MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
wahrmachen, im eisigkalten Meerwasser ein Bad zu nehmen.
Das Problem war, er begehrte die Dame seines Herzens mit sehr viel mehr als nur einem hartnäckigen Ziehen in seinen Lenden. Er begehrte sie mit seinem ganzen Sein.
Mit seinem Körper, seinem Herz und seiner Seele.
Und weder sein eiserner Wille noch der Schock des kalten Nordseewassers würden ein solch brennendes Verlangen besänftigen können.
***
Noch immer ganz entnervt von der Nachwirkung des Kusses, den ihr Beschützer auf die Innenseite ihres Handgelenks gedrückt hatte, und der Beharrlichkeit, mit der der Name Arabella sie immer wieder neu verstimmte, stieg Caterine die Wendeltreppe zu ihrem Schlafgemach hinauf.
Das unruhige Flackern der in eisernen Wandhalterungen steckenden Fackeln, die in regelmäßigen Abständen das Treppenhaus erleuchteten, schienen ihre eigene Verwirrung widerzuspiegeln. Am oberen Treppenabsatz ließ auch ihr kleiner Leo sie allein, flitzte wie ein geölter Blitz über den dunklen Korridor und warf sich gegen die geschlossene Tür ihres Schlafzimmers.
Als sie ihn eingeholt hatte, stand er mit den Vorderpfoten an die schwere Eichentür gelehnt und wedelte aufgeregt mit seinem Schwanz.
Rhona.
Caterines sich ständig in alles einmischende Freundin musste in ihrem Schlafzimmer sein. Niemand sonst vermochte eine solch begeisterte Reaktion bei Leo hervorzurufen. Caterine wappnete sich einen Moment für die Begegnung, da sie gehofft hatte, ein paar Minuten allein sein zu können, bevor sie nach Sir Lachlan sehen musste, und öffnete dann die Tür.
Leo jaulte vor Freude auf und preschte in den Raum.
Caterine schnappte verblüfft nach Luft.
Ihre Freundin befand sich tatsächlich in dem Zimmer, doch statt ihres hübschen Gesichts war es ihr wohlgerundeter Po, der Caterine begrüßte.
Gebückt stand Rhona vor der eisenbeschlagenen Tru he am Fußende von Caterines Himmelbett und kramte in ihr herum.
»Rhona!« Mit drei schnellen Schritten war Caterine bei ihr. »Was tut Ihr da?«
Rhona fuhr erschrocken auf und wirbelte herum, wobei sie fast über Leo stolperte, der freudig bellend im Kreis um sie herumrannte. »Gütiger Himmel, habt Ihr mich erschreckt!« Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Caterine an, und in ihren Händen hielt sie eine große Holzschale.
Eine hölzerne Schale, in der ein runder, mit einem Leintuch zugedeckter Klumpen lag.
Der Stein des Gutsbesitzers.
Ein nahezu vollkommen runder, mit Quarzkristallen gesprenkelter Stein aus dunkelgrauem Granit.
Ein magischer Stein, von dem es hieß, er weine, wenn ein Burgherr Dunlaidirs starb, und das so bitterlich, dass seine Tränen die ganze Schale füllten ... und er weine auch, dann allerdings vor Freude, wenn ein neuer Burgherr den Platz des Verstorbenen einnahm.
So behauptete es zumindest die Legende.
Mit eigenen Augen hatte Caterine das Phänomen noch nie gesehen.
»Was wollt Ihr damit?«, fragte sie, als Rhona nicht aufhörte, sie anzustarren, und ihre Augen immer größer wurden und sie errötete.
Caterine griff nach der Schale, aber Rhona drückte sie beschützend an ihre Brust. »Ich wollte sehen, ob der Stein schon für James geweint hat«, antwortete sie und trat rückwärts in Richtung der hohen Bogenfenster.
»Grundgütiger, wann werdet Ihr mir endlich zustimmen, dass all dieses Brimborium nichts als dummes Zeug ist?« Caterine stieß frustriert den Atem aus. »Eine törichte Legende, von irgendeinem längst verstorbenen Geschichtenerzähler erfunden, um kalte, dunkle Winternächte zu verkürzen.«
»Ich habe ihn weinen sehen, als der gnädige Herr Keith starb.« Rhona stellte die mit einem Tuch bedeckte Schale auf die gepolsterte Fensterbank und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Ihr habt das Wasser in der Schale auch gesehen. Alle haben es gesehen.«
»Nachdem Ihr das dumme Ding geholt hattet!«, fauchte Caterine, die allmählich die Geduld verlor. »Vielleicht habt Ihr ja Wasser über den Stein gegossen.«
»Ha! Glaubt Ihr etwa, ich würde zu solch hinterlistigen Mitteln greifen?«
»Und wessen Hinterlist haben wir es zu verdanken, dass sich nun ein englischer Beschützer innerhalb dieser Mauern aufhält? Ein Sassenach, mit dem ich mich demnächst vermählen muss ... das habe ich ja wohl Eurer Hinterlist zu verdanken.«
Rhona runzelte die Stirn. »Ich dachte, Ihr hättet begonnen, ihn zu mögen?«
Caterine wandte den Blick ab, damit ihre Freundin nicht zu viel hineinlas in die Hitze, die in ihre Wangen stieg, und versuchte ihre
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