MacKenzie 02 - Bittersuesse Qual Der Liebe
Weite der See und die zerklüfteten Felsen.
Von der Nacht verdunkelt sahen die Fenster, deren Läden weit geöffneten waren, um die feuchte Kälte und den starken Wind hereinzulassen, wie ein undurchdringlicher dunkler Vorhang aus.
Ein perfektes Spiegelbild von James Keiths Stimmung.
Und seiner Aussichten, der Herr dieses massiven, dicht am Rand der See kauernden Steinhaufens zu werden.
Der Stein des Gutsherrn hat noch nicht für Euch geweint , hatte Rhona ihm vorhin berichtet ... so wie sie es ihm jeden Abend berichtet hatte seit dem Tod seines Vaters.
Aber bald, wird er es tun , hatte sie sich beeilt, ihm zu versichern.
Als ob die bloße Behauptung es zu einer Tatsache werden lassen könnte.
James fuhr sich mit der Hand durchs Haar und füllte seine Lungen mit der kalten, salzhaltigen Luft. Wenn er doch nur sein Herz auch so mit dem Mut füllen könnte, der jemandem wie ihm eigentlich hätte angeboren sein müssen, dann würde der Stein ihn vielleicht tatsächlich anerkennen.
Aber Wagemut und Geschicklichkeit ließen sich nicht so einfach einatmen wie kalte Meeresluft, und auch Väter mit eisernen
Fäusten ließen sich nur mit der größten Tüchtigkeit eines Sohnes zufrieden stellen.
Und der Stein des Gutsherrn würde nicht für einen Versager weinen.
James stützte sich mit einer Hand auf den reich verzierten Rand des nächsten Fensters und versuchte, das Pochen in seinem Bein zu ignorieren. Aber er konnte den schneidenden Schmerz genauso wenig bezwingen, wie er das Dröhnen der See, die unten gegen die Felsen krachte, aus seinem Bewusstsein zu verdrängen vermochte.
Oder seine Ohren daran hindern konnte, auf ein leiseres Geräusch zu horchen, eins, auf das er jeden Abend wartete: Rhonas Schritte, wenn sie sich mit einem Kr u g Wein seinen Gemächern näherte.
Ein allabendliches Ritual.
Ein unschuldiges Spiel, von dem er vermutete, dass sie es sich nur ausgedacht hatte, damit er sich wie der Lehnsherr fühlte, der er gar nicht war.
Das Recht des Burgherrn, nannte sie es. Und behauptete, er würde das brauchen, bevor er sich zur Ruhe legte ... dass sie ihm Wein nachschenkte, als könnte er das nicht selber tun!
Mit finsterer Miene ergriff er den leeren Kelch und wollte ihn schon aus dem offenen Fenster schleudern, doch dann schloss er stattdessen die Finger um seinen kalten Stiel, bis sein Zorn sich etwas legte. Er brauchte keinen Alkohol, um einschlafen zu können.
Er brauchte ... Rhona.
Ihre offenen Arme und bereitwilligen Küsse.
Nicht den Wein, den sie ihm jeden Abend so liebenswürdig nachschenkte.
Nein, nicht liebenswürdig.
Provokativ.
Denn neuerdings erschien sie mit einem derart tiefen Ausschnitt in seinen Gemächern, dass er den Verdacht hatte, sie habe die Bändchen am Ausschnitt des Mieders ganz bewusst gelockert.
Und all das nur, damit er auch ganz sicher einen flüchtigen Blick auf ihre dunklen Brustspitzen erhielt!
Einen kurzen Eindruck, weiter nichts.
Eine Gabe, die ihm angeboten, aber nicht mit letzter Konsequenz geschenkt wurde.
Eine Süßigkeit, die ihm vor die Nase gehalten wurde, nur um ihn zu quälen.
Mit einem Gesichtsausdruck, de/ noch finsterer als die Nacht war, wandte James sich von den Fenstern ab und ging zurück zu seinem Lehnstuhl. Mit einem Brummen, das aufgebracht und ausdrucksvoll genug war, um selbst den blasiertesten Beobachter des Gutsherrn befriedigen zu können, machte er es sich auf seinem kalten Eichenstuhl bequem.
Dann nahm er seinen leeren Weinkelch zwischen seine hohlen Hände und wartete auf die leichten Schritte und das leise Anklopfen an seiner Tür, die der Vorbote eines weiteren quälend süßen Blicks auf die üppigen Beigaben der Maid waren, die er hoffte, zu der seinen zu machen.
Und auf den nächsten Tag und seine erste Lektion in herrschaftlichem Schwertfechten.
Unterricht in der edlen Kunst, ein tapferer schottischer Gutsbesitzer zu sein.
Eine von einem englischen Ritter angebotene und erteilte Unterweisung!
Die Ironie dieser ganzen Situation verletzte seinen Stolz, aber sie erfüllte ihn auch mit neuer Hoffnung .
Genügend Hoffnung, um seinen finsteren Gesichtsausdruck ein wenig zu erhellen und ihn dazu anzuregen, sich bei den Heiligen für seine Liebste mit den zauberhaften Brustspitzen und ihren ständigen Einmischungen zu bedanken.
Kapitel 10
I ch biete Euch einen Handel an, Mylady.« Sir Marmaduke betrachtete die rot glänzenden Facetten des eindrucksvollen Rubins an seinem Siegelring und gab vor, sich mehr für den
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