MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
Enttäuschung ein wenig lindern würde, die auf seinen Wangen brannte. Seine linke Wange - die entstellte - war immer noch ein bisschen klebrig von Linnet MacKenzies Kreuzkrautsalbe.
Ihrem Schönheitsmittel.
Dem Hirngespinst eines Narren, wie er soeben erst entdeckt hatte.
Er hatte nicht einmal gewusst, wie viel er von der Salbe aufgetragen hatte, bis Ross, der ihre gelbliche Farbe zum Glück für Schmutz gehalten hatte, eine Bemerkung darüber gemacht hatte.
Marmadukes Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln.
Das einzige, was sein Gesicht befleckte, war alles andere als Schmutz und ließ sich nicht so leicht entfernen.
Ließ sich überhaupt nicht mehr entfernen.
Er zog seinen pelzgefütterten Umhang noch etwas fester um sich und blickte auf den kleinen, goldbraunen Hund herab, der ihm aus irgendeinem Grund, den er sich nicht erklären konnte, auf die Wehrgänge gefolgt war. Das Tierchen drückte seinen kleinen Körper fest an seine Stiefel und erwiderte seinen Blick mit runden, vertrauensvollen Augen.
Augen, die so offen und aufmerksam waren wie die seiner Herrin.
»Nun?«, fragte Marmaduke über den heulenden Wind. »Da ist rein gar nichts Schönes mehr in diesem zerstörten Gesicht, nicht wahr, mein kleiner Freund?«
Zu seinem Erstaunen legte Leo den Kopf zur Seite, und Marmaduke hätte schwören können, dass in den braunen Augen des Hundes Verständnis zu lesen war.
Nein, nicht Verständnis.
Mitleid.
»Das ist nicht die Antwort „auf die ich gehofft hatte«, sagte Marmaduke und bückte sich, um den Hund auf den Arm zu nehmen.
Er bettete das zitternde Tierchen in die Wärme seines Umhangs und fühlte sich ein bisschen getröstet, als Leo den Hals reckte, um ihm über das Kinn zu lecken. »Meine Narbe stört dich wohl nicht, Kleiner?«, stieß er über die brennende Enge in seiner Kehle hervor.
Er wollte kein Mitleid.
Und auch keine hündische Ergebenheit.
Obwohl die letztere sich als deutlich angenehmer erwies als das gewohnte Bellen und Knurren des Tieres und die Pfützen, die er auf seinem Strohsack hinterließ.
Leo drehte sich in seinen Armen und kuschelte sich noch tiefer in die Falten von Marmadukes pelzgefüttertem Umhang, und der zufriedene kleine Schnaufer, mit dem der Hund es sich bequem machte, war ein eindeutiger Hinweis auf den wahren Grund für seine unerwartete Zurschaustellung von Zuneigung.
Das Tierchen fror nur und suchte Marmadukes Wärme.
Den Schutz seines Umhangs vor dem windgetriebenen, umherwirbelnden Schnee.
So wie auch seine Dame Trost bei ihm suchte, wenn auch Trost von einer gänzlich anderen Natur.
Eine quälende Erbitterung beschlich sein Herz, und den klugen Liebling seiner Dame noch immer fest in seinen Armen, wandte Marmaduke sich von der See ab und blickte sehnsüchtig in die R ichtung, in der Kintail und Eilean Creag lagen.
Sein Zuhause ... Balkenzie.
Zu weit entfernt, um es selbst bei klarem Wetter zu erkennen, aber gleichwohl da. Und in diesem Augenblick zerrte es noch ungestümer an seinem Herz, als in all den langen Wochen, seit er von dort aufgebrochen war.
Es wartete auf ihn und seine Braut... ob sie ihn nun begleiten wollte oder nicht.
Er würde sie schon noch dazu bringen, ihn zu lieben.
Ihn zu akzeptieren.
Selbst wenn er sich jeder erotischen List, jeder raffinierten Berührung und Zärtlichkeit, die er je gelernt hatte, bedienen musste. Geheime Tricks, die ihm schon in frühem Alter von höfischen Kurtisanen beigebracht worden waren. Lasterhafte Handlungen, die sie mit ihm und die er mit den leichten Mädchen, mit denen er sich in den vergangenen Jahren vergnügt hatte, vollzogen hatte.
Unerhörte und laszive Akte, zweifelsohne, aber gewagt und aufreizend genug, um jede Frau dahinsehmelzen zu lassen und selbst den stärksten Widerstand zu brechen.
Zum ersten Mal, seit er Caterines Bett verlassen hatte, erwachte ein winziger Hoffnungsschimmer in Marmadukes Brust, denn in ihrem Bestreben, sinnliches Verlangen zu erfahren, hatte seine Dame ihm, ohne es zu wollen, die Möglichkeit gegeben, genau das zu erlangen, was sie ihm vorzuenthalten gedachte.
Es mochte ein etwas niederträchtiger Weg sein, dass Herz einer Dame zu erobern, aber die einzige Möglichkeit, die sie ihm gelassen hatte.
Und sie würde ja nie erfahren müssen, dass er ihr mit jedem ihr entrungenen süßen Seufzer, mit jedem überwältigenden Gipfel der Ekstase ein Stückchen ihres Herzens stahl.
***
Einige Abende später erleuchteten die hell brennenden Flammen
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