MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
ein wenig höher. »Ich bin kein Untergebener, den man herumkommandieren kann.«
Marmaduke, dem bewusst war, dass sämtliche Anwesenden im Saal ihren Wortwechsel verfolgten, schnippte eine unsichtbare Fussel von seinem stahlbedeckten Arm. So gelassen er konnte, sagte er: »Ich sagte wir, mein Freund. Ich würde doch nicht die Gesetze der Gastfreundschaft verletzen, indem ich meinem Gastgeber Befehle erteile.«
Zufrieden, da die Augen des jüngeren Mannes aufgrund dieser Schmeichelei nicht mehr ganz so wütend funkelten, stieß Marmaduke sich von der Tür ab. »Ich würde Euch vielleicht hin und wieder einen gut gemeinten Vorschlag machen, aber nie einen Befehl erteilen.«
Sichtbar angespannt, blickte James zu der im Dunkeln liegenden Fensterlaibung hinüber, in der noch immer Lady Rhona saß. »Es hat keinen Zweck, die Schmiede aufzusuchen. Sie enthält nichts als rostendes Eisen und staubbedeckte Blasebälge. Unser Schmied hat uns schon vor Monaten verlassen. Und was das Baden in der See angeht, ich ... ich schwimme nicht.«
Echte Furcht war in James' Augen aufgeflackert, als er gesagt hatte, er schwimme nicht, und deshalb konzentrierte Marmaduke sich zunächst einmal auf ihre momentane Aufgabe.
Die Latrinenausgänge zu sichern und James' Selbstvertrauen zu stärken.
»Vier starke Arme dürften einen treulosen Schmied ersetzen«, sagte er.
James fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich werde Euch zur Schmiede bringen, aber erwartet nicht, dass ich Euch helfe. Wie Ihr heute Morgen selbst gesehen habt, bin ich für niemanden von großem Nutzen.«
»Ihr werdet nur dann niemandem von Nutzen sein, wenn Ihr weiterhin mit Eurer Dame tändelt, statt mit mir zu kommen.« Marmaduke streckte die Hand aus und kniff James lächelnd in den Oberarm. »Ihr besitzt Kraft genug für das, was wir zu tun haben.«
Vom erhöhten Tisch aus beobachtete Caterine diese Unterhaltung mit wachsendem Erstaunen. Statt zu protestieren, als der Engländer seine Muskeln prüfte, stieg eine leise Röte in die Wangen ihres Stiefsohnes, und er bemühte sich auch um eine etwas aufrechtere Haltung.
Und er tat es ausnahmsweise einmal, ohne die Balance dabei zu verlieren.
Die beiden Männer gingen zusammen auf die Eingangshalle des Burgsaals zu, und Caterine hätte schwören können, dass sie den Anflug eines Lächelns auf James' Gesicht sah, als er seinen Umhang von einer Bank neben der Tür aufhob.
Er wartete, bis James seinen Umhang umgelegt hatte, bevor er seinen eigenen nahm und überzog. Dann legte er in einer unbefangenen, kameradschaftlichen Geste einen Arm um die Schultern des jüngeren Mannes, und als sie die Halle verließen, waren die Schritte ihres Beschützers kraftvoll und selbstbewusst, die ihres Stiefsohnes zwar nicht ganz so selbstsicher, aber auch keinesfalls so zögernd wie sein üblicher hinkender Gang.
Caterine wurde es ganz warm ums Herz.
Nie hätte sie gedacht, dass sie James noch einmal mit solch beschwingten Schritten gehen sehen würde.
Versonnen nippte sie an ihrem Wein, und noch lange, nachdem die große Eichentür hinter den beiden Männern zugefallen war, starrte sie in die Dunkelheit der Eingangshalle.
Mehr und mehr begann sich der Beschützer, den ihre Schwester ihr geschickt hatte, als ein Mann zu erweisen, der diesen Titel tatsächlich verdiente.
Doch während ihr Herz ihm gegenüber weicher wurde, kämpfte ihr Verstand mit anderen Sorgen.
Ernsten Sorgen, die von größter Bedeutung für sie waren.
Wie zum Beispiel, wann genau sie aufgehört hatte, ihn als den englischen Beschützer zu bezeichnen und begonnen hatte, ihn schlicht als ihren Beschützer zu betrachten.
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Auch andere Augen beobachteten Marmadukes und James Keiths Aufbruch.
Gedankenvolle, hasserfüllte Augen einer Person, die sich in den Schatten am Fuß der Außentreppe verbarg.
Verächtlich zog der Beobachter die Augenbrauen hoch, als sie an ihm vorbeigingen.
Bald würde der englische Eindringling von einem jähen, kalten Windstoß geradewegs zur Hölle getragen werden, und es würde ein gut gezielter, englischer Pfeil sein, der ihn dorthin befördern würde.
Die Ironie des Ganzen entlockte dem Beobachter ein Lächeln, und die in einen dunklen Umhang gehüllte Gestalt schlüpfte noch tiefer in die feuchte Kälte des weißen Nebels, der den größten Teil des Burghofs immer noch bedeckte.
Kapitel 7
E s ist so, wie ich Euch bereits sagte«, sagte James Keith wenig später und warf einen Blick in das feuchte Innere der seit
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