MacKenzie 01 - Der Verfuehrer Im Kilt
betrachtete ihn misstrauisch, als er im Raum herumging und die Kerzen löschte, machte aber keine Anstalten, sich zu entkleiden. »Meine Kleider sind nur feucht, nicht nass, und ich habe nicht die Absicht, irgendetwas davon auszuziehen. Ich bitte dich nur um eins, lass mich in Ruhe«, sagte sie, so leise, dass er ihre Worte kaum verstehen konnte. »Bitte.«
Duncan trat zwei Schritte vor, aber der Blick in ihren Augen ließ ihn wieder innehalten.
Nichts war mehr zu spüren von ihrem kurzen Aufflackern von Wut, ein Zustand, den er normalerweise vorzog ... außer jetzt.
Anstelle dessen trug sie einen Gesichtsausdruck zur Schau, den er anfänglich für Schüchternheit gehalten hatte.
Aber eine solche Befangenheit ergäbe keinen Sinn, denn schließlich hatte sie schon viele Nächte unbekleidet neben ihm geschlafen.
Und in jenen Nächten hatte sie herrliche Dinge mit ihm angestellt, ihre unschuldigen Erforschungen seines Körpers erregten ihn mehr als die Listen der geschicktesten Hure, die er je dafür bezahlt hatte, ihre Röcke zu heben.
Duncan starrte sie prüfend an und erkannte plötzlich, dass es Scham war, was ihre golden gesprenkelten Augen trübte und ihre normalerweise bezaubernde Farbe in ein stumpfes Braun verwandelte.
Scham war es, was sie vor ihm zurückweichen ließ, als er wieder auf sie zuging. Und die Erkenntnis erfüllte ihn mit einem schmerzlichen Bedauern, weil er wusste, was diese Verlegenheit in ihr Gesicht gebracht hatte und diese Zweifel an sich selbst in ihre Seele.
Der allwissende Sassenach hatte es ihm schon prophezeit.
»Und warum kannst du dich nicht ausziehen?«, fragte er, als müsse er sich quälen, indem er die Worte von ihren eigenen Lippen hörte. »Was hat sich geändert während meiner Abwesenheit, dass du dich nicht mehr vor mir ausziehen willst? Ich habe schließlich schon oft genug dein nacktes Fleisch gesehen.« Er blickte kurz an sich herab und war froh, dass sich bei ihm nichts regte. »Wie du meins gesehen hast.«
»Alles hat sich geändert.« Sie wandte das Gesicht von ihm ab.
Einen weiteren ärgerlichen Fluch unterdrückend, trat Duncan zu ihr, legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, zu ihm aufzusehen. »Nichts hat sich geändert, bis auf die Tatsache, dass Dummheit offenbar die Oberhand über deine Vernunft gewonnen hat.«
»Nein, es ist meine Vernunft, die mir die Augen öffnete und mich die Wahrheit sehen ließ. Die einzige Dummheit, die ich begangen habe, ist ... geglaubt zu haben, du könntest mit der Zeit etwas für mich empfinden.«
Er hatte nicht damit gerechnet, ein solch schmerzliches Bedauern zu verspüren, aber so war es. Herrgott noch mal, er empfand etwas für sie. Und er begehrte sie auch. Doch die Regungen seines Körpers waren nichts anderes als Lust. Welcher Mann könnte Nacht für Nacht stillliegen, während ein Mädchen mit seinen sanften Händen seine nackte Haut liebkoste, und keine animalischen Bedürfnisse verspüren?
Aye, natürlich empfand er etwas für sie, aber nicht so, wie sie es sich gewünscht hätte.
Nicht im romantischen Sinn.
Solche Torheiten überließ man besser jungen Knappen wie Lachlan, die sich ihre Sporen erst noch verdienen mussten.
Und wozu? Damit ihnen das Herz herausgerissen und im Dreck zertrampelt wurde.
»Sicher empfinde ich etwas für dich, Linnet«, sagte er, um sie zu beruhigen. »Ich achte dich und bin dir herzlich zugetan. Denkst du, ich hätte nicht gesehen, was du alles hier bewirkt hast? Und nun hör auf, dich wegen einer Toten zu quälen, die mir nichts bedeutet, und zieh dich aus und komm ins Bett.«
Statt der Wirkung, die er zu erzielen gehofft hatte, schienen seine Worte sie nur noch unglücklicher zu machen. Und als er frustriert die Hand nach ihr ausstreckte, um ihr beim Entkleiden behilflich zu sein, wich sie vor ihm zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, wie um einen Dämonen abzuwehren, der aus den tiefsten Abgründen der Hölle kam.
»Fass mich nicht an«, warnte sie. »Ich werde nie wieder unbekleidet vor dir stehen. Du kannst gar nicht anders, als mich mit Lady Cassandra zu vergleichen, aber ... aber ... man kann uns einfach nicht vergleichen. Ich bin nicht schön.«
»Zum Donnerwetter, Linnet!« Duncan glaubte, aus der Haut zu fahren. »Habe ich dir nicht schon gesagt, dass ich etwas für dich empfinde? Muss ich dir auch noch sagen, dass ich dich begehre? Ist es das, was du von mir hören willst?« Mit einer blitzschnellen Bewegung zog er sie hart an seine Brust. »Es
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