MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
rn wollte. Der besonnene Engländer war der einzige Mensch, der es schaffte, ihm Schuldbewusstsein einzuflößen, selbst wenn er im Recht war.
So wie jetzt.
Er war es schließlich, der an der Nase herumgeführt und zum Narren gehalten worden war.
Es war seine Welt, die aus den Fugen geraten war, als er heute Morgen ihr ungeflochtenes Haar gesehen hatte.
Eine Ehefrau mit solch wundervollem Haar verhieß Probleme, trotz Marmadukes ritterlicher Versuche, sie als eine Art Heilige darzustellen, die Kinder liebte und keine Ahnung hatte von der Wirkung, die ihr Haar auf jeden normalen Sterblichen unter achtzig Jahren haben musste.
Doch statt sich mit weiteren Kommentaren zu Marmadukes hübscher kleiner Rede, die zweifelsfrei den Zweck besaß, den gutartigen Charakter seiner Gemahlin zu betonen, in Verlegenheit zu bringen, kniff er die Lippen zusammen und bedachte den Engländer mit einem kalten, harten Blick.
»Wenn ich mich recht entsinne, wolltest du wissen, wie sie mir an jenem Tag erschien, und ich beschrieb dir meinen Eindruck«, fuhr Marmaduke fort, den Duncans schlechte Laune zu erheitern schien. »Hättest du mich gefragt, wie sie gewaschen aussah, wäre meine Antwort völlig anders ausgefallen.«
Das genügte. Duncan umklammerte die Armlehnen seines Sessels. Hätte ein anderer gewagt, ihn derart zu verspotten, hätte er nach dem scharfen Messer auf dem Tisch vor sich gegriffen und dem Missetäter die Zunge damit herausgeschnitten.
Oder besser noch mit einer stumpfen Klinge.
»Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Sassenach?«, fragte er schließlich, immer noch so fest den Stuhl umklammernd, als versuchte er, die soliden Armlehnen mit seinen bloßen Händen zu zerbrechen.
»Wieso, auf deiner natürlich, Mylord«, erwiderte Marmaduke zuvorkommend und hob seinen Kelch zu einem stummen Toast. »Wie immer ist dein Wohl mein größter Herzenswunsch.«
Duncan ergriff sein eigenes Trinkgefäß, einen prachtvollen silbernen Pokal, der geformt war wie ein Seedrachen und mit kostbaren Edelsteinen besetzt war, und nahm einen großen Schluck von dem stark gewürzten Wein, den die Köchin eigens für die Hochzeit vorbereitet hatte.
Nachdem er fast den ganzen Pokal geleert hatte, stellte er ihn krachend auf den Tisch zurück. Das so liebevoll zubereitete Getränk erschien ihm plötzlich säuerlich wie seine eigene Stimmung, seine delikate Mischung aus Aromen war auf ihn verschwendet.
Verdorben durch seine eigene Unzufriedenheit.
»Ist was nicht in Ordnung?«, wollte Marmaduke mit erhobener Augenbraue wissen.
»Unsinn«, fauchte Duncan, um nicht zugeben zu müssen, dass nichts in Ordnung war, obwohl er gar nicht hätte sagen können, was genau ihn eigentlich am meisten störte.
Alles störte ihn.
»Du siehst ... gequält aus«, bemerkte Marmaduke. »Hier, trink noch etwas von dem Wein.«
Duncan hielt ihm seinen Pokal hin, während Marmaduke, galant wie immer, ihn bis zum Rand mit Wein nachfüllte. Aber Duncan war nicht nach Trinken zumute, und nach Feiern schon erst recht nicht.
Ehrlich gesagt wünschte er sich nichts anderes, als der Enge dieses festlich geschmückten Saales entfliehen und sich in eine stille Ecke seiner Burg zurückzuziehen.
Allein.
Ohne seine neue Ehefrau.
Ohne seine Sorgen.
Und ohne diesen Haufen schwachköpfiger Clanangehöriger und ihr dämliches Geschwafel.
Ein rascher Blick durch die Halle verriet ihm, dass niemand sonst sein Missfallen teilte. Alle, von seinen treuesten Freunden und Verwandten bis hin zu den niedrigsten seiner Diener, grinsten sie wie hirnlose Idioten.
Kasper, alle miteinander.
Unvernünftige Narren, die untereinander Witze rissen über das Nichterscheinen seiner Braut. Die kühneren, die bereits zu tief in ihre Becher geschaut hatten, proklamierten laut, sie habe wahrscheinlich von MacKenzies legendären Fähigkeiten im Bett gehört und sich in ihrem Zimmer eingeschlossen, wo sie furchtsam wartete, aber insgeheim doch hoffte, dass er kam, um sie zu nehmen.
Als ob er sie begehren würde! Er wollte nichts mit ihr zu tun haben.
Ob sie Haare wie seidene Flammen hatte oder nicht.
Und nicht, dass es ihn interessiert hätte - aber wo steckte sie eigentlich?
Herrgott noch mal, es wurde langsam Zeit, dass sie ihren Platz an seiner Seite einnahm. Aber nein, sie musste sich schon wieder verspäten und ihn genauso bloßstellen wie heute Morgen, als er auf den Stufen zur Kapelle auf sie hatte warten müssen.
Mit zunehmender Gereiztheit ließ Duncan seinen Blick durch
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