. Ich habe sie nur vor dem Trunkenbold ihres Vaters in Sicherheit gebracht und ihr eine Truhe feinerer Kleider gegeben, als sie in ihrem ganzen Leben vermutlich je gesehen und schon gar nicht erst besessen hat.«
»Was ist denn dann gestern in deinem Arbeitszimmer vorgefallen, was sie veranlasste, in den Saal hinunterzustürzen, als hätte sie ein Gespenst gesehen?«
Duncan vergaß die Anwesenheit des Priesters und fluchte.
Marmaduke ging zu Duncan und klopfte ihm auf die Schulter. »Da hast du die Antwort, mein Freund. Was immer du zu ihr gesagt hast, hat ihr offensichtlich nicht gefallen. Ich habe dir immer schon gesagt, du solltest bei den Damen mit ein bisschen mehr Raffinesse vorgehen.«
»Ich habe nichts getan, was sie verärgern könnte«, beharrte Duncan und schaute zu dem Turmfenster auf, hinter dem Linnets Gemächer lagen. »Ich habe ihr nur gesagt, dass hier nur sehr wenig von ihr erwartet werden würde.«
»Und wie hast du dich ausgedrückt?«, beharrte Marmaduke.
Duncan schnaubte. »Herrgott noch mal, du hartnäckiger Esel, ich habe ihr nur gesagt, ich gedächte nichts anderes von ihr zu verlangen als die Nutzung ihrer Gabe, und sie müsse sich um Robbie kümmern.«
Marmaduke pfiff durch die Zähne, dann schüttelte er den Kopf. »Das ist ja noch schlimmer, als ich befürchtet hatte. Wie ist es nur möglich, dass ein Mann, der so viel Zeit mit dem alten Robert Bruce verbracht hat, bei einer Frau derartige Böcke schießen kann?«
Etwas, das verdächtig nach unterdrücktem Lachen klang, kam aus Lachlans Richtung und setzte sich durch die Reihen seiner Männer fort, was ihnen einen aufgebrachten Blick von Duncan eintrug.
Gütiger Himmel, nun lachten ihn die Kerle auch noch aus!
»Wenn du dich für solch einen Charmeur hältst, Sassenach, warum gehst du dann nicht selbst hinauf zu ihr und bringst sie ’ her?«
»Es wird mir ein Vergnügen sein.« Nach einer eher spöttischen Verbeugung machte Marmaduke sich auf den Weg zur Burg. Nach zehn Schritten blieb er jedoch wieder stehen und blickte sich noch einmal um. »Vielleicht gebe ich dir irgendwann mal Unterricht, wie man mit einer Dame umgeht.«
Zu Duncans Erstaunen kam Marmaduke kurze Zeit darauf schon wieder aus der Burg, gefolgt von seiner Braut und ihrer Dienerin. Sofort ließen seine Pagen ihre Trompeten erschallen, seine Ritter schlossen sich dem Trio an, als es den Burghof überquerte, und alle klatschten, als ob sie im Begriff wären, an einer echten Hochzeit teilzunehmen statt an einer bloßen Farce.
Je näher sie der Kapelle kamen, desto mehr begann Duncan seine Entscheidung zu bereuen, die kleine MacDonnell zur Frau zu nehmen. Aye, es wäre wirklich besser gewesen, sie zu
entführen, sie zu zwingen, seine Zweifel über Robbie zu beseitigen, und sie dann nach Dundonnell zurückzuschicken. Stattdessen würde er sich nun mit einer zweiten Ehefrau belasten, die er im Grunde gar nicht haben wollte.
Es war nur ein geringer Trost für ihn, dass sie den Anschein erweckte, als wäre sie genauso unglücklich über die Situation.
Alle anderen Anwesenden hingegen schienen fest entschlossen, sich heute komplett zum Narren zu machen.
Seine Männer tollten herum wie eine Horde dummer Weiber. Sie brüllten raue Scherze, klatschten und führten sich so auf, als wären sie alle miteinander Schwachköpfe. Selbst die alte Dienerin seiner Braut strahlte und errötete über die derben Scherze seiner Männer, als wäre sie ein junges Mädchen und keine reife Frau, die ihre besten Jahre schon seit geraumer Zeit hinter sich hatte.
»Sie sieht bezaubernd aus, nicht wahr, Mylord?«, bemerkte Lachlan, als Marmaduke die beiden Damen näherführte.
Duncan schwieg. Er wollte nicht einmal vor sich selbst zugeben, dass die kleine MacDonnell tatsächlich eine ausgesprochen hübsche Braut abgab.
Sie trug eine Tunika aus schwerer blauer Seide, die an der Taille von einem reich bestickten goldenen Gürtel zusammengehalten wurde. Ein bodenlanger Umhang im gleichen Blau schützte sie vor dem Regen, und ein mit Edelsteinen besetzter Reif hielt ihren langen goldenen Schleier an seinem Platz. Ihr Haar, das sie heute offen trug, fiel ihr von unter ihrem Schleier in schimmernden bronzefarbenen Wellen bis zur
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