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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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erkennen waren.
    Erschwerend hinzu kam ein scharfäugiger Küster, der jeden ihrer Versuche vereitelte, aus der sich langsam vorwärts bewegenden Reihe der Pilger auszuscheren und näher an die gut bewachte Einfriedung der Grabstätte heranzutreten.
    »He, Schwestern, bleibt auf dem vorgeschriebenen Prozessionsweg«, wies er sie zurecht, als sie und Nella gerade eine weitere strapaziöse Runde von Pilgerstationen hinter sich gebracht hatten und sich nun wieder dem Erker mit dem Sarkophag hinter dem Hochaltar näherten.
    Mit gereizter Miene eilte der Masse junge Mann ihnen nach und scheuchte sie mit seinen teigigen weißen Händen fort. »Gute Frau, darf ich vorschlagen, dass Ihr im Winter wiederkommt - am Fest des heiligen Kentigern, wenn wir die Grabstätte öffnen - falls Ihr sie Euch genauer ansehen wollt?«
    Obwohl Madeline vor Ärger errötete, widerstand sie dem Bedürfnis, ihm eine patzige Antwort zu geben. Der hochmütige Ton des Sakristans bewirkte, dass sie ihre Verkleidung als Novizin und die Grenzen, die diese Maskerade ihrer Zunge setzte, verwünschte.
    Den Blick auf den gepflasterten Fußboden gerichtet, wie eine wahre Ordensschwester es getan hätte, unterdrückte sie ihre Wut und ging mit einem ergebenen Nicken weiter. »Gott, aber ich bin das wirklich langsam leid«, beklagte sie sich bei Nella, als sie in der Nähe der Grabstätte innehielten, um vor einem Seitenaltar niederzuknien. »Dieser bornierte Pinsel von einem Mann! Den wird bestimmt niemand in liebevoller Erinnerung bewahren.«
    »Psst...« Nella griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Niemand wird sich von Eurer Postulantinnenkleidung täuschen lassen, wenn er Eure scharfe Zunge hört. Der Mann ist sich Eurer wahren Absicht nicht bewusst und wollte nur...«
    »Es interessiert mich nicht im Geringsten, was er wollte oder wie viele Knochen heiliger Männer er aus dem Ärmel zaubern kann, und sogar noch weniger, wo und wann sie ausgestellt werden. Ich will nur ...« Sie unterbrach sich, schloss den Mund und setzte eine fromme Miene auf, als ein Grüppchen Psalmen singender Mönche vorbeieilte. »Ich will bloß Silberbeins kleine Anhänger suchen und sonst nichts«, stieß sie hervor, sobald die Kapuzen tragenden Klosterbrüder sich außer Hörweite befanden. »Und dafür sorgen, dass mein Magen aufhört, sich permanent umzudrehen.«
    »Euer Magen?«
    »Nein, die Sommersprossen auf meiner Nase.«
    Nella warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. Dann beugte sie sich zu Madeline vor und flüsterte: »Ich glaube, ich habe eins von Sir Bernhards kleinen Silberbeinvotiven gesehen, als wir das letzte Mal an dem Schrein vorbeikamen. Ich ...«
    »Bist du sicher?« Madeline vergaß über dieser Neuigkeit beinahe ihre Übelkeit. »Wo war es?«
    »Es hängt an der Umzäunung auf der Ostseite des Schreins, ziemlich nahe am Boden. Ich kann es allerdings nicht mit Sicherheit sagen. Es ist halb von dem größeren Abguss eines ziemlich echt aussehenden Fußes verborgen.«
    Helle Aufregung durchzuckte Madeline und gesellte sich zu dem Tumult der befremdenden Empfindungen, die sie durchfluteten, seit sie den letzten Seitenaltar verlassen hatte. »Warum hast du mir nicht schon früher etwas davon gesagt?«
    »Weil ich Euch nicht enttäuschen wollte, Mylady.« Nella runzelte die Stirn, als sie Madeline ansah. »Ich wollte warten, bis ich es noch einmal gesehen hatte und mir sicher war.«
    Madeline schlang die Arme um ihre Taille und grub ihre Finger in die grob gesponnene Wolle ihres geborgten Umhangs. Eines anderen Menschen Abscheu, Wut und grenzenlose Frustration erfüllten ihre Brust in einem solchen Maß, dass sie kaum noch in der Lage war zu atmen und schon gar nicht, noch viel länger aufrecht in dem überfüllten Seitenschiff der Kathedrale auszuharren.
    Sie schluckte hart und kämpfte darum, diese Empfindungen zu ignorieren. »Würdest du es wiederfinden?«, fragte sie Nella und bemühte sich, ihre Stimme fest klingen zu lassen.
    Nellas Blick wurde schärfer, da sie an Madelines Stimmungen gewöhnt war, aber sie nickte.
    »Dann sollten wir uns beeilen«, drängte Madeline ihre Gefährtin, obwohl sie kaum in der Lage war, die Worte herauszubringen, weil nun auch ihr Herz wie wild zu schlagen begonnen hatte,
    In ihrer Hast stolperte sie über eine Unebenheit in dem gepflasterten Boden und schaffte es gerade noch, sich zu fangen, bevor das Dröhnen in ihren Ohren unerträgliche Ausmaße annahm ... so wie die Fülle der Liebe, die im Herzen des Fremden

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