MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
legte eine Hand unter ihr Kinn und hob sanft ihr Gesicht zu sich empor, damit sie ihn ansehen musste. »Nach dem Tod meiner ersten Frau habe ich geschworen, nie wieder zu heiraten. Wenn ich Euch nicht anrühre, werde ich diesen Schwur wenigstens nicht ganz brechen.«
Ihre Unterlippe begann zu zittern, aber sie erwiderte tapfer seinen Blick. »Wie Ihr wünscht, Mylord.«
»Es wird kein unerfreuliches Arrangement für Euch sein«, versicherte ihr Duncan. »Ihr werdet Eure eigenen Gemächer haben und Zeit, zu tun, was Euch beliebt, und meinen Schutz. Vielleicht wird es Euch irgendwann sogar auf Eilean Creag gefallen. Es kann jedenfalls nicht so schlecht sein wie das, was Ihr zurückgelassen habt.«
»Aye. Ich bin froh, nicht mehr in meines Vaters Burg zu sein.«
»Gut, dann ist das also geklärt.« Duncan nahm seine Hand von ihrem Kinn, trat zurück und ging zur Tür, um sie zu öffnen. »Findet Ihr allein den Weg zum Saal? Lachlan wartet dort, um Euch zu Euren Gemächern zu begleiten. Ruht Euch aus heute Nacht, denn morgen erwartet Euch ein langer Tag.«
Obwohl er die Tür weit aufhielt, rührte sie sich nicht. Sie stand nur da und starrte ihn mit dem sonderbarsten Ausdruck an, den er je gesehen hatte. Als eine einzelne Träne über ihre Wange rollte, verfluchte Duncan sich im Stillen und machte einen Schritt auf sie zu, mit der Absicht, sie zu trösten, so gut er konnte, und ihr zu erklären, dass seine Zurückweisung nichts mit ihrer Person zu tun hatte.
Er wollte überhaupt keine Frau mehr, weder sie noch irgendeine andere.
Ein Dutzend tanzender Sirenen, alle splitternackt und eine begehrenswerter als die andere, hätten ihn nicht umstimmen können.
Doch bevor er ihr irgendetwas sagen konnte, stürzte sie an ihm vorbei und flüchtete sich auf den Korridor. Duncan wartete, bis das Geräusch ihrer hastigen Schritte verklungen war, dann schloss er die Tür und hieb mit der Faust gegen ihre kalten Eichenpaneele.
Wieder fluchte er.
Das Mädchen war davongestürzt, als seien sämtliche Höllenhunde und der Teufel persönlich hinter ihr her.
Duncans Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich.
Vielleicht war er ja der Teufel.
Zumindest kam er sich im Augenblick so vor.
3
»Sie weigert sich, hinunterzukommen, Sir.« Lachlan trat vor den Stufen zur Kapelle zu Duncan und blickte seinen Herrn beunruhigt an.
Duncan strich sich mit der Hand durchs Haar und schaute dann zum grauem Morgenhimmel auf. Es war kein guter Tag für eine Hochzeit. Ein kalter Wind wehte von Norden, und die Unheil verkündenden Wolken in der Ferne schienen darauf hinzudeuten, dass der leichte Nieselregen, der seit dem Morgengrauen fiel, sich schon bald in einen ausgewachsenen Platzregen verwandeln würde.
Nein, es war kein guter Tag, um eine Ehe zu beginnen.
Und nun, zusätzlich zu ihrer Unfähigkeit, ihn Robbies wegen zu beruhigen, wie er gehofft hatte, wollte seine Braut ihn auch noch vor seinen Männern demütigen!
Mit ihren besten Plaids und Harnischen bekleidet, standen die Angehörigen seines Clans und seine Ritter in einem Halbkreis vor den Burgstufen und warteten darauf, ihre neue Herrin an seine Seite zu geleiten. Andere bildeten eine lange Reihe, die sich von der Burg bis zu dem kleinen Oratorium erstreckte, vor dem er stand.
Sie alle warteten schon seit Tagesanbruch.
Duncan blickte sich über die Schulter nach dem Priester um. Der fromme Mann stand gelassen da, die Hände vor der Brust gefaltet, und seine ganze Haltung strahlte Duldsamkeit und Langmut aus. Hinter ihm, in der Kapelle, vermochten selbst Dutzende von Kerzen nichts dazu beizutragen, die Düsterkeit des grauen Morgens zu vertreiben.
Und die Blumensträuße, die Fruchtbarkeit und Freude symbolisieren sollten, unterstrichen höchstens noch die Parodie, die im Begriff war, stattzufinden.
Nur die Nähe des Priesters hielt Duncan davon ab, einen ganzen Schwall gotteslästerlicher Flüche auszustoßen.
»Ist sie angekleidet?«, fragte er schließlich seinen Knappen.
»Aye, Mylord.«
Duncan wandte sich zu Sir Marmaduke. Der so furchtbar entstellte englische Ritter lehnte am Torbogen der Kapelle und sah aus, als sei er ungemein belustigt über die unerwartete Wendung der Ereignisse dieses Morgens.
»Hör auf zu grinsen wie ein dusseliges Frauenzimmer!«, fuhr Duncan ihn an. »Ich finde es überhaupt nicht komisch, dass das Mädel jetzt den Dickkopf spielt.«
Marmaduke lächelte, so gut das mit seinen vernarbten Zügen möglich war. »Lass nicht deine Wut an
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