MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
zu wenden, griff sie nach dem Becher Pfefferminztee, den sie auf den kleinen Tisch am Bett gestellt hatte. »Ich habe dir etwas mitgebracht, damit dein Bauchweh besser wird.«
Später, als Linnet hinter Lachlan die Treppe hinunterging, Robbies kleine Hand in ihrer, ging ihr immer wieder die jüngste Warnung des Knappen vor der leichten Reizbarkeit ihres Ehemannes durch den Sinn. »Sir Duncan wird es nicht gutheißen, wenn Ihr Robbie an seine Tafel bringt«, hatte er sie so leise, dass der Junge es nicht mitbekam, gewarnt. »Er kann sehr Furcht erregend sein, wenn man ihn aufregt«, hatte er noch hinzugefügt, bevor sie den Abstieg zum Burgsaal begonnen hatten.
»Gibt es irgendwas, was ihn nicht aufregt?«, hatte Linnet entgegnet und gehofft, dass ihr nicht anzumerken war, wie sehr sie sich davor fürchtete, ihren Ehemann zu verärgern. Aber ihre eigene Furcht war belanglos, verglichen mit den Bedürfnissen des Jungen, der so vertrauensvoll seine Hand in ihre legte. Ihm zuliebe blieb ihr keine andere Wahl, als couragiert zu sein.
»Ich hoffe, Ihr habt Euch das gut überlegt, Mylady«, sagte der Knappe und blieb so abrupt am Fuß der Treppe stehen, dass Linnet fast mit ihm zusammenstieß.
»Das habe ich, Lachlan, keine Sorge«, erwiderte sie und ließ es überzeugter klingen, als sie war.
Ihre Finger verkrampften sich um den Strauß welker Feldblumen, den sie in ihrer freien Hand hielt. Aye, sie hatte ihre Handlungsweise gut durchdacht und wusste, was sie tat.
Leider wusste sie aber auch, dass sie drauf und dran war, den Zorn des Teufels zu erregen.
4
»Hast du ihr Haar gesehen?« Mit einem viel sagenden Blick auf Sir Marmaduke lehnte Duncan sich auf seinem mit einem Baldachin versehenen Platz auf dem erhöhten Podium zurück.
Zu seinem Ärger ignorierte der Sassenach jedoch die Frage, oder vielleicht hörte er sie auch nur nicht. Statt zu antworten, schien sein treuester Ritter vollkommen vertieft in die Beobachtung des alten Seneschall von Eilean Creag, Fergus, der seine Truppe von Bediensteten, die in der belebten Halle umhergingen, mit strenger Miene kommandierte.
Jeder von ihnen trug eine große Platte mit kunstvoll angerichtetem Federwild oder Bratenstücken auf den Schultern, alle wunderschön garniert und mit größter Sorgfalt für das Hochzeitsessen vorbereitet.
Irritiert griff Duncan über den verdächtig leeren Platz zu seiner Linken und stieß seinen Freund mit dem Ellbogen in die Rippen. Seine Stimme über den Krawall erhebend, versuchte er es erneut: »Ich fragte, ob du ihr Haar gesehen hast?«
»Hahn?« Marmaduke setzte die unschuldigste Miene auf, zu der er mit seinen entstellten Zügen fähig war. »Ich bin sicher, dass Fergus für genügend Vorrat an Hähnchen gesorgt hat. Wenn wir Glück haben, hat er sie vielleicht sogar mit seiner berühmten Zwiebel-Safran-Sauce zubereiten lassen.«
»Ich spreche von ihrem Haar, du raffinierter Fuchs!«, brüllte Duncan, ohne sich darum zu scheren, dass jeder auf dem Podium, oder sogar dahinter noch, ihn hörte. »Ich verlange eine Erklärung, Strongbow. Und zwar jetzt, bevor Ihre Ladyschaft sich dazu herablässt, uns Gesellschaft zu leisten.«
»Erklärung?« Die Augenbraue über Marm a dukes gesundem Auge wurde fragend hochgezogen.
»Hör auf, wie ein Schw achkopf meine Worte nachzuplappern , oder ich lasse dich den Hanswurst vertreten, den Fergus zu unserer nachmittäglichen Unterhaltung engagiert hat.«
Marmaduke ließ sofort die Braue sinken. »Was beunruhigt dich, mein Freund?«
»>Sie ist völlig unscheinbar, reizlos wie die Hinterbacken einer Sau<«, zitierte Duncan, der seine Wut über die Täuschung kaum noch zu beherrschen vermochte. »Oder willst du abstreiten, dass das deine Worte waren?«
»Nein«, entgegnete Marmaduke erstaunlich ruhig, während er seinen Kelch an einen jungen Knappen weiterreichte, der ihm rasch von dem gesüßten und gewürzten Wein nachschenkte. »Und es trifft auch zu, dass sie so aussah an dem Tag, als ich in Dundonnell vorsprach. Sie war im Burghof und brachte einem kleinen Jungen bei, sein Holzschwert richtig zu benutzen, als ich kam. Der Regen hatte den Boden in eine einzige Schlammlache verwandelt. Sie und der Junge waren von Kopf bis Fuß mit Dreck bedeckt, aber das schien sie nicht zu kümmern. Ich hatte den Eindruck, als sei ihr das vergnügte Lachen des kleinen Jungen wichtiger als das bisschen Dreck auf ihrem Kleid.«
Duncan schluckte die wütende Entgegnung, die er seinem Freund entgegenschleude
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