MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung
flüstern hoffte.
Er stand auf, um noch weitere der feuchten Leintücher zu holen, und diesmal legte er den dampfend heißen Stoff um ihre Handgelenke. Während er ihn mit festem, aber sanftem Druck an Ort und Stelle hielt, verfluchte er im Stillen die grauenhaften Taten, die ihr Anlass zu weinen gegeben hatten, und hoffte, dass der Plan, der in seinem Kopf langsam Gestalt annahm, ihre Tränen bald in Lächeln verwandeln würde.
In tausend Lächeln für jede einzelne Träne, die Madeline vergossen hatte.
Kapitel 14
L ange nach der Abenddämmerung am nächsten Tag zügelte Iain sein Pferd vor der beeindruckenden Fortingaller Eibe, einem uralten, riesigen Baum, den er mit Gavin MacFie als Treffpunkt vereinbart hatte.
Dunkel und majestätisch stand die Eibe vor den sich am Himmel auftürmenden Wolken, und ein eisiger Wind, der schon die Feuchtigkeit in Kürze fallenden Regens mit sich trug, pfiff durch ihre ausladenden, knorrigen Aste.
Iain sah zu seiner großen Erleichterung Gavin, diesen hünenhaften Burschen mit dem rötlich braunen Haar, fast augenblicklich aus dem Schatten einer halb verfallenen Kapelle hinter der Eibe treten. Das zerbröckelnde Gemäuer des verhältnismäßig großen Bauwerks wurde fast vollständig von der mächtigen Eibe verdeckt.
Nella folgte ihm auf dem Fuße, einen seltsam bangen Ausdruck in ihrem hübschen Gesicht. MacFie dagegen begrüßte Ian unbefangen, indem er ihm ziemlich unsanft auf die Schulter schlug, bevor dieser sich noch weiter über die offenkundige Nervosität seiner Begleiterin wundern konnte.
»Diesen Ausdruck habe ich doch schon mal bei einem MacLean gesehen«, sagte Gavin, woraufhin Iain ihn prüfend musterte. Der Blick, den er ihm aus seinen zu Schlitzen verengten Augen zuwarf, war so durchdringend wie der scharfe Wind.
»Auch dir einen schönen guten Abend«, versetzte Iain, während er aus dem Sattel stieg. »Und ja, du hast bestimmt schon häufiger einen solchen Gesichtsausdruck gesehen, denn du lebst ja schließlich mit MacLeans zusammen.«
»Wo sind die anderen?« Iain gab MacFie keine Chance, die
Worte auszusprechen, die diesem bestimmt schon auf der losen Zunge lagen.
»Dich hat der Ruin der MacLeans erwischt«, gab Gavin nichtsdestotrotz zurück. »Ich kann die Symptome aus einer Entfernung von zehn Meilen erkennen.«
»Und wenn es so wäre?« Mit wachsender Gereiztheit starrte Iain ihn unter finster zusammengezogenen Brauen an.
Er gab sich jedoch alle Mühe, seinen Zorn zu zügeln, als er Madeline aus dem Sattel hob. »Beardie? Douglas? Sind sie auch hier?«
»Sie sind auf der anderen Seite der Kapelle und passen auf die Pferde auf«, informierte Gavin und deutete mit einer Kopfbewegung auf die verfallene Steinmauer hinter dem rötlich schimmernden Stamm der Eibe. »MacNab hat uns Reittiere für die Damen mitgegeben. Zwei gute Pferde. Ich habe versprochen, sie ihm auf unserer Rückreise nach Doon zurückzugeben.«
Auf unserer Rückreise nach Doon.
»Das war sehr umsichtig von ihm«, sagte Iain. »Hat er dir auch Kleider mitgegeben?«
Gavin nickte. »Aye, sogar eine ganze Menge.«
»Er ist wirklich ein guter Freund«, sagte Iain und empfand aufrichtige Dankbarkeit. »Er wird für seine Großzügigkeit belohnt werden ... vor allem, wenn er uns genügend Männer zur Seite stellt, die helfen, das Zuhause dieser Dame wieder einzunehmen.«
Gavin klappte die Kinnlade hinunter.
Auch von Nella kam ein überraschter Ausruf, bevor sie sich verblüfft an Madeline wandte: »Du hast es ihm gesagt?«
»Ja«, antwortete Iain an ihrer Stelle. »Sie hat mich über alles aufgeklärt, wer sie ist und warum ihr beide so ganz allein in der Heide herumgelaufen seid.«
»Also begeben wir uns nach Abercairn, statt zu Sankt Fillians heilkräftigem Brunnen und dem Bistum Dunkeid?«, platzte
Gavin heraus und errötete, bevor die Worte noch ganz über seine Lippen waren.
Iains Blick kehrte zu MacFie zurück. »Ich habe es satt, in geheiligten Brunnen zu baden, und Dunkeid kann ruhig noch etwas auf seine Geschenke und Reliquien warten.« Prüfend blickt er in Gavins gerötetes Gesicht. »Madelines Vater könnte noch am Leben sein, und falls das der Fall sein sollte, ist jede Minute entscheidend. Aber woher weißt du, dass sie aus Aber cairn ist?«
Jetzt wurden auch Nellas Wangen von Röte überzogen. Sie wandte sich zu Madeline, und der Ausdruck ängstlicher Sorge, der in ihren Augen stand, war unübersehbar. »Ich bitte um Verzeihung, Mylady, aber ich musste es
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