MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
einäugige Engländer besaß das unheimliche Talent, ihm das Gefühl zu vermitteln, als könnte er bis auf den Grund seiner Seele blicken. Verdammt, er hätte Marmaduke heiraten sollen, um Robbies wahre Vaterschaft herauszufinden! Die Tatsache, dass seine neue Frau ihn in dieser Hinsicht nicht zufrieden stellte, vertiefte noch die steile Falte zwischen Duncans Augenbrauen.
Am Ende des Gangs, kurz vor der Treppe, die in die Halle hinunterführte, blieb Duncan stehen, um sich an die kalte, feuchte Steinmauer zu lehnen. Sein Kinn zuckte nahezu unkontrollierbar, und Frustration ließ ihn so heftig mit den Zähnen knirschen, dass er nicht überrascht gewesen wäre, wenn einer dabei zersplittert wäre.
Ihn fröstelte auch, denn bevor er Marmaduke in seinem Bett gefunden hatte, hatte er sich mit eiskaltem Wasser übergossen, in einem nutzlosen Versuch, das Blut und den Schmutz von seinem schmerzenden Körper abzuspülen.
Und er roch, denn die unerfreuliche Entdeckung in seinem Schlafzimmer hatte seiner dringend benötigten Wäsche ein vorzeitiges Ende gesetzt.
Vor allem jedoch fühlte er sich ungeheuer elend. Elender sogar noch als vorhin, als er von den Zinnen heruntergekommen war, zu seinem Zimmer gegangen war und nichts anderes gewollt hatte, als seine müden Knochen auszuruhen.
Mit einem grimmigen Fluch auf den Lippen stieß er sich von der Wand ab. Mit schweren Schritten, und einem noch schwereren Herz, begann er den Abstieg über die Wendeltreppe, die zur Halle führte. Er würde den Rest der Nacht auf einer Bank verbringen oder sich mit der Binsenstreu auf dem Boden zufrieden geben, wie es die meisten seiner Männer taten. Aber auf halbem Weg nach unten hielt er inne.
Die perverse Ironie seiner Situation hätte ihn in jüngeren Jahren zum Lachen gebracht ... früher, als er noch Sinn für Humor besessen hatte.
Er hatte um die Hand von Linnet MacDonnell angehalten. Er hatte sie nach Kintail gebracht, weil er gehofft hatte, sie würde ihn von seinen Zweifeln befreien und sich als nützliche, wenn auch nicht geliebte Ehefrau erweisen.
Stattdessen hatte sie seine ganze Welt auf den Kopf gestellt, und in seinem Haushalt herrschte absolutes Chaos, seit sie die Burg betreten hatte. Er war der Burgherr, aber er schlich allein durch die nächtlich finsteren Gänge, durchfroren bis auf die Knochen und zum Himmel stinkend, ohne ein Bett, das er sein Eigen nennen konnte.
Sie schlief in einem der schönsten Gemächer der Burg, einem Zimmer, das einst seinen Eltern gehört hatte, und davor ihren Eltern. Sie war vermutlich verloren in einer Traumwelt aus tapferen Rittern, anmutigen Damen und pausbäckigen Babys, während er wie ein Ausgestoßener in seinem eigenen Heim herumschlich.
Die Ungerechtigkeit des Ganzen ließ ihn die Fäuste ballen, und seine Lippen verzogen sich zu einem dünnen, schmalen Strich.
Von unten, aus der Halle, drang das leise Schnarchen seiner Männer zu ihm hinauf und die raschelnden Geräusche seiner Hunde, die in der Binsenstreu nach Essensresten scharrten. Leiser noch, das Prasseln des Feuers in den drei großen Kaminen der Halle und das allgegenwärtige Plätschern der Wellen des Loch Duich, die, sanfter jetzt um diese späte Stunde, gegen die Burgmauern schwappten.
Eine ganz gewöhnliche Nacht für alle, die Eilean Creag ihr Zuhause nannten.
Für alle außer ihrem Herrn und Meister.
Duncan bewegte seine steifen Finger, ballte sie aber sogleich wieder zu Fäusten. Er brauchte den leichten Schmerz seiner Nägel, die sich in seine Handballen gruben, und war froh darüber, weil er seine Hände sonst zu Brei geschlagen hätte an den Mauern.
Alle außer ihm ruhten friedlich heute Nacht. Marmaduke schlief den Schlaf des Gerechten in Duncans ... früherem ... Zimmer, seine Männer schlummerten wie immer unten, und der alte Fergus genoss jetzt sicherlich den Luxus, endlich ein richtiges Bett sein Eigen nennen zu können, in dem Zimmer, das Sir Marmaduke ihm abgetreten hatte.
Er wusste nicht, wo die fürsorgliche Dienerin seiner Frau schlief, aber auch sie hatte sicherlich mehr Ruhe gefunden als er selbst.
Duncan kam sich wie ein ausgemachter Narr vor, als er zwei weitere Stufen hinabstieg und dann, noch ärgerlicher als zuvor, wieder stehen blieb. Er wäre ein noch größerer Trottel, wenn er die Nacht in der Burghalle verbrachte. Morgen früh würden seine Männer Witze reißen und untereinander Vermutungen darüber anstellen, warum er das warme Bett seiner Braut verlassen hatte.
Duncan
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