MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
mitgebracht, weil sie nicht in den) reich verzierten, unbequemen Lehnstuhl aus geschnitzter Eiche sitzen mochte, in dem Niall bei ihren anfänglichen Versuchen dessen, was er als eheliche Freuden zu bezeichnen pflegte, immer gesessen und ihr beim Entkleiden zugesehen hatte.
Fest entschlossen, ihn aus ihrem Bewusstsein zu verbannen, nahm sie Leo auf den Schoß, drückte ihn zärtlich an sich und richtete den Blick auf die drei mit kunstvollen Bogen versehenen Fenster der gegenüber liegenden Wand.
Im Gegensatz zu ihrem eigenen Gemach verfügte dieser Raum über Glasfenster. Kleine, runde, bleigefasste Scheiben von einer kaum wahrnehmbaren, opaken Farbe. Obwohl sie fast vollkommen undurchsichtig waren, waren sie dennoch ein Luxus.
Wie die dicken Felle, die den kalten Steinboden bedeckten. Eine Extravaganz, die Niall sich gestattet hatte, und die das Zimmer sehr viel wärmer machte als das ihre.
Warum konnte sie dann nicht aufhören zu frösteln?
Denn selbst die anheimelnde Hitze des Torffeuers im Kamin vermochte sie nicht aufzuwärmen.
Caterine presste die Lippen zusammen, um nicht mit den Zähnen zu klappern, und blickte zu dem Highlander hinüber. Er hatte sich auf die Seite gedreht und einen seiner kräftigen Arm über das Gesicht gelegt. Aber er schlief noch immer.
Erleichtert richtete sie den Blick wieder auf die Fenster. Die Abenddämmerung nahte, und das schwache Licht des stürmisc hen Nachmittags hatte sich verändert und verlieh dem milchigen Fensterglas ein selten helles Leuchten.
Die Haut an ihrem Nacken prickelte, denn die Farbe der Fensterscheiben ähnelte plötzlich dem blassen Grau der Augen ihres verstorbenen Mannes.
Augen, die sie aus dem regennassen Glas anstarrten!
Hunderte von Nialls Augenpaaren.
Ihr Herz begann wie wild zu pochen, ein erstickter Schrei stieg in ihrer Kehle auf und blieb dort stecken, als sich das Bild veränderte. Aus den silbernen Rinnsalen des Regens wurden Tränen und die vielen sie anstarrenden Augen waren plötzlich ihre eigenen.
Das laute Krachen eines Donnerschlags erschütterte den Raum und ließ die zerbrechlichen Fensterscheiben klirren, woraufhin Leo von ihrem Schoß sprang und Zuflucht unter dem mächtigen Himmelbett suchte.
Das nachhallende Grollen des Donners vertrieb glücklicherweise auch die beängstigenden Bilder.
Die drei hohen Fenster sahen wieder aus wie immer, und nichts als eine feine Staubschicht und eine bedauernswerte Ansammlung von Schmutz waren auf ihren milchigen Glasscheiben zu erkennen.
Ein heftiges Erschauern durchlief Caterines Körper bis hinunter zu ihren Zehen. Erstaunlicherweise schlief der junge Highlander weiter, in seliger Ahnungslosigkeit des Unwetters, das draußen wütete, und zum Glück auch ohne etwas von dem Sturm zu wissen, der in Caterines Brust toste.
Nur Leo spürte ihre Beklemmung. Er spähte unter dem Bett hervor zu ihr hinüber, und der Ausdruck seiner runden Augen schien fragend und ein Mitgefühl ausdrückend, das sie nicht wollte. Nicht einmal von ihrem lieben kleinen Leo.
Sie allein rief ihre Albträume hervor, und sie allein würde sie besiegen.
Um es sich zu beweisen, wandte sie sich um und richtete den Blick auf Nialls eichenen Lehnstuhl. Sollte irgendetwas in dem Zimmer sie verspotten wollen, dann würde es dieses Ungetüm von Sessel sein.
Doch der leere Sessel blieb ganz still.
Still und harmlos.
Eine klobige Masse dunklen Holzes in der fernsten Ecke, gut verborgen in den Schatten.
Kein Bild eines alternden Ehemannes, der mit besorgtem, hoffnungsvollem Blick in diesem Sessel saß, ersc hien vor ihr, um sie zu quälen.
Ihr Puls beruhigte sich ein wenig, und sie wollte sich gerade abwenden, als das flackernde Licht der Öllampe ganz plötzlich aufloderte. Wie gebannt beobachtete Caterine, wie sich der sanfte Schein der Lampe bis in die dunkle Ecke ausdehnte, um sich mit dem Echo längst vergangener Tage und Nächte zu vermischen und in dem massiven Eichensessel urplötzlich zum Leben zu erwachen.
Aber es war nicht Nialls Gestalt, die ihre Fantasie heraufbeschworen hatte.
Es war seine.
Die ihres Beschützers.
Und er trug seinen pelzbesäumten Umhang - aber nichts darunter!
Ein muskulöses Bein hatte er über die Sessellehne gelegt, und mit der rechten Hand hob er einen mit prachtvollen Edelsteinen besetzten Kelch an seine Lippen. Der Umhang stand vorne ein wenig offen, seine schweren Falten teilten sich gerade weit genug, um ihr einen verführerischen Blick auf seinen durchtrainierten Körper in
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