MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
Marmaduke kannte sich leider nur allzu gut mit internem Verrat und den mit einem solchen verbundenen Gefahren aus.
Er trug die Spuren einer solchen Perfidie in seinem Gesicht und schmeckte die gallige Erinnerung an sie in der eisigen Verbitterung, die in ihm aufstieg und ihn zu ersticken drohte.
Nachdem er mit dem Arm einen regelrechten Vorhang aus Spinnengewebe beiseitegeschoben hatte, betrat er die kühle, feuchte Scheune. »Wir können später darüber reden«, sagte er, als er sich über die Schulter nach James umblickte. »Jetzt müssen wir zunächst einmal ein paar brauchbare Stücke Eisengitter finden, um den Latrinenausgang zu verschließen.«
»Ihr redet, als ob das eine leichte Aufgabe wäre.« James war auf der Schwelle stehen geblieben.
»Nichts im Leben ist einfach«, erklärte Marmaduke, während er einen schmutzverkrusteten Steintrog begutachtete, der früher einmal Kühlwasser enthalten hatte und dann zu einem Behälter für allen möglichen Abfall degradiert worden war. »Aber jede gemeisterte Herausforderung macht das Leben lebenswerter.«
James tat einige zögernde Schritte in das Innere der Schmiede, und wieder einmal schonte er sein Bein. »Glaubt Ihr das tatsächlich?«
»Nein, ich weiß es.«
Marmaduke bückte sich, um einen schmutzigen Lederbeutel aufzuheben, den er auf dem Boden neben dem lange nicht mehr benutzten Schmelzofen entdeckt hatte. Er hielt den Beutel mit der Öffnung nach unten und schüttelte ihn kräftig. Als nichts als Staub hinausfiel, warf er seinem Begleiter einen prüfenden Blick zu.
James Keith erinnerte Marmaduke mehr an sich selbst in jungen Jahren, als ihm lieb war.
»Kommt her«, forderte er ihn auf und er verspürte Erbitterung angesichts des Zorns und der Zweifel, die den jungen Burgherrn so offenkundig plagten.
Denn beide waren mächtige Widersacher.
Und durchaus im Stande, den jungen Mann auf weitaus schlimmere Art zu behindern als ein lang zurückliegender Pferdetritt.
Während er sich bemühte, seine eigenen Dämonen auf Abstand zu halten, hielt Marmaduke dem jungen Mann den Lederbeutel hin. »Es ist ziemlich dunkel hier«, sagte er. »Ihr habt zwei gute Augen und ich nur eins. Daher wäre es sicher sinnvoller, wenn Ihr die Ecken absucht, während ich in der Nähe der Tür bleibe, wo das Licht ein wenig besser ist, und sehe, was ich finden kann.«
»Ich ...«, begann James, aber dann verstummte er wieder und trat einen Schritt vor, um den Lederbeutel aus Marmadukes ausgestreckter Hand zu nehmen.
Vor sich hinbrummelnd, begann er verrostete Werkzeuge und verschieden lange Stücke Draht, die früher einmal zur Herstellung von Kettenhemdengliedern gedient hatten, in den Ledersack zu packen.
In der Nähe des Eingangs hob Marmaduke eine ziemlich große Eisenplatte auf und gab vor, ihre vielen, unterschiedlich großen Löcher zu untersuchen. Das große Stück Metall war geradezu ideal, um den Latrinenausgang am Fuß der Felswand zu verschließen. In Wahrheit aber schenkte er dem kostbaren Werkzeug, das dazu diente, Drähte verschiedener Stärken herzustellen, jedoch nur wenig Aufmerksamkeit und beobachtete stattdessen aus dem Augenwinkel James.
Obwohl der junge Mann noch immer leise vor sich hinmurrte, bewegte er sich mühelos durch den dunklen Raum und ließ allenfalls noch einen winzigen Anflug seiner gewohnten Unbeholfenheit erkennen.
Wie Marmaduke gehofft hatte.
Den jüngeren Mann zu beschäftigt, um sich an sein Hinken zu erinnern, zu sehen, wärmte Marmadukes Herz und bestärkte ihn in seiner Überzeugung, dass er aus mehr Gründen quer durch Schottland gesandt worden war, als nur einer Dame in Not zu helfen und ihr seine kriegerischen Fähigkeiten und seinen Namen zur Verfügung zu stellen.
Beim Gedanken an sie begannen sich auch andere, intimere Teile seines Körpers zu erwärmen, und so strich er mit den Händen über das kalte Metall der Eisenplatte, um ihre Kraft zu prüfen, und hoffte, ihre Kälte würde dazu beitragen, den Strom erhitzten Bluts zu kühlen, der in seine Lenden schoss.
Ein ironisches Lächeln spielte dabei um seine Lippen.
Trotz seiner nahezu unermüdliche Entschlossenheit hatte er es nie fertig gebracht, seine niedrigeren Instinkte in Schach zu halten. Im Angesicht der schweren Aufgabe, die ihn erwartete, gelang es ihm jedoch plötzlich mit Leichtigkeit.
Denn dieses unappetitliche Unternehmen würde jedermanns Erregung dämpfen. Und sollte es das nicht tun, würde er eben schlicht und einfach seine Ankündigung
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