MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
Rosenblüten und Thymian bestreut. Es war ein großartiges Schauspiel, das die Feste ihres Vaters in Dundonnell im Vergleich dazu geradezu armselig erscheinen ließ.
Ein Dutzend Trompeter oben auf der Spielmannsempore wetteiferten mit dem fröhlichen Geschrei und Gelächter, das den riesigen Saal erfüllte, und drei fahrende Sänger schlender ten zwischen den Feiernden umher und sangen aus vollem Hals zweideutige Lieder.
Körbe mit Brot und Silberkrüge mit Bier und Wein standen bereits auf den langen Tischen bereit, während ein endloser Strom von Bediensteten Platten mit allen möglichen Köstlichkeiten, die man sich nur vorstellen konnte, aus der Küche hereinschleppten.
Aber Linnet ließ sich von der Pracht und all diesen verlockenden Gerichten nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Als sie das Podium erreichten und Lachlan einen reich geschnitzten Eichenstuhl für sie heranzog, blieb sie eigensinnig stehen.
»Wo ist Robbie?«
»Im Bett, Mylady«, antwortete der Knappe. »Er ist krank.«
»Was quält ihn?«, fragte sie. »Wisst Ihr das?«
»Aye, sein Magen. Die Köchin hat ihm anscheinend erlaubt, zu viele Puddingtörtchen zu essen.«
»Dann gehe ich zu ihm«, entschied Linnet und trat vom Tisch zurück.
Ihr Vorhaben schien Lachlan nervös zu machen, denn er warf einen raschen Blick durch den Saal zur Eingangstür, durch die sie gerade gekommen waren. »Sir Duncan wird nicht erfreut sein, wenn Ihr nicht an Eurem Platz sitzt, wenn er den Saal betritt.«
»Und ich könnte nicht einen einzigen Bissen essen, wenn ich nicht vorher nach dem Jungen sehe. Wisst Ihr, ob Euer Herr jemanden hinaufgeschickt hat, damit er sich um Robbie kümmert?«
»Die Köchin hat vor einer Weile eine der Wäscherinnen zu ihm geschickt, aber Sir Duncan weiß vermutlich gar nicht, dass der Junge krank ist.« Wieder blickte Lachlan ängstlich zu der fernen Tür. »Er ist schnell verstimmt, also sollten wir versuchen, ihn Robbies wegen nicht zu sehr zu belästigen.«
» Bel äs tigen ?« Linnet bedachte den Knappen mit einem scharfen Blick, und das Selbstmitleid, das sie vorhin in der Kapelle übermannt hatte, wurde nun verdrängt von Ärger. »Ich würde sagen, es ist der Junge, der sich belästigt fühlen muss, wenn er Bauchschmerzen hat.«
Lachlan nickte, sagte aber nichts.
»Dürfte ich Euch um einen Gefallen bitten?«
»Ihr braucht es nur zu sagen.« Er verbeugte sich vor ihr. »Ich stehe Euch jederzeit zu Diensten.«
»Erinnert Ihr Euch, wo mein Zimmer ist?«
»Selbstverständlich, Mylady.«
»Dann holt doch bitte meine Ledertasche. Und wenn Ihr zurückkommt, wäre es schön, wenn Ihr mich in die Küche begleiten würdet.« Angesichts des verwunderten Blicks des Knappen erklärte sie: »In dem Beutel sind meine Heilkräuter. Ich möchte einen Pfefferminztee für Robbie aufbrühen. Er wird seine Bauchschmerzen ein wenig lindem.«
Lachlan nickte, aber ein Ausdruck des Unbehagens huschte über seine jungenhaften Züge, und er machte keine Anstalten, zu gehen.
»Ist meine Bitte Euch zu kompliziert?«
»Nein.« Der junge Mann errötete. »Es ist nur so, dass mein Herr Eure Präsenz am Podium erwarten wird.«
»Dann beeilt Euch mit Eurem Botengang, damit ich keinen Grund habe, lange fortzubleiben.« Linnet sah den Knappen mit hochgezogener Augenbraue an und staunte über ihre eigene Courage. »Je eher Robbie seinen Tee bekommt, desto eher können er und ich unsere Plätze an der Tafel Eures Herrn einnehmen.«
Lachlans Mund klappte auf, seine Augen wurden rund, aber nach einer weiteren Verbeugung beeilte er sich, ihrer Bitte nachzukommen.
Kurze Zeit später, nachdem er mit ihrer Kräutertasche zurückgekommen war und sie in die Küche begleitet hatte, machte Linnet sich mit einem dampfenden Becher Pfefferminztee auf den langen Weg zu Robbies düsterem Turmzimmer. Lachlan, der ihr schweigend folgte, erhellte ihr den Weg mit einer Fackel.
Da Linnet es vorzog, mit dem Jungen allein zu sein, schloss sie die Tür, sobald sie den Raum betreten hatte, und ließ den Knappen draußen warten. Robbie schlummerte friedlich, und so nahm sie sich einen Augenblick Zeit, um sich das Zimmer des Knaben anzusehen. Sie empfand es als mindestens genauso karg und ohne Wärme wie das Arbeitszimmer ihres frisch angetrauten Ehemanns. Vielleicht sogar noch mehr, da hier nicht einmal Gobelins die Wände schmückten.
Nur die bestickten Bettvorhänge verliehen dem öden Raum ein wenig Farbe. Ein hölzerner Kinderstuhl stand vor dem Kamin und ein
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