MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
kümmern sollte und was nicht.«
Aber vielleicht würde es ihr gelingen, sein Interesse für seine Umwelt wiederzubeleben. Ein leiser Hoffnungsschimmer regte sich in ihr, der die Dämonen der Nacht für den Moment verdrängte, und beschwingten Schritts verließ sie die Küche, um Robbie und ihre Kräutertasche zu holen. Ein Gefühl der Ruhe und Entschlossenheit beherrschte sie auf dem Weg nach oben. Wenn ihr Mann wieder lernen könnte, sich zu kümmern, würde er vielleicht auch das Herz finden, das er in ihrer Vision so verzweifelt zurückverlangt hatte.
Für einen kurzen Augenblick nahm ihre Hoffnung zu, als eine leise innere Stimme, die nichts mit ihrer hellseherischen Gabe zu tun hatte, ihr zuflüsterte, sein Herz sei in Wahrheit nicht verloren, sondern nur zu tief vergraben, als dass er es allein wiederfinden könnte.
Duncan legte schützend eine Hand über die Augen, als er aus dem düsteren Inneren der Burg ins helle Tageslicht hinaustrat und sich umgehend zum Übungsplatz begab.
»Hör auf, herumzutänzeln wie ein Weibsbild!«, hörte er schon von weitem eine befehlsgewohnte tiefe Stimme. »Wenn du dir deine Sporen verdienen möchtest, dann attackier mich wie ein Mann!«
Duncan beschleunigte seine Schritte, als er Marmaduke den jungen Knappen, die er im Schwertkampf unterrichtete, Befehle zubrüllen hörte.
Nicht, dass er sonst nicht gewusst hätte, wo er seinen Schwager suchen sollte.
Er hätte ihn selbst dann gefunden, wenn der frische Seewind seine dröhnende englische Stimme nicht quer über den Hof getragen hätte. Der narbengesichtige Sassenach war in der Regel von früh bis spät auf dem Übungsplatz zu finden. Einige von Duncans Männern scherzten, sie hätten ihn schon mitten in der Nacht mit den Mondstrahlen die Klingen kreuzen sehen. Und Duncan sah keinen Grund, es nicht zu glauben.
Kriegerische Fähigkeiten, wie Sir Marmaduke Strongbow sie im Übermaß besaß, erreichte man nur in Jahren stundenlangen Trainings. Nur wenige Männer konnten sich mit seinen Fälligkeiten als Krieger messen, und noch viel rarer gesät waren jene, die ihm überlegen waren.
Duncans verstorbener Vater beispielsweise, als er in seinen besten Mannesjahren war. Duncan selbst... wenn die Heiligen ihm gerade einmal wohlgesonnen waren. Aber er wusste nie vorher, wie eine Runde Schwertkampf mit seinem besten Fechter ausgehen würde. Nur einem Mann war es bisher gelungen, den Sassenach außer Gefecht zu setzen ... der niederträchtige Hurensohn, der Marmaduke ein Auge ausgestochen und sein bis dahin gut aussehendes Gesicht in eine verzerrte Maske verwandelt hatte.
Derselbe Schurke, der auch in Duncans Leben unsagbares Leid gebracht hatte, sein Halbbruder Kenneth MacKenzie.
Allein bei dem Gedanken an ihn verfinsterte sich Duncans Miene.
Aye, niemand verstand besser als er selbst, was Marmaduke dazu trieb, seine Fähigkeiten nahezu unermüdlich zu trainieren und zu verbessern.
Auch Duncan wurde von Verbitterung getrieben.
Aber nicht, um sich zu rächen. Rache interessierte ihn nicht. Er wollte nur in Ruhe gelassen werden.
Das Klirren von Stahl gegen Stahl und eine ganze Serie deftiger Flüche brachten seine Gedanken wieder in die Gegenwart zurück. Als er den Übungsplatz betrat, unterdrückte er die Bewunderung, die stets in ihm erwachte, wenn er seinen Schwager beim Training sah, und ging entschlossen weiter, um die Angelegenheit zu regeln, die ihn hergeführt hatte.
»Strongbow!«, brüllte er und blieb in sicherer Entfernung hinter dem fechtenden Engländer stehen. »Lass die Jungen eine Pause machen, denn ich hab ein paar Wörtchen mit dir zu reden, du hinterhältiger Schuft.«
»Herrgott noch mal!«, rief Marmaduke und fuhr aufgebracht zu ihm herum. »Du solltest es wirklich besser wissen, als dich von hinten an einen Mann heranzuschleichen, der beim Training ist. Ich hätte deinen Knappen in Stücke hacken können!«
»Du bist hier derjenige, der in Stücke gehackt wird, wenn du mir nicht auf der Stelle eine Erklärung gibst!«
Marmaduke legte sein Schwert beiseite und fuhr sich mit dem Arm über seine schweißbedeckte Stirn. Mit einem Nicken und einem Furcht erregenden Blick aus seinem gesunden Auge schickte er seine Schüler fort.
Dann, als sie sich in alle Richtungen zerstreuten, wandte er sich wieder zu Duncan. »Welche Laus ist dir denn heute Morgen über die Leber gelaufen, mein lieber Freund?«
»Wenn mein lieber Freund meinen Wünschen zuwiderhandelt und sich gegen mich verschwört, um mich
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