Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
Vom Netzwerk:
straffte Iain seine breiten Schultern und richtete sich zu seiner vollen Größe auf... einer beeindruckenden Größe, die aber trotz allem immer noch nicht an Gavins heranreichte. »Ich bin der Bruder deines Lehnsherrn«, erklärte er und bemühte sich, seinen Worten Autorität zu verleihen. »Zusammen mit Amicia bin ich sein engster Verwandter.«
    »Du tust Buße«, erwiderte Gavin mit einem fast unmerklichen Nicken in Richtung des muskulösen Hünen.
    Der junge Seemann trat näher.
    Heiße Röte stieg in Iains Gesicht, als er die indirekte Drohung ignorierte und aus schmalen Augen seinen streng blickenden Begleiter ansah. Seinen Gefängniswärter. »Das würdest du nicht wagen.«
    Schweigen antwortete ihm.
    »Du würdest es.«
    Ungerührt zog Gavin eine Augenbraue hoch. »Wenn du mir keine andere Wahl lässt, ja.«
    Für einen langen, spannungsgeladenen Augenblick presste Iain die Lippen zusammen, heiße Wut und Frustration strömten durch seine Adern. »Dann geh voraus«, stieß er schließlich mit einem raschen Blick auf den nahezu unglaublich blauen Himmel hervor. » Falls du dir einen Weg hinein erkämpfen kannst.«
    Gavin MacFie, der selbstbewusst genug aussah, um sich notfalls auch einen Weg durch eine Mauer aus Granit zu bahnen, ging auf die Stufen der Kathedrale zu, und die Pilger, die frommen wie die heuchlerischen, beeilten sich, ihm aus dem Weg zu gehen. Wie Lemminge, die vor einem Rattenfänger flohen.
    Iain starrte ih m nach und öffnete und schloss seine Fäuste in stummer Auflehnung, bevor er sich widerwillig zwang, MacFie zu folgen. »Müßiggänger und Schmarotzer«, lästerte er über den drängelnden, krakeelenden Pöbel. »Biete deine Dienste woanders an«, fauchte er eine Dirne mit fettigen Haaren an, die aus dem Nichts heraus vor ihm aufgetaucht war, um ihm den Weg zu versperren und ihre Brüste an seinem Arm zu reiben. »Ich bin nicht interessiert.«
    Eine noch schroffere Abfuhr unterdrückend, riss er sich von ihren klammernden Händen los, ordnete die Falten des Pilgerumhangs, den er lose um seine Schultern trug... und wünschte, der von der schon fast verschwundenen Beule an seiner Stirn ausgehende Schmerz hätte nicht ausgerechnet diesen Augenblick gewählt, um ihn von neuem zu peinigen.
    Noch verdrossener als zuvor sa h er sich nach Gavin MacFies strubbeligem Kopf um, aber es war nirgendwo etwas von ihm zu sehen. Iain runzelte die Stirn. Vermutlich lag der langbeinige Bursche bereits auf den Knien vor dem Schrein.
    Und betete vermutlich um neue Inspirationen, einen gewissen Iain MacLean zu peinigen.
    Begierig, diese ganze unerfreuliche Geschichte hinter sich zu bringen, ging er weiter, aber jeder Schritt erwies sich als ungeheuer strapaziös. Denn sein Unbehagen verstärkte sich in alarmierender Weise, je näher er dem großen, bogenförmigen Eingang der Kathedrale kam.
    Es waren höchst unangenehme Empfindungen, die nichts mit seinem schmerzenden Kopf, seiner Wut auf MacFie oder seiner offenkundigen Abneigung gegen übel riechende Orte zu tun hatten.
    Irgendetwas starrte ihn schon wieder an.
    Und auf einmal hoffte er St. Kentigern und seine Heerscharen heiliger Konsorten würden ihn beschützen, da er schon wieder dieses eigenartige Prickeln spürte ... es überfiel ihn mit einer Heftigkeit, die ihm den Atem raubte, und entzündete eine wahre Feuersbrunst höchst unwillkommener Regungen in ihm.
    Das gleiche merkwürdige Kribbeln, das ihn in letzter Zeit so oft geplagt hatte. Heiß und eigentlich auch gar nicht wirklich unerfreulich ... nur eben gänzlich unerwünscht.
    Und was immer auch dieses Kribbeln ausgelöst haben mochte, es erwartete ihn im geheiligten Inneren der Glasgower Kathedrale.
    So viel wusste er zumindest schon.
    Es waren die seltsame Enge in seiner Brust und das heftige Pochen seines Herzens, die es ihm verraten hatten.
    Zum dritten Mal, seit sie an diesem Morgen die Glasgower Kathedrale betreten hatte, gab Madeline Drummond ihr Bestes, um das Durcheinander von Votivbildern, Krücken und anderen Utensilien der Kranken und Bedürftigen zu überblicken, das die kunstvoll gearbeiteten Eisentore vor der erhöhten Grabstätte von Sankt Kentigern schmückte.
    Unzählige Kerzen warfen ihr flackerndes goldenes Licht auf reich geschnitzte Holzpaneele und auch in die Grabstätte selbst, aber die bunt bemalten Säulen, die den gewölbten Baldachin des Grabes trugen, warfen dunkle Schatten über die mit Votivbildern behängten Tore, sodass viele der Opfergaben nicht genauer zu

Weitere Kostenlose Bücher