MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
seinem Arbeitszimmer schon bewiesen.
Er wandte sich um und fixierte seinen Freund mit einem eindringlichen Blick. »Was hast du zu ihr gesagt, um sie hierherzukriegen?«
Sir Marmaduke verschränkte die Arme und war so geschmacklos, eine ausgesprochen selbstzufriedene Miene aufzusetzen.
»Nun?«
»Nur das, wovon ich glaubte, dass die Dame es hören wollte.«
Duncan widerstand der Versuchung, den Engländer zu erdrosseln. »Und wärst du vielleicht so freundlich, mich darüber aufzuklären, was das war?«
»Ich habe ihr nur versichert, es sei dir nicht allzu ernst gewesen mit dem, was du ihr gestern Abend sagtest, und du hättest es nur aus Rücksicht auf ihre Unerfahrenheit gesagt und um sie nicht unnötigerweise zu erschrecken.«
Das jähe Läuten der Kirchenglocken und die ebenso lauten Jubelrufe der Mitglieder seines Clans übertönten Duncans wüsten Fluch. Er runzelte die Stirn, als er sah, wie seine Männer sich buchstäblich überschlugen in ihrer Hast, die Aufmerksamkeit seiner Gemahlin zu erringen.
Der Himmel stehe ihnen allen bei - hatten sie den Verrat und die Intrigen schon vergessen, die Eilean Creag vergiftet hatten, als das letzte Mal eine Lady MacKenzie auf der Burg gelebt hatte?
Duncan hielt sich ganz bewusst zurück, als er die lärmende Menge der Feiernden auf den großen Saal zustreben sah, seine frisch gebackene Frau in ihrer aller Mitte. Sollten sie sich doch ruhig zum Narren machen und sich sinnlos besaufen bei dem Hochzeitsfest. Er jedenfalls hatte keine Lust zu feiern.
Er hatte nur um das MacDonnell-Mädchen angehalten, weil sie die siebte Tochter einer siebten Tochter war und daher über die Gabe der Hellseherei verfügte. Alles, was er wollte, war, diese Gabe zu benutzen.
Das und nichts anderes, wie er ihr klar und deutlich zu verstehen gegeben hatte.
Es interessierte ihn nicht, was für Märchen Marmaduke ihr aufgetischt haben mochte. Sie brauchte ihm nur die Antwort zu geben, die er von ihr wollte, ihn vor möglichen Gefahren für seinen Clan zu warnen und sich um Robbie zu kümmern, dann würde er sie in Ruhe lassen.
Es würde nicht schwer sein, ihr in einer so großen Burg wie Eilean Creag aus dem Weg zu gehen.
Warum hatte er dann so ein bohrendes Gefühl im Magen?
Mit verdrießlichem Gesicht, damit nur ja keiner dachte, er sei irgendetwas anderes als verstimmt, blickte Duncan über den Burghof und beobachtete die gut gelaunten Hochzeitsgäste, die nach und nach in seinen Burgsaal strömten.
»Bist du bereit, dich den Feiernden anzuschließen?« Sir Marmaduke legte eine Hand auf Duncans Schulter und schob ihn zu den Kappellenstufen. »Eine Hochzeitsfeier ohne Bräutigam ist keine Hochzeitsfeier.«
»Aye«, stimmte Duncan düster zu. »Ich schätze, ich werde mich wohl nicht heimlich verdrücken können, was?«
Als sie den Burghof überquerten, wurde ihm der Grund für seine schlechte Laune mit jedem Schritt noch klarer. Es war seine Angst, dass Linnet MacDonnell sich als mehr erweisen könnte, als er erwartet hatte.
Sehr viel mehr.
Und das war ein Gedanke, der ihm nicht behagte.
»Aus dem Weg, macht Platz für die Lady!«, schrie Lachlan und bahnte sich einen Weg durch das Gewirr der Feiernden, die den Eingang zum großen Saal blockierten. Drinnen versuchte er, Linnet weiterzuziehen, aber sie hinderte ihn daran, indem sie ihre Absätze in die Binsen bohrte, die auf dem Fußboden ausgestreut waren.
»Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Mylady?«
»Da ist etwas, was ich wissen möchte.« Linnet hob die Stimme, um sich über den Lärm im Saal verständlich zu machen. »Ich habe Robbie weder in der Menge noch in der Kapelle gesehen.«
»Nein, das konntet Ihr auch nicht«, sagte der Knappe, auch er jetzt mit erhobener Stimme.
»Warum nicht? Er hätte doch dabei sein müssen ...«
Lachlan ergriff plötzlich ihren Arm und zog sie beiseite, als zwei miteinander ringende Highlander an ihnen vorbeitorkelten. »Hier ist nicht der beste Platz zum Stehen, Mylady. Bitte erlaubt mir, Euch von der Tür wegzubringen, dann erkläre ich Euch das mit Robbie.«
Ohne weitere Erklärung führte der Knappe sie zu dem erhöhten Podium am fernen Ende der großen Halle. Obgleich er am Abend zuvor schon gut besetzt gewesen war, schien er nun förmlich zum Bersten voll mit Feiernden. Linnet hatte noch nie etwas gesehen, was sich mit einer derart gut vorbereiteten, üppigen Feier wie dieser hier vergleichen konnte.
Jemand hatte sogar die Binsen auf dem Boden mit duftendem Mädesüß,
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