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MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung

Titel: MacLean 02 - Im Suessen Bann Der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue-Ellen Welfonder
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aufflammte.
    Ja, in seinem Herzen - dem des Manns aus ihren Träumen -, und diese plötzliche Erkenntnis zwang sie nahezu in die Knie, denn seine Emotionen erreichten sie jetzt nicht mehr aus weiter Entfernung.
    Er war hier.
    In der Kathedrale.
    Und kam ihr immer näher.
    Sie spürte sein Herz heftig pochen, und das ihre drohte ganz und gar außer Kontrolle zu geraten. Sich dazu zwingend, einen Fuß vor den anderen zu setzen, ging sie langsam weiter. Und dankte Gott dafür, dass sie die Grabstätte schon fast erreicht hatten.
    Denn es war etwas völlig anderes, über die Tiefe der Gefühle eines Mannes - seine Fähigkeit zu lieben - ins Schwärmen zu geraten und ihm in ihren Träumen Licht und Wärme zukommen zu lassen, als plötzlich vor ihm zu stehen.
    Und ihn anzusehen.
    Vor allem jetzt, wo sie sich zu einem Unternehmen verpflichtet hatte, dessen erfolgreicher Ausgang sie ruinieren und zu einem Leben der Frömmigkeit hinter hohen Klostermauern verurteilen würde.
    Tränen brannten plötzlich hinter ihren Lidern, und sie ergriff rasch Nellas Hand. »Komm, lass uns das Silberbein suchen und zusehen, dass wir von hier verschwinden«, bat sie und eilte, ihre Freundin an der Hand mit sich ziehend, bereits weiter.
    Wie durch ein Wunder hatte die kleine Gruppe der wachsamen Küster gerade alle Hände voll damit zu tun, einem Pilger beizustehen, der sich auf der anderen Seite der Grabstätte in einem Zustand religiöser Verzückung auf dem Boden herumwälzte.
    Madeline nutzte die Gelegenheit, eilte zu der ihr von Nella gezeigten Stelle und ließ sich vor der Einfriedung der Grabstätte auf die Knie fallen, bevor Anstand oder scharfäugige Sakristane sie daran hindern konnten. Schon halb wahnsinnig von der Intensität der Emotionen, die ihre Brust durchfluteten, schob sie ihre Hände in das Sammelsurium von Opfergaben, die an den schmiedeeisernen Toren hingen.
    Und kaum legten ihre Finger sich um das kleine silberne Bein, gesellte sich seine Stimme zu dem Chaos und erfüllte ihren Kopf und ihr Herz so nachhaltig, wie sie ihre Ohren erfüllt haben würde, wenn er die Worte wirklich ausgesprochen hätte.
    Eine erbärmliche Votivdiebin! Eine Postulantin und eine Beutelschneiderin!
    Madeline sprang auf, und die Bewegung, oder vielleicht auch ihre Scham, verursachte, dass seine Macht über sie brach und das wilde Rasen ihres Herzens jetzt wirklich nur noch das ihre und die Panik in ihr ihre eigene war.
    Sie vergaß Nella, die Küster und das kleine kalte Silberbein in ihrer feuchten Hand, raffte ihre Röcke mit der freien Hand und suchte nach einer Stelle, um die schier undurchdringliche, Gebete murmelnde Menschenmenge zu durchqueren.
    Aus Angst, ihre Knie könnten ihr den Dienst versagen, bevor sie sich aus diesem Gewimmel von Gläubigen befreien konnte, versuchte sie, die Stimme ihres Schattenmanns zu ignorieren. Aber mit ihrem wohl klingenden Timbre, das so tief und rau und schön war, wie sie schon fast erwartet hatte, hallte sie immer weiter in ihren Ohren.
    Unglaublich verführerisch und nahezu unerträglich irritierend, prägte sie sich ihr ein, stellte die merkwürdigsten Dinge mit ihren Sinnen an und brachte sie schließlich so vollkommen durcheinander, dass sie nicht m eh r richtig denken konnte.
    Eine erbärmliche Votivdiebin. Eine Beutelschneiderin.
    Sie atmete schnell und flach und hörte die Worte kaum— nur die goldene Wärme seiner einschmeichelnden Stimme.
    »Eine diebische Postulantin.« Die Worte entschlüpften Iains Lippen, obwohl er sich selbst nicht erklären konnte, wie dies möglich war, denn seine Kinnlade war mittlerweile so weit herabgefallen, dass sie den kalten Stein des Kathedralenbodens zu berühren schien.
    Zutiefst verblüfft starrte er die junge Frau in dem schlichten, von der Pilgerreise etwas schmutzigen Umhang an - die Frau, die er gerade erst als es erkannt hatte - als sie.
    Die Quelle seines Unbehagens der vergangenen Wochen.
    Der Grund, warum er mit jeder Faser seines Seins ganz unerklärlich angespannt gewesen war, warum ein fast schmerzhaftes Ziehen durch seine Lenden gegangen war und eine heftige sinnliche Erregung ihn erfasst hatte, je näher er der Kathedrale gekommen war.
    Und ihr.
    Einer zukünftigen Nonne und Votivdiebin!
    Iain starrte sie an, zu verblüfft über die Unwahrscheinlichkeit seiner Entdeckung und die unglaubliche Intensität seiner Reaktion auf ihre Nähe, um Atem holen zu können, ganz zu schweigen davon, vorzutreten und sie aufzufordern, ihm das Figürchen

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